Der Einstieg in die Präzisionslandwirtschaft ist häufig ein Lenksystem auf dem Traktor. Nachrüstlenksysteme sind weiter gefragt.
Neben den etablierten Marken sind bereits seit einigen Jahren Selbstbaulösungen (z. B. Cerea, Ag Open) und einige Hersteller mit Onlinevertrieb (z. B. Fieldbee) auf dem Markt. Aktuell bekommen günstige Nachrüstsysteme mit einem Händlersupport vor Ort eine immer größere Bedeutung. Seit einiger Zeit verkauft z. B. Eder-Landtechnik das System von FJDynamics unter dem eigenen Namen Premo Plus. Im letzten Jahr launchte die chinesische Firma CHCNAV ihr System in Deutschland. Der Importeur Ledab organisiert den Vertrieb deutschlandweit über viele bekannte Händler.
Vor Kurzem führte der deutsche Hersteller Lacos sein Lenksystem ein. Dieses soll besonders auch in Kombination mit Isobus-Geräten seine Stärken ausspielen. Auch hier läuft der Vertrieb über das Händlernetz von Ledab. Fast allen günstigen Nachrüstsystemen gemein ist, dass sie standardmäßig mit dem sehr genauen Korrektursignal RTK arbeiten. Dieses ist in Deutschland über die Vermessungsdienste der Bundesländer kostengünstig und teils kostenlos zu bekommen. Es ist nur eine Mobilfunkverbindung herzustellen.
Teilflächenspezifisch mit Isobus
Mit einigen günstigen Nachrüstlösungen, aber vor allem mit den vollintegrierten Premiumvarianten, ist der Schritt zur teilflächenspezifischen Ausbringung kein großer mehr. Die Basis bildet dabei der Isobus-Standard. Die entsprechende Technik bei den Anbaugeräten kostet je nach Maschine einen vertretbaren Aufpreis. Teils sind aber weitere Lizenzen für das richtige Softwarepaket nötig. Manche Terminals können ihre Anzeigeflächen mit einem Tablet oder Smartphone erweitern (z. B. Amazone, Deutz-Fahr, Fendt, Pöttinger). Väderstad setzt fast ausschließlich auf die Tabletlösung als Terminal.
Neben aktuellen Verbesserungen des Funktionsumfangs des Isobus entwickeln AEF und CCI zurzeit den sogenannten HighSpeed Isobus. Dieser soll etwa 4.000-mal so schnell sein, wie bisher. Dadurch können in Zukunft noch mehr Funktionen über eine standardisierte Schnittstelle laufen. Ein praktisches Beispiel ist die Übertragung von Kamerabildern.
Wichtig für die teilflächenspezifische Ausbringung ist die Datengrundlage. Aufgrund der geringen Kosten haben sich Biomassekarten auf Basis von mehrjährigen Sentinel-Satellitenbildern durchgesetzt. Doch wirklich interessant werden diese Karten erst im Zusammenspiel mit Boden-, Nährstoff- und Ertragskarten sowie den Erfahrungen des Landwirts. Teils kann künstliche Intelligenz helfen, die Daten zu interpretieren.
Dreh- und Angelpunkt
Um die gesamten flächenspezifischen Daten richtig managen zu können, bilden häufig Ackerschlagkarteien die Basis. Onlinebasierte Softwarelösungen haben sich durchgesetzt. Die Schlagkartei kann zudem die geplanten Arbeiten im Hinblick auf die Vielzahl der gesetzlichen Anforderungen kontrollieren, die sich häufig von Fläche zu Fläche unterscheiden. In der Kartei läuft neben der Planung der auszuführenden Arbeiten und der Fruchtfolge auch die Berechnung von Düngergaben und der benötigten Betriebsmittel.
Claas hat sein neues Portal Claas Connect nun online geschaltet. Darin finden sich beispielsweise Elemente von 365FarmNet und Telematics wieder und soll so die vielen Funktionen besser miteinander verknüpfen. Für Smartphones gibt es spezielle Apps mit meist reduziertem Funktionsumfang.
Eine einzige Software, die alle Anforderungen erfüllt, gibt es weiterhin nicht. Im Gegenteil: Die neue Pflicht ab 01.01.25 zum Empfang von E-Rechnungen vergrößert die Auswahl weiter. Aufgrund der Komplexität bündeln häufig mehrere Softwareanbieter ihre Kompetenzen, um vollwertige Lösungen anbieten zu können. Die Konsolidierung geht weiter. So kaufte beispielsweise die Laborkette Eurofins Agro Testing das Softwareunternehmen FarmFacts der Baywa ab. Bereits vor einem Jahr übernahm Agco von der Baywa die Software Next Farming.
Übertragung zur Maschine
Die neueste Terminalgeneration lässt sich online updaten. Fernzugriffe sind auch bei vielen günstigen Nachrüstsystemen integriert. Dadurch kann der Support ohne einen Händler vor Ort erfolgen.
Mit den drahtlosen Systemen lassen sich neben Maschinenstandorten und -daten auch Aufträge online übertragen. Bisher sind aber weiterhin zum Großteil unternehmenseigene Lösungen verbreitet. Die Übertragung von Daten verschiedener Plattformen auf Maschinen unterschiedlicher Hersteller bleibt schwierig. Schnittstellen wie der DKE Agrirouter und der Herstellerverbund DataConnect helfen hier, haben aber keine 100 %-ige Marktdurchdringung.
Deshalb arbeitet seit einem Jahr die Agricultural Industry Electronics Foundation (AEF) an dem Agricultural Interoperability Network (AgIN). Dabei sollen verschiedene Systeme möglichst nahtlos miteinander über eine Cloud-Verbindung kommunizieren.
Kommunikation untereinander
Noch bleibt die direkte Übertragung von Daten zwischen den Maschinen nur herstellerintern möglich. Arbeiten z. B. zwei Feldhäcksler gleichzeitig auf einem Acker, erstellen diese eine gemeinsame Ertragskarte. Diese lässt sich auch in Echtzeit auf beiden Häckslern einsehen. Die AEF arbeitet zurzeit an einer Standardisierung der übertragenen Daten, sodass in Zukunft auch die Auftragsdaten live zwischen verschiedenen Terminals unterschiedlicher Hersteller geschickt werden können.
Vorgezogene Wartung
Einen weiteren Schritt im Hinblick auf die Einsatzsicherheit geht das proaktive Reaktionssystem. Dieses erkennt anhand der im Fahrzeug generierten Daten, ob ein Bauteil in naher Zukunft ausfallen kann und benachrichtigt den Händler, der vor dem Ausfall das schadhafte Teil austauscht. Der Fachbegriff dazu ist predictive maintenance. Nach John Deere hat nun auch Case IH ein solches System eingeführt.