Unser Autor: Jürgen Unsleber, Vorstandsmitglied Sojaförderring
Leguminosen gelten zwar gemeinhin als Extensivkulturen, dennoch sind für einen erfolgreichen Anbau wichtige pflanzenbauliche Grundsätze zu beachten. Neben der richtigen Standortwahl, Bodenbearbeitung und dem optimalen Saatzeitpunkt, gilt es, Fehler bei der Unkrautkontrolle zu vermeiden.
Denn Leguminosen haben aufgrund ihrer langsamen Jugendentwicklung wenig Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern. Daher ist es unbedingt erforderlich, die Bestände möglichst unkrautfrei zu halten. Erschwerend dabei ist, dass die Unkrautbekämpfung weitestgehend nur im Vorauflauf mit Bodenherbiziden möglich ist.
Wirkstoffverlust droht
Besonders herausfordernd, speziell in Sojabohnen, ist der drohende Wegfall der Wirkstoffe Flufenacet und Metribuzin. Nicht nur für den Landwirt, sondern auch für die Pflanzenschutzmittelhersteller ist derzeit eine Planung unmöglich. Zwar ist das Metribuzin für die Saison 2025 noch zugelassen, aber ob die Warenverfügbarkeit gegeben ist, kann derzeit niemand vorhersehen.
Noch unklarer ist die Situation bei Flufenacet. So soll der auch im Getreide und Mais sehr wichtige Wirkstoff EU- weit wegfallen. Man ging bisher davon aus, dass das erst 2026 relevant wird. Es steht jedoch im Raum, dass die deutschen Behörden im Alleingang den Wirkstoff früher verbieten wollen, ob bereits zur Frühjahrs- oder erst zur Herbstsaison ist unbekannt. Beachten Sie daher unbedingt die aktuellen Hinweise zu den Abverkaufs- und Aufbrauchfristen von Artist und Sencor Liquid. Bauen Sie bitte keine übermäßigen Lagerbestände auf.
Ein guter Start für Leguminosen ist alles
Damit der Anbau trotz der Herausforderungen gelingt, ist es sinnvoll, wichtige pflanzenbauliche Maßnahmen im Vorfeld zu berücksichtigen:
Für den Anbau sollten Sie möglichst Felder mit geringem Unkrautbesatz auswählen. Problemunkräuter wie Disteln und Ackerwinden lassen sich in Leguminosen chemisch nicht bekämpfen.
Bei der Bodenvorbereitung hat sich eine flache Bodenbearbeitung einige Tage vor der Saat bewährt. Diese bekämpft nicht nur das über Winter aufgelaufene Unkraut mechanisch, sondern dient auch der Einebnung des Bodens. Ein nützlicher Nebeneffekt ist die bessere Erwärmung des Saatbetts. Das fördert einen raschen Feldaufgang, vor allem der Sojabohne.
Grundsätzlich ist eine rechtzeitige Saat förderlich für einen hohen Ertrag. Wichtig ist eine an die jeweilige Leguminose angepasste Saatzeit und die Vermeidung von Strukturschäden. Nachteilig für eine gute Unkrautunterdrückung ist ein langer Zeitraum zwischen Saat und Feldaufgang, da das Unkraut häufig mit kühleren Temperaturen besser zurechtkommt. Deshalb ist es ratsam, auf eine nachfolgende warme Hochdruckwetterlage zu achten!
Die verwendete Saattechnik ist eher zweitrangig. Ein Vorteil der Einzelkornsägeräte ist, dass sie in Trockengebieten eine exaktere Tiefenablage und einen gleichmäßigeren Feldaufgang ermöglichen. Nachteilig ist dagegen die technisch bedingte größere Reihenweite. Hier kann es zu Spätverunkrautung kommen, da die Pflanzen den Boden häufig nicht vollständig beschatten. Zudem werden wichtige Herbizidwirkstoffe durch Licht abgebaut – die Dauerwirkung ist somit nicht mehr gegeben.
Bei der Drillsaat mit enger Reihe schließen die Bestände früher und der Boden wird im Sommer noch lange durch die dichten Bestände beschattet. Zu beachten ist auch, dass die Saatkörner – entsprechend der jeweiligen Leguminose – ausreichend tief abgelegt werden und die Saatrillen gut verschlossen sind, um Herbizidschäden bei den Leguminosen zu vermeiden.
Chemische Kontrolle gut vorbereiten
Das Unkrautspektrum in den Leguminosen ist mit dem im Mais vergleichbar. Vor allem wärmeliebende Unkräuter machen Probleme. Leitunkräuter sind der Weiße Gänsefuß (und Melde), Windenknöterich und regional der Schwarze Nachtschatten. Wärmekeimer wie Amarant, Franzosenkraut und vor allem die Hirsearten treten ebenfalls häufig auf.
Die Produktpalette an Herbiziden beschränkt sich im Wesentlichen auf den Einsatz der über den Boden wirkenden Vorauflaufmittel. Eine ausreichende Unkrautwirkung wird aber nur erreicht, wenn die Anwendung auf ein abgesetztes, feinkrümeliges und möglichst feuchtes Saatbett erfolgt.
Ein Walzen nach der Saat kann hilfreich sein. Hiermit wird zum einen der Feldaufgang verbessert. Zum anderen werden grobe Kluten zerdrückt, was für die Wirksamkeit der Bodenherbizide förderlich ist. Wichtig dabei: Führen Sie die Vorauflaufanwendung unbedingt nach dem Walzen durch. Denn das Walzen würde den Herbizidfilm zerstören.
Planen Sie für eine optimale Wirkung und Verträglichkeit auf schweren, humusreichen Böden und in Trockenlagen eher die höheren Aufwandmengen. Auf leichteren, humusarmen Böden und in feuchten Regionen empfiehlt es sich, eher etwas verhalten zu dosieren.
Herbizid-Strategien für Erbsen und Ackerbohnen
Unkräuter in Ackerbohnen lassen sich ausschließlich im Vorauflauf behandeln. In Erbsen ist dringend anzuraten, die Unkrautbekämpfung ebenfalls im Vorauflauf durchzuführen. Gräser lassen sich dagegen sowohl in Erbsen als auch in Ackerbohnen im Nachauflauf gut bekämpfen. Bewährt haben sich folgende Vorauflaufstrategien (siehe auch Übersicht 1):
3,0 bis 4,0 l/ha Bandur: Bandur ist breitwirksam, einschließlich Gräser und Hirsearten. Eine Lücke besteht vor allem bei Schwarzem Nachtschatten. Die Wirkung gegen Windenknöterich ist nicht immer ausreichend.
3,0 l/ha Bandur + 0,25 l/ha Centium 36 CS: Centium 36 CS sichert die Wirkung gegen Windenknöterich ab. Die Leistung gegen Schwarzen Nachtschatten wird zwar verbessert, ist jedoch nicht in jedem Fall völlig sicher.
2,4 kg/ha Novitron: Das Fertigpräparat entspricht der Menge von 2,0 l/ha Bandur + 0,2 l/ha Centium 36 CS. Die Wirkstoffausstattung ist damit geringer als die Eigenmischung aus 3,0 l/ha Bandur + 0,25 l/ha Centium 36 CS.
3,0 l/ha Boxer + 2,0 l/ha Stomp Aqua: Die breitwirksame Mischung ist wirkungsstark gegen Schwarzen Nachtschatten. Zu beachten ist die schwächere Leistung gegen Windenknöterich.
3,0 bis 4,0 l/ha Spectrum Plus: Das Fertigprodukt besteht aus Stomp Aqua und Spectrum. Es ist ebenfalls breitwirksam. Nachtschatten wird sicher erfasst. Die Wirkung gegen Windenknöterich ist etwas schwächer.
Im Nachauflauf sind nur in Erbsen die Bodenherbizide Stomp Aqua und Spectrum Plus zugelassen. Sie wirken auf größere Unkräuter allerdings nicht sicher. Gegen Ungräser sind in beiden Leguminosen viele Graminizide im Nachauflauf zulässig.
Empfehlungen für blaue und weiße Lupinen
Im Lupinenanbau erfolgt der Herbizideinsatz ebenfalls im Vorauflauf. Eine Möglichkeit zur Nachbehandlung von Unkräutern besteht nicht. In den Lupinenarten steht nur noch eine mögliche Mischung bzw. ein Fertigprodukt zur Verfügung.
2,0 bis 3,0 l/ha Boxer + 2,0 l/ha Stomp Aqua: Die Wirkung gegen Hirsearten ist dabei nicht gegeben. Ansonsten wird ein breites Unkrautspektrum abgedeckt. Nur gegen Kamille und Windenknöterich ist der Erfolg mittelmäßig.
3,0 bis 4,0 l/ha Spectrum Plus: Spectrum Plus kombiniert die Wirkstoffe von Stomp Aqua und Spectrum. Nachtschatten und Hirsearten werden sicher erfasst. Nur die Wirkung gegen Windenknöterich ist ebenfalls als etwas schwächer einzustufen.
Für die Gräserbekämpfung im Nachauflauf ist Fusilade Max zugelassen (Aufwandmenge gegen Gräser 1,0 l/ha, zur Bekämpfung von Quecke 2,0 l/ha). Zudem ist noch Select 240 EC mit 0,5 l/ha + 1,0 l/ha Radiamix möglich.
Unkrautfreie Sojabohnen
Die nachfolgend empfohlenen Maßnahmen unterstellen, dass die Wirkstoffe Metribuzin und Flufenacet im Frühjahr 2025 noch zur Verfügung stehen. Die Hauptlast beim Herbizideinsatz in Soja trägt ebenfalls die Vorauflaufbehandlung. Nur hier lässt sich das Leitunkraut, der Weiße Gänsefuß, sicher erfassen. Ist Metribuzin noch einsetzbar, eignen sich diese Vorauflaufmischungen (siehe auch Übersicht 2):
1,5 bis 2,0 kg/ha Artist + 0,25 l/ha Centium 36 CS: Diese breitwirksame Kombination ist weitestgehend sicher gegen Weißer Gänsefuß/Melde. Der einzige Nachteil ist in der schwächeren Wirkung gegen Schwarzen Nachtschatten zu sehen.
0,3 bis 0,4 l/ha Sencor Liquid + 0,6 bis 0,8 l/ha Spectrum + 0,25 l/ha Centium 36 CS: Die Stärke dieser Kombination liegt vor allem in der Dauerwirkung gegen die Wärmekeimer wie z. B. Hirsearten, Amarant und Schwarzer Nachtschatten. Die Wirkung gegen Weißen Gänsefuß/Melde ist etwas schwächer als bei der Artist-Centium-Kombination.
Die höheren Aufwandmengen gelten für Ton- und/oder humusreichere Böden (Lehm; toniger Lehm) bzw. in trockeneren Regionen, die niedrigeren Aufwandmengen passen für leichte Böden bzw. in feuchteren Regionen. Beide Mischungen besitzen nicht nur eine gute Breitenwirkung, sondern auch eine lange Dauerwirkung.
Allerdings kann es bei ungünstiger Witterung zu nekrotischen Blattflecken auf den unteren Blättern und auch zu Wachstumsverzögerungen durch den Wirkstoff Metribuzin kommen. Davon sind alle Sorten betroffen. Wichtig: In den Sorten ES Mentor, Annabella, Alvesta, Atacama, RGT Sphinxa und RGT Siroca empfiehlt sich ein Einsatz dieser Mischungen nicht. Denn sie können auf den Wirkstoff Metribuzin mit starken Wachstumsstörungen bis hin zum Totalausfall reagieren.
Vorauflaufmischungen ohne Metribuzin
0,75 l/ha Spectrum + 1,5 l/ha Stomp Aqua (= Spectrum Aqua Pack) bzw. das Fertigprodukt aus den beiden Präparaten 2,75 l/ha Spectrum Plus: Die Wirkung gegen Gänsefußarten ist zuverlässig, Nachtschatten und Hirsearten werden ebenfalls sicher erfasst. Gegen Windenknöterich bestehen leichte Schwächen. Allerdings gilt es, das Verträglichkeitsrisiko des Stomp-Wirkstoffes Pendimethalin in allen Sorten zu beachten.
Besonders auf leichteren Böden, aber vor allem nach Starkniederschlägen, kann es zu Schäden an der Sojabohne kommen, mitunter auch zu Pflanzenverlusten. Daher sollten Sie maximal 1,5 l/ha Stomp Aqua (2,6 l/ha zugelassen) bzw. 2,75 l/ha Spectrum Plus anwenden (4,0 l/ha zugelassen). Eine exakte Saatgutablage mit einer Mindestsaattiefe von 5 cm ist Voraussetzung. In trockenen Regionen traten Stomp-Schäden in der Praxis bisher nicht auf.
2,0 l/ha Quantum + 0,25 l/ha Centium 36 CS: Diese Kombination hat sich als gut verträglich gezeigt. Allerdings eignet sich diese Mischung nur, wenn wenig Gänsefuß, Melde und Schwarzer Nachtschatten zu erwarten sind.
Eine Trockenphase nach der Vorauflaufanwendung kann die Unkrautwirkung beeinträchtigen. Dann muss im Nachauflaufverfahren reagiert werden. Vor allem bei Vorauflauflösungen ohne Metribuzin empfiehlt es sich, die Bestände wegen der reduzierten Pendimethalin-Menge auf Restverunkrautung zu kontrollieren. Eine alleinige Unkrautbekämpfung im Nachauflauf – ohne Vorlage eines Bodenherbizids – ist definitiv nicht ausreichend. Möglichkeiten für den Nachauflauf sind:
Harmony SX – es lässt sich zweimal im Splitting bis EC 14 der Sojabohne einsetzen. Die erste Behandlung erfolgt mit 7,5 g/ha Harmony SX + Additiv bis EC 12 der Unkräuter. Nach 7 bis 14 Tagen ist eine zweite Behandlung mit 7,5 g/ha Harmony SX + Additiv möglich. Wichtig für eine gute Verträglichkeit: Das Harmony SX greift als Sulfonylharnstoff in den Stoffwechsel der Sojabohne ein und muss metabolisiert werden. Dies gelingt nur bei wüchsiger Witterung. Unter kühlen Bedingungen kann es zu Wachstumsverzögerungen der Sojabohne kommen. Ein Additiv ist nötig, um die Wachsschicht der Unkräuter zu öffnen. Bewährt hat sich beispielsweise das Produkt Dupont Trend (0,3 l/ha).
Breitwirksam ist das in Soja genehmigte Clearfield Clentiga mit 1,0 l/ha + 1,0 l/ha Dash. Die Bekämpfungserfolge waren immer dann gut, wenn der Einsatz rechtzeitig erfolgte. Die Unkräuter dürfen nicht wesentlich über das 1. Laubblattstadium hinausgewachsen sein. Eine gute Wirkung gegen Klettenlabkraut, Kreuzblütler, Nachtschatten, Taubnessel, Gänsefuß/Melde und Knöteriche ist vorhanden.
Gut bewährt hat sich auch eine Kombination aus 1,0 l/ha Clearfield Clentiga + 1,0 l/ha Dash + 7,5 g/ha Harmony SX. Erfolgt die Anwendung bei wüchsigem Wetter, ist nicht mit Verträglichkeitsproblemen bei den Sojabohnen zu rechnen.
Falls noch Gräser, vor allem Hirsearten, vorhanden sind, kann eine Gräserbehandlung mit
0,8 bis 1,0 l/ha Fusilade Max,
1,0 bis 1,5 l/ha Targa Super,
0,5 bis 0,8 l/ha Agil S oder
1,5 bis 2,0 l/ha Focus Ultra + 1,0 l/ha Dash im Nachauflauf durchgeführt werden.
Dies sollte wegen der Verträglichkeit jedoch in einem separaten Arbeitsgang erfolgen.
Notfallstrategien: Wenn Wirkstoffe fehlen …
Macht die Politik ernst und die Unkrautkontrolle muss künftig ohne Flufenacet und/oder Metribuzin erfolgen, ergeben sich diese Notfallszenarien:
Situation 1: Wegfall von Flufenacet, Metribuzin-haltige Mittel wären am Markt ausreichend verfügbar: In diesem Fall wäre lediglich die Mischung aus Artist und Centium nicht mehr möglich. Eine sichere Unkrautbekämpfung mit leichten Abstrichen bei Gänsefuß/Melde wäre in Sojabohnen weiterhin mit einer Mischung aus 0,3 bis 0,4 l/ha Sencor Liquid + 0,6 bis 0,8 l/ha Spectrum + 0,25 l/ha Centium 36 CS durchführbar.
Situation 2: Wegfall von Flufenacet und Metribuzin: Der Einsatz von Sencor Liquid und Artist wäre dann nicht mehr möglich. In diesem Fall wäre der Vorauflaufeinsatz von 0,75 l/ha Spectrum + 1,5 l/ha Stomp Aqua (= Spectrum Aqua Pack) bzw. das Fertigprodukt aus den beiden Präparaten 2,75 l/ha Spectrum Plus die sinnvollste Lösung. Beachten Sie aber die Hinweise zur Verträglichkeit!
Auf Flächen mit sehr wenig Gänsefuß/Melde wäre auch eine Kombination aus 0,25 l/ha Centium 36 CS + 0,7 bis 0,9 l/ha Spectrum oder alternativ 0,25 l/ha Centium 36 CS + 2,0 l/ha Quantum als Vorlage denkbar.
Die Bestände müssen bei diesen Metribuzin -freien Vorlagen aber unbedingt auf Restbesatz an Unkräutern kontrolliert werden. Eine rechtzeitige Nachauflaufbehandlung mit einer Kombination aus 1,0 l/ha Clearfield Clentiga + 1,0 l/ha Dash + 7,5 g/ha Harmony SX ist dann sicherlich in vielen Fällen notwendig und sinnvoll.
Warum mir das Thema wichtig ist
Heimisches Eiweiß – die Politik forciert das seit Jahren! Doch nun bremst sie ihr eigenes Projekt aus. Rentabler Anbau funktioniert nur mit wenig Unkrautkonkurrenz, problematisch ohne die passenden Wirkstoffe.
Anne Katrin Rohlmann