Landwirt Karl-Ludwig Kotthoff testet auf seinem Betrieb in Meschede eine neuartige Gülleform. In einer WDR-Reportage nennt er sie "Neo-Gülle".
Seit Juli 2023 läuft auf seinem Milchvieh-Hof bereits ein wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt: Gülle der Milchkühe wird in einer Anlage so mit Stickstoff angereichert, dass die Pflanzen mehr Nährstoffe bekommen und gleichzeitig weniger Ammoniak und klimaschädliches Methan gebildet und freigesetzt wird, so der WDR.
Die Technik dazu, der "Manure Enricher", kommt vom Düsseldorfer Unternehmen GEA. Nach deren Messungen soll die besondere Gülle etwa 95 % weniger riechen, außerdem würden die Treibhausemissionen um 30 % gesenkt. Die Anlage ist bereits auf Höfen in England, Rumänien, Dänemark, Schweden und Norwegen getestet worden.
30 % Ertragssteigerung
Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer NRW prüft Kotthoff regelmäßig die Wirksamkeit der Aufbereitungsanlage. Dazu düngt der 33-Jährige auf verschiedenen Versuchsflächen entweder mit angereicherter Gülle, herkömmlicher Gülle oder Kunstdünger. Die neue Methode scheint zu fruchten. Kotthoff berichtet von 30 % Ertragssteigerung.
Die Stickstoff-Anlage kostet 250.000 € und verbraucht aktuell noch sehr viel Strom. Doch für Landwirt Kotthoff sind das zwei vernachlässigbare Probleme. Da er der deutschlandweit erste Versuchs-Betrieb für die Anlage war, musste er nicht den vollen Preis bezahlen. Und weil er für die Stromerzeugung auf Solar- und Biogasenergie setzt, halten sich auch seine Stromkosten in Grenzen.
Teure Technik – GEA hofft auf Unterstützung der Molkereien
Noch bis Ende 2025 läuft das Pilotprojekt in Meschede. Trotz der guten Ergebnisse setzt außer Kotthoff bislang nur ein weiterer Hof in Deutschland auf die Gülle-Aufbereitungsanlage, dieser befindet sich im münsterländischen Werne. Ein Grund könnte der hohe Anschaffungspreis sein. Dass das Projekt noch keine Förderung von Bund oder Ländern erhält, macht die Finanzierung nicht einfacher.
GEA sei aber mit mehreren Groß-Molkereien in Kontakt, verrät Projektleiter Adel Scharifi. Der 38-Jährige hofft, dass die klimafreundliche und annähernd geruchlose Neo-Gülle bald auf Feldern in ganz Deutschland ausgebracht wird.