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Erfolgreicher Umbau: Schweinehalter profitiert vom neuen Deck- und Abferkelstall

Sauenhalter müssen ihr Deckzentrum bis zum 9.2.2029 umgebaut haben. Verpflichtend sind dann 5 m2 pro Sau. Familie Balder hat den Umbau im Deckzentrum bereits jetzt fertig und ist sehr zufrieden.

Lesezeit: 6 Minuten

„Wir sind sehr zufrieden mit unserer frühzeitigen Entscheidung zum Umbau. Vor allem in Sachen Arbeitsqualität profitieren wir davon“, erklären Vater Hartmut und Sohn Tim Balder.

Der Betrieb im Landkreis Grafschaft Bentheim in Niedersachsen hält 220 BHZP db.Viktoria-Sauen im 3-Wochenrhythmus im geschlossenen System. Die Sauengruppen umfassen ca. 32 Tiere. Hartmut Balder belegt sie mit dem Sperma von Pietrain-Ebern. Alle aufgezogenen Ferkel mästet die Familie selbst. Zusammen mit einem Auszubildenden und einem Mit­arbeiter bewirtschaftet das Vater-Sohn-Duo zusätzlich 150 ha Ackerland.

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Tim Balder wird nach seinem Abschluss zum Staatlich geprüften Agrarbetriebswirt in den Betrieb einsteigen. Somit war die Betriebsnachfolge geregelt und es stand fest, dass sie in Zukunft neu- bzw. umbauen müssen, um den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen.

Planung und Vorbereitung

Am alten Abferkelstall und Deckzen­trum war schon einige Jahre nichts mehr gemacht worden. Zuletzt investierten Balders in das Flatdeck und die Mastställe. Die Entscheidung, den Umbau des Deckzentrums schon 2020 in Angriff zu nehmen, hing mit den Be­willigungsfristen im Bundesprogramm Stallumbau zusammen. Laut diesem musste das Bauvorhaben bis zum 31. Dezember 2022 abgeschlossen sein. Während der Bauphase verlängerte das Ministerium die Frist noch mal um sechs Monate. Dieses Programm war der Vorgänger des aktuellen Bundesprogramms Umbau der Tierhaltung.

Bevor Balders ihr Projekt starteten, berieten sie sich zunächst mit dem Beratungsring Grafschaft Bentheim aus Neuenhaus. Nach kurzer aber reiflicher Überlegung und intensivem Austausch mit anderen Sauenhaltern, die ebenfalls an der gleichen Förderung teilnehmen wollten, reichte die Familie im No­vember 2020 den Bauantrag ein und bekam im April 2021 die Genehmigung. Johanna Sievering vom landwirtschaftlichen Planungsbüro der Norddeutschen Bauernsiedlung in Meppen unterstützte sie dabei maßgeblich.

„Loben muss ich neben unseren Beratern auch den Landkreis Grafschaft Bentheim sowie die Stadt Nordhorn. Die zuständigen Mitarbeiter haben sich dafür eingesetzt, dass wir die Genehmigung schnell bekommen“, erklärt der 52-Jährige zufrieden.

Umnutzung von Gebäuden

Im Juni 2021 startete zunächst der Bau des neuen Abferkelstalls. Darin befinden sich jetzt 72 Bewegungsbuchten mit jeweils 2,40 m Breite und 3 m Länge. Die Buchten sind somit insgesamt 7,2 m2 groß. Bei der Stalleinrichtung und Lüftung arbeitete die Familie eng mit den Firmen Stalleinrichtung Ensta und Lüftungstechnik Lohmann zusammen. Die Trockenfütterung der Sauen und die Flüssigfütterung der ­Ferkel hat die Firma Weda geliefert.

Etwa ein Jahr nach Baubeginn startete dann der Umbau des alten Ab­ferkelstalls zum Deckzentrum. Familie Balder entfernte die gesamte Stalleinrichtung sowie die Wände im Güllekeller überwiegend in Eigenleistung. Übrig blieben am Ende nur die Bodenplatte und die Stallhülle mit Dach.

Nach den Abrissarbeiten baute eine Fachfirma ein Slalomsystem auf die alte Betonplatte. Dazu wurden neue Betonwände gegossen. Im neuen Deckzentrum stehen nun 42 Selbstfangbuchten in Doppelreihe. Jede Bucht ist 72,5 cm breit und 2,10 m lang. Zwischen den beiden Buchtenreihen liegen 3,56 m.

Strohauslauf angebaut

An das Deckzentrum schließt sich im Außenbereich der Strohauslauf an. Dieser ist rund 90 m2 groß und komplett mit Stroh eingestreut. Fasst man den ­Innen- und Außenbereich zusammen, stehen jeder Sau damit die gesetzlich vorgeschriebenen 5 m2 zur Verfügung.

Wo sich die Sauen vor und nach dem Besamen lieber aufhalten, überlässt ­Familie Balder den Tieren selbst. Die Sauen können frei zwischen dem Innen- und Außenbereich pendeln. Hartmut und Tim Balder beobachten, dass die Sauen die Stroharena oft und gerne annehmen. Ab etwa 25 °C ziehen sich die Sauen jedoch meist in die Selbstfangbuchten im Stall zurück. Dort wirken die Betonspalten und die Frischluft­zufuhr vor Kopf der Sauen kühlend.

Förderung senkt Kosten

Um die umfangreichen Umbauarbeiten  finanzieren zu können, nahmen Balders insgesamt 1,25 Mio. € in die Hand. Davon flossen 250.000 € in den Umbau des Deckzentrums und 950.000 € in den Neubau des Abferkelstalls. Weitere 50.000 € mussten sie für Bearbeitungsgebühren zahlen, die z. B. im Rahmen der Neu- und Umbaugenehmigung entstanden sind. 40 % der gesamten Kosten finanzierten sie über das Bundesprogramm Stallumbau.

Mit der Förderung ist die Familie im Großen und Ganzen zufrieden. „500.000 € Zuschuss helfen bei der ­Bewerkstelligung der Baumaßnahmen schon ein gutes Stück weiter“, erklärt Hartmut Balder. Kein Problem war für ihn auch die Vorgabe, dass er den Tierbestand nicht aufstocken durfte. Eine Erhöhung hätte die BImSch-Genehmigung des Betriebes im Mastbereich gefährdet. „Das wollten wir nicht“, berichtet er.

Auch die Kontrollen durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) verliefen reibungslos. „Es gab keine Beanstandungen und wer Geld vom Staat annimmt, muss akzeptieren, dass dieser kontrolliert, ob alles rechtmäßig genutzt wurde“, betonen Vater und Sohn.

Zufrieden mit der Leistung

Bereut haben die beiden niedersäch­sischen Schweinehalter ihre Entscheidung nicht. Größtenteils läuft die Produktion so, wie sie sich das vorgestellt haben. Die Tiere sind durch die überdachte Stroharena ruhiger geworden. „Auf Stroh verlaufen die Rangeleien nach dem Absetzen zudem deutlich glimpf­licher“, erklärt Hartmut Balder.

Die Stroharena misten sie alle drei Wochen mit dem Radlader aus und streuen sie mit Gerstenstroh neu ein. Einen Teil des Strohs schleppen die Sauen immer mit in den Innenbereich. Doch dank des Slalomsystems funktioniert das Güllesystem sehr gut.

Die biologischen Leistungen haben sich seit dem Umbau leicht verbessert. Pro Sau und Jahr setzen Balders im Schnitt 31 Ferkel ab. Im Deckzentrum arbeiten sie nach einer festen Routine. „Alle drei Wochen setzen wir montags die Ferkel ab. Bis mittwochs laufen die Sauen frei im Deckzentrum und in der Arena. Am Donnerstag besamen wir die frührauschenden Sauen zum ersten Mal, das sind ca. 25 % der Gruppe“, erklärt Hartmut Balder. Am Freitag um 14.00 Uhr, am Samstag um 10.00 Uhr und am Sonntag um 8.00 Uhr führen sie dann die regulären Besamungen durch. Nach der letzten Besamung lassen sie die Sauen wieder aus den Buchten frei. Dieses Vorgehen hält die Umrauscherquote konstant bei ca. 9 %.

Tipps für Berufskollegen

Gute Erfahrungen haben die beiden auch mit den Bewegungsbuchten im neuen Abferkelstall gemacht. Nach dem Öffnen der Kastenstände kom­munizieren und interagieren die Sauen besser mit den Ferkeln. Dadurch sind die Ferkel entspannter.

Gestiegen ist jedoch der Reinigungsaufwand. Balders benötigen heute 50 % mehr Zeit, um den Abferkelstall zu waschen. „Es ist einfach mehr Fläche, das darf man nicht unterschätzen“, fügt Hartmut Balder hinzu.

Dadurch, dass die Familie die Umbauten bereits durchgeführt hat, sind Vater und Sohn inzwischen beliebte Ansprechpartner für Berufskollegen. „Wir konnten einigen Ferkelerzeugern bereits Tipps mit auf den Weg geben, worauf man achten sollte“, erklärt Tim Balder. Der 21-Jährige rät: „Den Abferkelstall sollte man in jedem Fall neu bauen. Die Buchtenstrukturierung ist in Altgebäuden nur sehr schwierig umzusetzen. Alte Stallgebäude eignen sich dafür hervorragend für den Umbau zum Wartestall oder zum Deckzentrum. Dort ist man nicht so sehr auf bestimmte Maße angewiesen“, erklärt der junge Landwirt.

Die Familie empfiehlt auch die Stroharena. Dort fühlen sich Sauen einfach wohl und sind gelassener. „Aus heutiger Sicht würden wir diesen Schritt ­wieder wagen“, sind sich Hartmut und Tim Balder einig. „Wir würden lediglich sicherstellen, dass mehr Leute zum Anpacken da sind“, fügt Hartmut Balder zwinkernd hinzu.

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