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Milchmarkt bis 2050: Stehen der Milch goldene Zeiten bevor?

Die Nachfrage nach Milch wird global betrachtet steigen. Auch der Wettbewerb um Milch wird zunehmen. Zeitgleich sinkt die Zahl der Milchkuhbetriebe. Das prognostiziert Dr. Torsten Hemme vom IFCN.

Lesezeit: 4 Minuten

Dr. Torsten Hemme ist Gründer des IFCN Dairy Research Networks in Kiel. Er befasst sich mit den globalen Strukturen der Milchwirtschaft und wagte bei den Kieler Milchtagen eine Prognose für 2050.

Herr Dr. Hemme, Sie sprachen bei den Kieler Milchtagen von „Goldenen Zeiten“ der Milchwirtschaft. Auf welchen Zeitraum beziehen Sie sich?

Hemme: Von 2000 – 2022 stiegen Nachfrage und Produktion von Milchprodukten weltweit um 40 %. Der Weltmarktpreis für Milch erhöhte sich in dem Zeitraum um 60 %. Gemessen am Indikator Wachstum können wir rückblickend von goldenen Zeiten sprechen.

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Sind die Zeiten des Wachstums vorbei?

Hemme: Die IFCN-Prognosen im ­Scenario Pro-Milch gehen davon aus, dass die globale Nachfrage von Milchprodukten bis 2050 weiter ansteigt, genau gesagt um weitere 40 %.

40 % mehr Nachfrage bei gleichzeitig lauter werdenden Rufen nach weniger Tierhaltung und mehr Klimaschutz. Glauben Sie wirklich daran?

Hemme: Ja. Die Nachfrage steigt, weil die Weltbevölkerung zunimmt und ­damit der Konsum pro Kopf. Wir beobachten zwar seit Jahren rückläufige Zahlen, was den Trinkmilchkonsum betrifft, diese werden aber überkompensiert mit dem Nachfragewachstum von anderen Milchprodukten. In der Vergangenheit sahen wir global ein Nachfrageplus von etwa 2,5 % pro Jahr.

Wie passt das zusammen mit ­Vegan-Trends?

Hemme: Es gibt zwar laute Aktivisten mit starken Botschaften, bisher sehen wir aber keinen Rückgang der Milchnachfrage. Interessanterweise ist der Pro-Kopf-Konsum von Milchprodukten in der EU und den USA in den ­letzten zehn Jahren nicht gesunken, sondern um rund 10 % gestiegen. In ärmeren Ländern sehen wir zum Teil deutlich höhere Wachstumsraten, sofern das Einkommen vorhanden ist.

Wie wird es trotz Strukturwandel gelingen, 40 % mehr zu produzieren?

Hemme: 40 % Wachstum bedeutet, dass wir bis 2050 weltweit zusätzlich viermal die jährliche Milchmenge der USA produzieren müssten. Das ist bei den jetzigen politischen Rahmenbedingungen und dem jetzigen Preisniveau sicherlich schwierig zu realisieren. Das IFCN geht in seinen Prognosen allerdings von einem Anstieg des Milchpreisniveaus aus. Davon profitieren die Landwirte. Molkereien müssen sich in vielen Regionen auf mehr Wettbewerb um den Rohstoff Milch einstellen. Das ist ein Paradigmenwechsel, auf den sich die Milchwirtschaft vorbereiten sollte.

Wie wird sich unter den Bedingungen die Struktur der Höfe verändern?

Hemme: In den IFCN-Prognosen gehen wir 2050 auf globaler Ebene von rund 20 % weniger Kühen aus. Die globale durchschnittliche Milchleistung steigt um 80 %, das heißt von 2.500 kg auf 4.500 kg/Kuh und Jahr. Die Zahl der Betriebe wird weiter sinken und die Betriebsgrößen erheblich steigen. Hier sind die Trends aber von Land zu Land sehr unterschiedlich.

Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Ihre Prognose tatsächlich so eintritt?

Hemme: Natürlich gibt es bei allen Prognosen erhebliche Unsicherheiten. Ich vermute aber, dass wir nicht ganz falsch liegen. Ein Beleg dafür ist, dass das, was wir 2011 für 2025 an Milchmengen prognostiziert hatten, 2021 bereits erreicht war.

Für mich sind gute Prognosen ein kontinuierlicher Prozess. Im IFCN geschieht dies durch eine jährliche Aktualisierung und einem kontinuierlichen Dialog mit Akteuren der Milchwirtschaft. Derzeit nutzen über 130 milchwirtschaftliche Unternehmen weltweit unsere Datenbanken und Prognosen für ihre Planungen.

Wie können Landwirte und Molkereien vom weltweiten Wachstum der Milchnachfrage profitieren?

Hemme: Um vom Wachstum zu profitieren, braucht es für die jeweilige Region zukunftstaugliche Milchproduktionssysteme. Diese Systeme sollten, sehr allgemein gesprochen, folgende Kriterien gleichzeitig erfüllen: 1. gut für den Planeten, 2. attraktiv für die nächste Generation von Landwirten, 3. akzeptiert von Konsumenten. Das ist alles andere als einfach, aber es wird sich lohnen.

Was ist das IFCN?

Das IFCN ist ein weltweit tätiges Forschungsnetzwerk für die Milchwirtschaft. Derzeit beteiligen Wissenschaftler aus über 100 Ländern und zahlreiche Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette Milch. Ein Team von 20 Mitarbeitern in Kiel koordiniert die Arbeit.   

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