Für welches Nachhaltigkeitsziel entscheiden sich Verbraucher beim Kauf von Lebensmitteln: Das Tierwohl, den Umweltschutz oder doch ihre eigene Gesundheit? Diesen Konflikt haben Wissenschaftler der Universität Bonn in einer Studie untersucht.
Demnach sind Konsumenten eher bereit, mehr Geld für eine Salami mit dem Label „Antibiotikafrei“ auszugeben als für eine Salami mit der Auszeichnung "Offener Stall“. Die Forscher leiten daraus ab, dass die persönliche Gesundheit für die Menschen beim Lebensmittelkauf wichtiger ist als der Tierschutz.
Tierschutz vs. menschliche Gesundheit
In der Studie haben die Wissenschaftler diese drei Zielkonflikte genauer untersucht:
- Tierschutz im Vergleich zu Umweltschutz,
- menschliche Gesundheit gegenüber Tiergesundheit und
- menschliche Gesundheit gegen Tierschutz.
Die Befragten wurden in drei Versuchsgruppen eingeteilt. Eine Gruppe der Befragten erhielt Informationen über die Vorteile der Haltungsbedingungen von Schweinen, die gemäß den Kriterien von zwei frei erfundenen Labeln gehalten werden:
- dem “Offenstall”-Label, das den Tierschutz fördern soll und
- dem “Antibiotikafrei”-Label, das zum Schutz der menschlichen Gesundheit beitragen soll.
Der zweiten Versuchsgruppe teilten die Forscher nicht nur die Vorteile, sondern auch mögliche negativen Auswirkungen der Haltungsbedingungen mit. Eine dritte Kontrollgruppe bekam keine spezifischen Informationen über die Haltung der Tiere.
Anschließend simulierten die Forscher eine tägliche Einkaufssituation im Supermarkt. Die Befragten wurden gebeten, sich insgesamt dreimal zwischen zwei Salamiprodukten mit unterschiedlichen Nachhaltigkeitszielen zu entscheiden. Außerdem sollten die Verbraucherinnen und Verbraucher Angaben zur Zahlungsbereitschaft für das jeweilige Produkt machen.
Nachhaltigkeit ist Kaufargument
Das Ergebnis: Die meisten Probanden entschieden sich für eine Salami mit einem Nachhaltigkeitslabel und waren bereit, mehr Geld dafür auszugeben. Die Zahlungsbereitschaft für eine Salami mit dem Label „Antibiotikafrei“ war dabei höher als die für eine Salami mit dem Label “Offenstall”.
In der Gewichtung der drei Zielkonflikte waren Tierschutzerwägungen für die Testpersonen jedoch wiederum wichtiger als der Umweltschutz. Laut der Studie ist vor allem der Preis der Lebensmittel entscheidend dafür, ob sich Verbraucher für die nachhaltigere Alternative zu entscheiden.
Effekt der Informationen unterschiedlich
Bei der Testgruppe, die ausschließlich Informationen zu den Vorteilen der Haltungsbedingung erhielt, stieg die Zahlungsbereitschaft für die Salami aus Freilandhaltung im Vergleich zur nicht gekennzeichneten Salami an, für die antibiotikafreie Salami nicht. Die Forscher interpretieren daraus, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die “antibiotikafreie” Tierproduktion als vorteilhaft für ihre eigene Gesundheit wahrnehmen.
Dieser Vorteile werde aber scheinbar durch das Label selbst ausreichend deutlich, so dass die zusätzliche Informationen die Verbraucher nicht weiter beeinflussen konnten. Im Gegensatz dazu sind sich die Konsumenten über die positive Wirkung eines offenen Stalls auf das Wohlergehen der Tiere möglicherweise weniger bewusst. In diesem Fall konnten die positiven Informationen das Wissen und damit die Zahlungsbereitschaft für die Salami aus Offenstallhaltung erhöhen.