Einen enormen Entwicklungssprung sprachen die Referenten des kürzlich stattfindenden Spot-Spray-Tags der fürs „spotten“ benötigten Techniken zu. Potenzial gäbe es aber noch bei der Übertragung der Applikationskarten auf die Maschinenterminals. Damit die Technik stärker in die Praxis Einzug hält, müsse das optimiert werden. Zudem komme es darauf an, dass das System für den Landwirt wirtschaftlich interessant ist.
Der Fokus der von der DLG und den Start-up Sam Dimension organisierten Veranstaltung lag auf dem absätzigen Verfahren, das auch als Offline-Ansatz bezeichnet wird. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Flächen vor der Pflanzenschutzmaßnahme mit einer Drohne beflogen werden, die mittels Kameras z. B. Unkräuter auf den Flächen detektiert.
Es geht nicht nur um Kosteneinsparung
Als Dr. Robin Mink sich noch in der Gründungsphase seines Unternehmens Sam Dimension befand, war für Ihn klar, dass die Kostenreduktion im Pflanzenschutz das Hauptargument für den Einsatz von Spot-Spraying-Technologien ist. Er räumt ein, dass dies auch nach wie vor wichtig sei, aber sicherlich nicht der alleinige Treiber. Hinzu kämen:
Der Grundwasserschutz, durch eine Reduktion der Grund- und Oberflächenwasserverunreinigung,
die Verbesserung der Erntequalität und der Erträge,
die Möglichkeit, politischen Vorgaben und rechtlichen Anforderungen besser gerecht werden zu können (Stichwort: Pflanzenschutzmittelreduktion) und
die Förderung der Biodiversität.
Spot- vs. Patch-Spraying
Einigkeit unter den Referenten herrschte darüber, dass es auf Seite des Landwirts nicht immer die High-End-Variante sein muss. Zwar bedarf es einer Isobus-fähigen Spritze, die über Section Control verfüge, es braucht aber nicht zwingend eine Einzeldüsenabschaltung oder gar die Pulsweitenmodulation (PWM), die die Behandlung kleiner Spots ermöglichen.
„Fangt mit eurer Technik an, die ihr aufm Betrieb habt“, empfahlt Josef Stangl von Horsch. Auch die Karten könnten laut Stangl etwas gröber sein. „Plant eine Pufferzone um die Behandlungsflächen, dann wiegen auch kleine Fehler in der Positionsgenauigkeit nicht so schwer“, so Stangl.
Schauen wir, dass wir die Technik über den einfachen Weg in die Praxis kriegen.
Zwar sind die behandelten Flächen größer, wenn Teilbreiten von z.B. 1 m oder 3 m geschaltet werden, das Einsparpotenzial ist aber oft kaum geringer. Auch, wenn es keine offizielle und allgemeingültige Begriffsdefinition gibt, scheint sich in Deutschland für diese Art der Anwendung die Bezeichnung als Patch-Spraying durchzusetzen.
Ein klassisches Anwendungsbeispiel für ein Patch-Spraying ist laut Robin Mink die Behandlung von Distelnestern in Rüben. „Bei der Analyse von rund 2.500 ha Zuckerrübenfläche fanden wir heraus, dass das Einsparpotenzial bei 3m-Teilbreiten mit 85 % nur unwesentlich geringer war als bei der Einzeldüsenabschaltung mit 25 cm“, so Mink.
Schaut man sich den Anwendungsfall „Einzelpflanzenbehandlung“ an, reichte das mittlere Einsparpotenzial von 42 % bei 3m-Teilbreite über 56 % bei 1m-Elementen bis zu 67 % bei der Einzeldüsenabschaltung (25 cm).
Rüben prädestiniert für Spot- und Patch-Applikationen
Wenn es um die Wirtschaftlichkeit der Spot-Spray-Technologie geht, spielen die Kulturen, die angebaut werden und in denen die Technik zum Einsatz kommt eine entscheidende Rolle. Im Mais z. B., ist die Umsetzung problemlos möglich, das monetäre Einsparpotenzial aber relativ gering. Als große Ackerbaukultur scheint hingegen die Zuckerrübe aus zweierlei Gründen interessant:
Die chemische Unkrautkontrolle mit in der Regel drei Behandlungen und relativ teuren Mitteln ist sehr kostenaufwendig. Können hier Mittel eingespart werden, hat das direkt großen Einfluss auf die variablen Kosten.
Treffen die (sehr potenten) Rübenherbizide auf die Rübe, stellt das für Sie Stress dar, der sich durchaus im Ertrag wiederfinden lässt.
Wie sich die Verfahren „flächige Behandlung“, „Bandspritze + Hacke“ und „Applikationskarte (Spot-Spraying)“ auf den bereinigte Zuckerertrag (BZE) in Rüben auswirken, hat Thies Schmoldt von der Syngenta vorgestellt. Laut Schmoldt konnten nach der Spot-Spray-Applikation 18,1 t/ha Zucker geerntet werden, wohingegen es bei der flächigen Behandlung nur 16,6 t/ha und bei der Bandspritzvariante nur 16,5 t/ha waren.
Hightech-Kamera liefert benötigte Präzision
Für den Jungunternehmer kommt es bei dem komplexen Prozess, des Spot-Sprayings nach Applikationskarte vor allem auf eine schnelle Feldkartierung und eine präzise Erkennung der Unkräuter bzw. Ungräser an.
Sam Dimension erreicht das mit Hightech-Kameras, die bei 60 m Flughöhe 40 m „Arbeitsbreite“ aufnehmen, und zwar mit einer Auflösung von 2 mm. „Diese Genauigkeit benötigen wir auch, um z.B. keimende Unkräuter von auflaufenden Rüben unterscheiden zu können“, sagt Mink. Die Flächenleistung der Drohne liegt laut dem Unternehmer bei 80 ha je Stunde.
„Die Basis für Spot-Spraying ist eine gute Gestängeführung“
Dass auch die Politik Einsparpotenzial beim Pflanzenschutz durch moderne Technik sieht berichtete Harald Kramer von der LWK Nordrhein-Westfalen. Für Ihn steht aber auch fest, dass eine solche Technologie ein solides Fundament braucht und meint damit eine gute Führung der Spritzgestänge. „Wenn zu viel Bewegung im Gestänge ist, sowohl vertikal als auch horizontal, macht die präzise Technologie keinen Sinn“, so Kramer
Ein weiterer Aspekt, der Kramer wichtig ist, ist die richtige Düsenwahl. „Wir brauchen spezielle, schmalwinklige Düsen, wenn wir über Spot-Spraying nachdenken“, so der Experte für Pflanzenschutztechnik. Schließlich komme es nach wie vor auch darauf an, dass jedes Unkraut auch die richte Menge Wirkstoff bekommt.