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„Wir züchten Ferkel und Larven“

Familie Krug hält 750 Sauen und 2.500 Mastschweine auf drei Standorten. Zudem betreibt sie eine Biogasanlage und mästet neuerdings Insekten. Wie schafft sie das?

Lesezeit: 7 Minuten

Fazit

  • Der Familienbetrieb Krug hält an drei Standorten in Franken 750 Sauen und 2.500 Mastschweine.

  • Zum Betrieb gehören noch eine ­Biogasanlage und die Insektenmast.

  • Der Familienverbund wird als große Stärke betrachtet.

  • Alle Familienmitarbeiter setzen ­Entscheidungen konsequent um.

Wer eine Sauenanlage mit 750 Plätzen in 140 km Entfernung vom eigenen Hof kauft, braucht nicht nur viel Mut, sondern auch großes Vertrauen in seine Managementfähigkeit. Kim Krug (34) hat beides.

Die junge Schweinehalterin stand 2017 vor der Frage, wie es mit der Sauenhaltung im Betrieb weitergehen sollte. Sie hielt mit ihrem Mann, ihrer Schwester und ihren Eltern 250 Sauen im ge­­schlossenen System. Der Maststall mit 2.500 Plätzen befindet sich auf der ausgesiedelten Hofstelle. Zudem betreibt die Familie dort eine Biogasanlage. Zum Betrieb gehörte damals noch eine Milchviehherde mit 80 Kühen.

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Als dann in Bibergau bei Würzburg eine moderne Anlage mit 750 Sauen- und 2.300 Aufzuchtplätzen zum Verkauf angeboten wurde, griff Kim Krug nach kurzer Überlegung zu. Eine Herausforderung war neben der Größe der Anlage auch die weite Entfernung zum Betriebssitz im mittelfränkischen Döckingen.

Die Landwirtin war mit großen Tierbeständen vertraut und hatte das Kalku­lieren gelernt. Eineinhalb Jahre ihrer Ausbildung verbrachte sie in einer familiengeführten Agrargenossenschaft in Brandenburg. Später absolvierte sie in Triesdorf die zweijährige Ausbildung zur staatlich geprüften Technikerin für Landbau.

Prägung durch die Eltern

Eine ganz entscheidende Prägung für ihre unternehmerische Einstellung be­­kam Kim Krug durch ihre Eltern. „Sie haben mich immer unterstützt und nie verurteilt“, lobt die Schweinehalterin. „Und mein Vater hat mir schon früh beigebracht, alles aufzuschreiben, zu planen und ökonomisch durchzurechnen.“

2018 haben Krugs dann die Sauenanlage übernommen und dafür die Milchviehhaltung trotz einer Herdenleistung von 10.000 kg eingestellt. Anfangs haben der frühere Besitzer und dessen Frau den Stall noch in Vollzeit mitbewirtschaftet. Aktuell beschäftigt Kim Krug dort einen Betriebsleiter, ein rumänisches Ehepaar, sowie die Frau des früheren Betriebsleiters mit einer 50 %-Stelle.

147 Abferkelplätze

Die Anlage hat 147 Abferkelplätze. Die meisten davon sind als Bewegungsbuchten mit einer Fläche von 7,2 m2 ausgeführt. Die Abferkelbuchten haben eine Abruffütterung, die die Sauen durch das Stoßen ihrer Nase an einen Pendelsensor im Auslaufrohr bedienen.

Bei jeder Berührung dosiert der Automat eine kleine Menge Futter nach. So können die Sauen über den Tag verteilt viel Futter aufnehmen. Andererseits bleiben wegen der kleinen Portionen kaum Futterreste im Trog. Bernd Probst, der Krugs seit fünf Jahren produktionstechnisch berät, sieht das als großen Vorteil: „Das senkt die Futterverluste und den Aufwand fürs Reinigen der Tröge.“

"Erkrankungen sind früher zu erkennen"

Kim Krug hebt noch ein weiteres Detail hervor: „Wenn Tiere nur einen Teil der vorgesehenen Futtermenge abrufen, leuchtet eine Warnlampe über der Bucht gelb oder rot. So können wir frühzeitig sehen, um welche Tiere wir uns besonders kümmern müssen.“ Bei diesen Sauen wird dann Fieber gemessen. Erkrankungen wie Milchfieber seien so zwölf ­Stunden früher zu erkennen als bisher, sagt die Schweinehalterin. Das habe dazu geführt, dass der Antibiotikaverbrauch deutlich zurückgegangen sei.

Mit den Topigs Sauen, die mit Duroc-Ebern besamt werden, setzt der Betrieb aktuell über 30 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Weil sie die Ferkelzahl erhöhen will, wechselt sie aktuell die Genetik und stellt auf Camborough-Sauen von PIC um.

Der Betrieb remontiert seine Jungsauen mit einer Nukleus-Herde selbst. Die Sauen stehen auf dem Kohnhof, einem weiteren Aussiedlungsstandort, den Krugs 2004 gekauft haben. Dort befindet sich ein weiterer Ferkelaufzuchtstall mit 2.100 Plätzen.

Jungsauen statt Kühe

Die Jungsauen zieht die Familie an der Althofstelle im früheren Kuhstall auf, den sie zum Schweinestall umgebaut hat. Die Tiere werden dort besamt und am 23. Tag nach dem Belegen nach Bibergau ge­fahren. Dort bleiben sie vier Wochen in Quarantäne, bevor sie in den Wartestall kommen.

Die Sauenherde fahren Krugs im 4-Wochen-Rhythmus und setzen die ­Ferkel 21 Tage nach der Geburt ab. Die Aufzucht findet in den Flatdeckställen in Bibergau und auf dem Kohnhof bei Döckingen statt.

Krugs beliefern drei feste Mäster mit Ferkeln. Die restlichen Tiere mästet Kims Schwester Ina Färber auf dem Hauptstandort in Döckingen aus. Sie hält die Mastschweine dort in Großgruppen mit Sortierschleuse und füttert sie flüssig. Dabei setzt sie auch Nebenprodukte wie Brot und Kartoffelschalen ein, die sie in den Erdanmischbehälter eindosiert. Damit erreichen die Tiere Zunahmen von 1.000 g pro Tag.

Neben der Mast hat Ina noch einen zweiten Aufgabenschwerpunkt. Sie kümmert sich um die komplette Büroarbeit für alle Betriebszweige.

Biogasanlage mit Wärmenetz

Zweites Einkommensstandbein neben der Schweinehaltung ist die Erzeugung von Biogas, um das sich Kims Mann David Krug kümmert. Er betreibt zwei BHKW’s mit je 225 kW und ein Satelliten-BHKW mit 772 kW. Dieses steht in  2 km Entfernung in einem Wärmehaus an der Althofstelle und speist ein Wärmenetz für 180 Haushalte. Krugs verkaufen die komplette Wärme an eine Energiegenossenschaft, die das Netz betreibt.

Als Substrat für die Gaserzeugung setzt David Krug mindestens 35 % Mist und Gülle ein. Weitere Gärstoffe sind Maissilage, GPS und Zuckerrüben.

Die pflanzlichen Substrate stammen vorwiegend vom eigenen Betrieb. Krugs bewirtschaften 280 ha, wofür Kims Mann David und ihr Vater Hans verantwortlich sind. Am Hauptstandort hat die Familie noch zwei Mitarbeiter mit jeweils einer 50 %-Stelle beschäftigt.

Auch die Flächen in Bibergau bewirtschaftet die Familie selbst. Sie baut dort jedes Jahr nur eine Frucht an. Die Gülle der Sauen, die sie nicht auf den eigenen Flächen verwerten kann, verkauft sie an eine Biogasanlage in der Region.

Ein völlig neues Standbein für die Familie ist die Insektenmast. „Wir haben nach einem hochwertigen heimischen Eiweißfuttermittel als Alternative zum entwaldungs- und gentechnikfreien Soja gesucht und sind vor zwei Jahren auf die Mast von Insektenlarven aufmerksam geworden“, erinnert sich Kim Krug.

500.000 € für die Larvenmast

Nachdem sich die Familie mit dem Thema beschäftigt hat, beschloss sie, eine vorhandene Halle zu isolieren und in Klimakammern plus Zubehör zu investieren. Dazu gehören stapelbare Kisten, in denen die Mast der Larven stattfindet, eine Siebanlage und sowie ein Roboter der die Kisten ausschüttet. Die Investition kostete 500.000 €. Hinzu kommen Fördermittel aus einem EU-Programm.

Die Planung der Anlage hat das Unternehmen FarmInsect übernommen. Es liefert auch die Junglarven, die sieben Tage in den Klimakammern bei 36 °C gemästet werden. Als Substrat füttern Krugs zurzeit Weizenkleie und Kartoffeldampfschalen. „Bei der Fütterung probieren wir noch viel aus, weil das neben den Junglarven der größte Kostenblock ist“, erläutert Kim Krug.

Nach einer Woche werden die Larven aus der Klimakammer geholt, abgesiebt und schockgefroren. Anschließend werden sie als Eiweißfutter in die Mastration gegeben. „Bisher konnten wir keine Verbesserung der Zunahmen feststellen“, berichtet die Schweinehalterin. Allerdings hat sie den Eindruck, dass die Tiere vitaler sind und sich durch ein schöneres Borstenkleid auszeichnen.

Unterm Strich sei die Fütterung in der Mast bislang nicht wirtschaftlich, sagt Krug. Allerdings sieht sie auf der Kosten- und Erlösseite noch Potenzial. Deshalb investiert der Betrieb jetzt in drei weitere Klimakammern.

Mit der Entnahme und dem Befüllen einer Klimakammer einschließlich dem Absieben und Einlagern der Larven in die Kühlung sei eine Person einen Ar­­beitstag beschäftigt, so die Landwirtin. Diese Arbeit wird künftig Kims jüngste Schwester Sara übernehmen, die derzeit noch als Hotelfachfrau arbeitet, aber gern auf den Hof zurückkommen würde.

Familienverbund als Stärke

Damit wären dann drei von vier Schwestern und zwei Ehemänner im Betrieb beschäftigt. Kim Krug sieht den Familienverbund als große Stärke des Betriebes: „Wir halten als Familie gut zusammen.“ Die Kommunikation findet hauptsächlich beim Mittagsessen statt, um das sich Kims Mutter Claudia kümmert. Sie versorgt außerdem fünf von sieben Enkeln. Ansonsten findet das Familienleben der Schwestern jeweils in ihren eigenen Häusern statt, die voneinander getrennt sind.

Was sie aber eint, ist ihre Einstellung. Betriebsberater Bernd Probst beschreibt sie so: „Krugs jammern nicht, sondern stehen hinter den Entscheidungen, die sie treffen, und setzen sie dann auch konsequent um.“

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