Mit welchen Maßnahmen oder gar Futtermittelprodukten lassen sich Emissionen von Milchkühen reduzieren? Das wird im Rahmen der Klimadiskussionen immer wieder diskutiert. Ein Praxisversuch in der Schweiz, vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) mit dem Kanton Aargau und Agrovet Strickhof, zeigt nun: Pflanzenkohle als Futterzusatz für Milchkühe kann dabei nicht helfen.
Auch die Milchleistung der Tiere erhöhte sich im Versuch nicht. Ihren Wert und Nutzen kann die Pflanzenkohle aber durchaus in anderen Bereichen der Tierhaltung haben, so die Wissenschaftler.
Positiver Effekt laut Studie mit Kälbern
Das Pflanzenkohle möglicherweise einen positiven Einfluss auf den Methanausstoß hat, beruht auf einer Studie aus dem Jahr 2012, die in Südostasien mit Kälbern einer lokalen Rasse durchgeführt wurde. Bei diesen Tieren, hatte die Verfütterung von Pflanzenkohle einen positiven Effekt auf die Gewichtszunahme und reduzierte die Methanemissionen um 20 %.
Neuer Versuch: 1 % Pflanzenkohle ins Futter
Das wollten die Wissenschaftler in der Schweiz überprüfen. Der Versuch wurde mit laktierenden Kühen der Rasse Holstein durchgeführt. Die Tiere erhielten mit der täglichen Ration 230 g Pflanzenkohle, was 1 % der Futtertrockenmasse entspricht. Dabei wurde Pflanzenkohle mit dem Europäischen Pflanzenkohlezertifikat (EBC) verwendet.
Die Pflanzenkohle wurde von den Tieren gut gefressen. Bei jeder Kuh wurden Messungen einmal mit und einmal ohne Kohle im Futter gemacht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kohle keinen messbaren Effekt auf Methanemissionen, Futterverdaulichkeit, Milchleistung oder die allgemeine Gesundheit der Kühe hatte.
Kurzfristiger Effekt ausgeschlossen
Der Versuch zeichnet sich laut dem FiBL dadurch aus, dass er auf typische intensive Milchproduktionssysteme in Mitteleuropa zugeschnitten war. Die Methanemissionen und Gesundheitsdaten wurden erst nach einer längeren Angewöhnungszeit von einem Monat erhoben. Kurzfristige Effekte, die unmittelbar nach der Futterumstellung auftreten können, wurden so nicht berücksichtigt.
Das sei wichtig, da ein neuer Futterzusatz die Arbeit der Mikroorganismen im Pansen zunächst beeinträchtigt, wodurch diese weniger Methan produzieren. Nach einer Zeit der Angewöhnung kann die Verdauungsarbeit im Pansen aber wieder normal laufen, und auch die Methanemissionen erreichen dann wieder Normalwerte.
Weitere Forschung bestätigt Ergebnisse
Nahezu zeitgleich, aber unabhängig von der FiBL Studie, führte die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein in Österreich einen ähnlichen Versuch mit Milchkühen der Rassen Holstein und Simmental durch. Auch dort zeigte sich kein Effekt der Pflanzenkohle auf den Methanausstoß oder die Milchleistung der Kühe.
Pflanzenkohle kann als stabiler Kohlenstoffspeicher dennoch Teil einer Klimaschutzstrategie sein, wenn sie in landwirtschaftliche Böden eingearbeitet wird. Auch zur Behandlung von Verdauungsproblemen wie zum Beispiel Durchfallerkrankungen bei Jungtieren wird Pflanzenkohle von vielen Landwirt*innen gern und mit Erfolg eingesetzt.
Pflanzenkohle in anderen Bereichen sinnvoll
Die publizierte Studie gehört zum Projekt "Landwirtschaft – Klimaschutz und Klimaanpassung mit Pflanzenkohle", das offene Fragen zu Pflanzenkohle in der Landwirtschaft untersucht. Dieses Projekt ist Teil des Entwicklungsschwerpunkts Klimaschutz und Klimaanpassung (ESP Klima) des Kanton Aargau.