Gleich neun Roboter sind auf dem Hof und in den Ställen der Sauerlandmilch eGbR in Brilon unterwegs. Vier von ihnen melken die Kühe, zwei füttern, zwei schieben die Laufflächen ab und einer übernimmt das Einstreuen der Liegeboxen. „Die Roboter bringen Kontinuität, sodass wir uns voll und ganz auf die 250 melkenden Kühe konzentrieren können“, erklärt Johannes Schütte, einer von zwei Betriebsleitern.
„Wir können den Betrieb im Notfall mit nur zwei Leuten schmeißen und bieten den Kühen eine bessere Umwelt. So erreichen wir pro Arbeitskraft die meiste Milch.“ Und das nicht nur, weil die Roboter einen großen Teil der Arbeit abnehmen, sondern auch, weil die Herde extrem leistungsstark ist: Im Durchschnitt gibt jede Kuh 13.800 kg Milch pro Jahr.
500 kg fertige Mischung pro Tag
Solche Leistungen brauchen guten Komfort. 2019 hat sich die eGbR für den Hetwin Astor entschieden. Gründe dafür waren Kontinuität und Effizienz. Er übernimmt den Bettenservice der melkenden Herde automatisch und streut täglich die vordere Hälfte der Tiefliegeboxen ein. Seitdem sind die Liegeflächen deutlich sauberer und der Verbrauch von Einstreumaterial ist gesunken.
Der Roboter mit 1,5 m3-Ladevolumen verteilt 500 kg fertige Mischung am Tag. Er fährt mithilfe eines 350 m langen Schienensystems über den Liegeboxen her. Die ausdosierte Menge lässt sich über die Fahrtgeschwindigkeit und über die Geschwindigkeit des Kratzbodens steuern. Magnete an den Schienen zählen die Radumdrehungen. „Durch die kleinen Mengen tragen die Kühe weniger Material aus den Boxen raus“, so Schütte. Er rechnet mit einem Strohverbrauch von 2 kg je Box und Tag und umgerechnet 1 bis 1,5 ct/kg Milch. Zweimal am Tag zieht das Team mit einer Forke den Kot aus den Boxen und begradigt sie.
Arbeitszeit gespart
Gestartet ist der Betrieb mit einer Einstreu aus Rindermist, Stroh und Kalk. Allerdings sind einige Kühe an E.coli-Mastitiden erkrankt. „Je feuchter die Liegefläche, desto schneller wachsen Bakterien und man muss öfter Nachstreuen“, so Schüttes Erfahrung. „Seit drei Jahren mischen wir je zur Hälfte eigenes Stroh und eine niederländische Fertigeinstreu aus Kalk, Tonmineralien und gemahlenem Stroh.“ Gemischt wird im Vorratsbehälter, der mit zwei liegenden Schnecken, 200 Messern und Gegenschneiden versehen ist. Pro Tag ist dazu ein Bund Langstroh notwendig und ca. 250 kg Fertigmischung. Das Befüllen dauert fünf Minuten.
„Vorher haben wir 30 min für die Mischung gebraucht und weitere eineinhalb Stunden mit drei Leuten, um die Kühe zu treiben, das Material zu holen und die Boxen zu machen. Parallel haben wir die Kühe durchs Klauenbad geschickt“, erinnert sich Schütte.
Die Unruhe im Stall haben die Kühe in ihrer Leistung gespiegelt: An Einstreutagen haben sie durchschnittlich 1 kg weniger Milch produziert. „Früher haben unsere Kühe sonntags die meiste Milch gegeben, weil im Stall nichts los war und sie ihre Ruhe hatten. Jetzt ist jeder Tag ein Sonntag“, erklärt der Betriebsleiter. Das Klauenbad ist nun auch automatisiert und direkt hinter dem Auslass des Melkroboters platziert.
Die Eutergesundheit hat sich durch den Roboter und die neue Einstreumischung verbessert und erreicht nun 120.000 Zellen/ml Milch im Herdenschnitt. Die Mastitisrate liegt unter 1 %.
Es muss einfach sein
Die größten Vorteile der Automatisierung sieht die eGbR in der Kontinuität – egal ob Erntewetter ist oder ein Mitarbeiter ausfällt – und in der Ruhe für die Tiere. Schütte erklärt: „Unsere Aufgabe ist es, zu schauen, dass alles funktioniert und die Technik läuft, damit die Kühe keinen Stress haben. Eine Störung sollte möglichst schnell behoben sein, damit die Kühe im besten Fall nichts davon mitbekommen.“
Das bringt den Nachteil mit sich, dass rund um die Uhr jemand erreichbar sein muss, falls die Technik streikt. Die Einstreuanlage ist der einzige Roboter, der nur tagsüber fährt, um bei Störungen direkt reagieren zu können. Das funktioniert unter anderem, weil die Anlage nicht voll ausgelastet ist und mehr als 500 Liegeboxen einstreuen könnte.
Johannes Schütte weiß, dass die Haltung auf Stroh arbeitsintensiv ist. Daher sind bereits die Frischmelkenden in Liegeboxen untergebracht. Die Boxen im Jungrinderstall streut er per Wurfgebläse und Hoflader vom Futtertisch aus ein, ebenso wie die Tiefstreuställe. Er sagt: „Es muss alles immer einfach sein, dann macht man es auch.“