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topplus EG-Südbayern-Vorstand

„Wir wollen möglichst viele Betriebe in der ITW halten.“

Für die neuen ITW-Vorgaben müssen Landwirte investieren. Viele liebäugeln mit dem Ausstieg. Die EG Südbayern um Vorstand Franz Beringer will die Betriebe unbedingt im ITW-System halten.

Lesezeit: 4 Minuten

Herr Beringer, mit jährlich knapp 1 Mio. vermarkteten Schlachtschweinen gehört die EG Südbayern zu den größten Erzeugergemeinschaften in Deutschland. Wie viele Ihrer Mitglieder produzieren Schweine nach ITW-Standard und wie viele ITW-Schweine vermarkten Sie jährlich?

Franz Beringer: Momentan werden in der EG Südbayern knapp ein Drittel der Schweine von 150 Betrieben nach den Vorgaben der Initiative Tierwohl (ITW) gemästet. Weitere 6 % der Tiere entsprechen mittlerweile der Haltungsformstufe 3 (HF3). Die HF3-Betriebe sind alle auch ITW-zertifiziert. Der Löwenanteil unserer Betriebsleiter mästet Schweine, die nach den Vorgaben von QS gehalten werden.

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Etwa 15 % unserer Betriebe liebäugeln mit dem ITW-Ausstieg.

Die Anforderungen der ITW steigen mit der neuen Programmphase 2025 weiter. Das verärgert viele Landwirte. Wie viele Ihrer Mitglieder bzw. Lieferanten steigen aus der ITW aus

Beringer: Ich schätze, dass 15 % unserer Betriebe bis Jahresende aus der ITW aussteigen werden. Meine Kolleginnen und Kollegen in den Geschäftsstellen und draußen auf den Betrieben suchen derzeit intensiv das Gespräch mit den Landwirten. Wir hoffen, von den 15 % ausstiegswilligen Mästern möglichst viele Betriebsleiter vom Verbleib in der ITW überzeugen zu können.

Die ITW bietet als Alternative eine Pause an. Was halten Sie davon?

Beringer: Davon halte ich gar nichts. Landwirte sollten die von der ITW angebotene halbjährige Pause nicht nutzen! Wir brauchen ab Januar 2025 die jetzt vorhandenen ITW-Schweine. Bei uns im Süden läuft zum Beispiel das Regionalprogramm GQ-Bayern sehr gut. Geprüfte Qualität (GQ) Bayern ist ein Qualitäts- und Herkunftssicherungssystem für pflanzliche und tierische Lebensmittel aus der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung.

Entscheidend für uns als Erzeugerorganisation mit angeschlossener Schlachtung ist, gegenüber unseren Abnehmern lieferfähig zu bleiben. Wir müssen Liefersicherheit garantieren! Daher besteht bei uns für die meisten ITW-Schweine auch eine Abnahmegarantie. Wir haben alle unsere ITW-Landwirte mit Verträgen ausgestattet. Der Vertrag besteht zwischen dem Landwirt und der EG Südbayern. Die EG Südbayern wiederum besitzt Abnahmeverträge mit den angeschlossenen Schlachtbetrieben.

Diese Verträge haben sich insbesondere in den Coronajahren und zu ASP-Zeiten bewährt. Diese gelebte Partnerschaft jetzt aufzugeben wäre unklug, da insbesondere die weitere Entwicklung beim Thema ASP unkalkulierbar ist. In Bayern steht die ASP seit dem Ausbruch in Hessen quasi an der Landesgrenze.

Immer neue ITW-Kriterien, das ärgert die Landwirte.

Warum wollen überhaupt so viele Schweinehalter die ITW verlassen?

Beringer: Ein Grund sind die höheren Vorgaben, die in der neuen Programmphase ab 2025 gelten. Neben dem höheren Platzangebot von 12,5 % stellt unsere Mitglieder der Einbau der Strukturelemente in den Mastbuchten vor Probleme. Viele Schweinemäster sehen deutlich höhere Kosten auf sich zukommen und denken darüber nach, wieder Schweine nach QS-Standard zu mästen. Der Schlachtschweinepreis passt und die Auflagen sind deutlich geringer.

Groß ist die Verärgerung auch deshalb, weil sich die Kriterien so oft ändern. Ein großes Ärgernis ist insbesondere die späte Festlegung der neuen Kriterien. Viele Bauern können z.B. Strukturelemente in den Mastbuchten gar nicht rechtzeitig einbauen, weil sie viel zu spät erfahren haben, welche zur Auswahl stehen. Lieferschwierigkeiten der Hersteller z.B. bei Kontaktgittern oder Strohraufen machen die Situation nicht einfacher.

Angeblich läuft die Nachfrage nach ITW-Ware zusehends schleppend, der Markt scheint gesättigt zu sein. Der Handel will nur noch deutsche ITW-Schweine haben. Dann müsste die EG Südbayern mit 100 % deutscher Herkunft doch im Vorteil sein. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Beringer: Ich bin da recht gelassen. Wir haben bei unseren großen Abnehmern eine nahezu konstante Nachfrage nach ITW-Schweinen in Verbindung mit Regionalität. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach HF3-Schweinen. Auch in diesem Segment zieht die Kombination „höhere Tierwohlstandards“ plus „Regionalität und/oder Strohhaltung“.

Wir brauchen in der neuen Programmphase eine Übergangszeit.

Was fordern Sie von den Akteuren der ITW bzw. der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung, um die beschriebenen Folgen abzufedern?

Beringer: Die endgültige Festlegung der Kriterien kam viel zu spät. Für viele Betriebe ist die fristgerechte Umsetzung nicht möglich. Wie wollen sie in wenigen Wochen ein Umbaukonzept erstellen und das Material rechtzeitig einbauen, wenn noch Schweine im Stall stehen? Und wie wollen sie die Fristen einhalten, wenn ihnen der Hersteller sagt, dass es Lieferschwierigkeiten gibt? Die ITW hätte viel früher Klarheit schaffen müssen.

Ich meine, dass die ITW den Landwirten angesichts der Probleme unbedingt die Möglichkeit einräumen muss, dass die ersten drei Monate des neuen Jahres als Übergangszeit anerkannt werden. In dieser Zeit sollten die alten Kriterien eingehalten werden müssen, die neuen aber noch nicht alle umgesetzt sein müssen. Alles andere wird nur dazu führen, dass die Schweinehalter der ITW den Rücken zukehren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in der Bonner Geschäftsstelle gewünscht ist.

 

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