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topplus Tipps zur Schlachtabrechnung

Kontrolle lohnt sich: Wenn das AutoFOM-Gerät ausfällt

Wenn im Schlachthof das AutoFOM Gerät zeitweise ausfällt, nutzen einige Viehvermarkter die Gunst der Stunde und rechnen mit den falschen MFA-Werten ab – zum Nachteil der Mäster.

Lesezeit: 4 Minuten

Rund um Schlachtabrechnungen greifen Schlachtunternehmen und Viehvermarkter immer wieder tief in die Trickkiste. Zusammen mit Vermarktungsexpertin Christa Niemann stellt top agrar in der Serie „Tipps zur Schlachtabrechnung“ solche Fälle aus der Praxis vor und gibt Tipps, wie Sie sich schützen können.

Christa Niemann war lange Jahre beratend für den Erzeugerring Westfalen, den Deutschen Bauernverband und die
IQ-Agrar Service GmbH tätig. Aktuell betreut sie das Managementtool „PIGonomic“ der Firma Meier-Brakenberg, das die Wertschöpfung in der Schweinemast optimiert und prüft weiterhin Schlachtabrechnungen.

In den Schlachthöfen mit ausschließlicher AutoFOM-Klassifizierung kommt es hin und wieder vor, dass das Klassifzierungsgerät zeitweise ausfällt. In größeren Schlachtbetrieben passiert dies mitunter sogar mehrfach am Tag.

So auch im vorliegenden Fall. Auch hier fiel das AutoFOM-Gerät vorübergehend aus. Von der Lieferpartie eines Schweinemästers, nennen wir ihn Heinz Finke (Name geändert), waren die letzten vier von insgesamt 110 Schweinen betroffen.

MFA-Ersatzgerät kommt zum Einsatz

Nach der Verordnung über gesetzliche Handelsklassen ist der Schlachthof beim Ausfall des AutoFOM-Gerätes verpflichtet, die Schlachtkörper mit einem Ersatzgerät zu klassifizieren. Häufig sind das dann Geräte, die den FOM-Muskelfleischanteil (MFA) der Schweine bestimmen. Dieser MFA-Wert ist jedoch nur für das Ermitteln der von der EU geforderten Handelsklasse erforderlich.

Der sogenannte FOM-MFA müsste anders als die übrigen mit dem AutoFOM klassifizierten Tiere mit einer FOM-Maske abgerechnet werden (Basis 57 bzw. 58 % MFA). Tatsächlich werden diese Tiere aber mit der bei den übrigen Tieren verwendeten AutoFOM-MFA-Maske abgerechnet (Basis 59 bzw. 60 % MFA). Alternativ weisen Schlachthöfe mittlere Teilstückgewichte und mittlere Indexpunkte bzw. den mittleren MFA-Wert der aktuellen Partie zu. Falls dies nicht möglich ist, wird manchmal der Durchschnitt der letzten drei gelieferten Partie genommen.

Fleisch- und Speckmaße fehlen

In Übersicht 1 sind die Schlachtgewichte der vier vom Ausfall des AutoFOM-Gerätes betroffenen Schweine von Heinz Finke aufgeführt. In den Folgespalten sind dann die aus den Schlachtgewichten errechneten Gewichte der Teilstücke aufgeführt. Fleisch- (FM) und Speckmaße (SM) liegen aufgrund des Geräteausfalls nicht vor. In den letzten beiden Spalten stehen dann die vom Schlachthof zugewiesen Indexpunkte (IP/kg) und die Muskelfleischprozente (MFA,%).

Übersicht 1: Eigene Auswertung Christa Niemann – Datenquelle IQ-Agrar Portal

Die in Übersicht 1 angegebenen und zum Teil errechneten Werte übermittelt der Schlachthof an die Viehhändler und an das Portal von IQ-Agrar. Die meisten Viehhandelsunternehmen übernehmen die MFA-Werte, die die Schlachthöfe den betroffenen Tieren zugewiesen haben und rechnen diese Schlachtkörper wie den Rest der Lieferpartie nach AutoFOM-Maske ab, also auf Basis von 59 % MFA.

Falsche MFA-Werte für die Abrechnung genutzt

Allerdings machen das nicht alle Viehhandelsunternehmen. Einige nutzen auch die vom Ersatzgerät tatsächlich ermittelten MFA-Werte, rechnen aber trotzdem nach AutoFOM-Maske (59 % bzw. 60 % MFA) ab, obwohl für diese Schweine eigentlich eine andere Abrechnungsmaske auf Basis von 57 bzw. 58 % MFA angewendet werden müsste.

Das Problem ist, dass die vom Schlachthof übermittelten MFA-Werte in der Regel deutlich höher ausfallen als die mit dem Ersatzgerät ermittelten Werte, wie Übersicht 2 deutlich zeigt. Beispiel: Bei dem ersten Schwein mit einem Schlachtgewicht von 93,1 kg betrug der mit dem Ersatzgerät ermittelte MFA-Wert 58,4 %. Der vom Schlachthof an das Portal gemeldete, mittlere MFA-Wert hingegen betrug 60,05 %.

Übersicht 2: Minderlös durch Nutzung der falschen MFA-Werte

Das schlägt sich, wenn man für beide Werte die gleiche AutoFOM-Maske verwendet, natürlich im Erlös pro Schwein nieder. Bei diesem Tier fehlen dem Mäster dadurch 2,80 €. Und für alle vier Schweine zusammen beträgt der Mindererlös 12,86 €! Fällt das Klassifizierungsgerät über einen längeren Zeitraum aus, kann sich der Fehlbetrag schnell auf mehrere hundert Euro summieren!

Unser Tipp: Kontrollieren Sie die Abrechnung genau!

Mäster sollten die Abrechnung Ihres Viehvermarkters daher genau unter die Lupe nehmen. Es lohnt sich! Ob die Schweine per AutoFOM klassifiziert wurden, erkennt man an den Fleisch- (FM) und Speckmaßen (SM). Fehlen Sie, ist das Gerät bei diesen Tieren ausgefallen und die MFA-Werte wurden mit einem Ersatzgerät gemessen!

Die Sache hat jedoch einen Haken: Auf der normalen Schlachtabrechnung tauchen die Fleisch- und Speckmaße gar nicht auf, da sie für die Bezahlung nicht relevant sind. Zur besseren Kontrolle sollten die Schlachtabrechnungen mit den Auswertungen im IQ-Agrar Portal verglichen werden, ein Indiz ist das Fehlen von Fleisch- und Speckmaßen in der Wiegeliste.

Fehlen hier die Fleisch- und Speckmaße, deutet dies auf einen Ausfall des AutoFOM-Gerätes hin. In der Abrechnung ihres Viehhandelsunternehmens müssen sie dann darauf achten, dass hier auch wirklich die vom Schlachthof zugeordneten MFA-Werte benutzt werden.

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