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Regierungswechsel Umnutzung von Stall und Scheune Aussaat im Frühling

topplus Hohe Belastung

Leserstimmen: Ist die Bürokratie Schuld an der Krise der Junglandwirte?

Viele junge Landwirte fühlen sich stark belastet. In den Zuschriften unserer Leserinnen und Leser wird nach den Ursachen gesucht. Sie fordern, das Problem nicht nur zu erkennen, sondern zu lösen.

Lesezeit: 6 Minuten

Fast die Hälfte der Junglandwirte und Jungwinzer sind bereits an ihre Belastungsgrenze gestoßen. Das war das Ergebnis einer Umfrage der Arbeitskreise „Agrarpolitik“ und Deutsche „Jungwinzer:innen“ des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) über die wir vor einigen Tagen hier berichtet haben.

Uns erreichten per E-Mail und über Instagram sowie Facebook viele Leserzuschriften.

Bürokratie, Politik und Kontrollen

So schrieb Kai Rüdenbusch: „Ich kann das nur bestätigen. Ich bin jetzt 30 und habe den Hof mit 24 übernommen als mein Vater verstorben ist. Ich habe vier Jahre versucht, mit Vollzeit-Angestellten den Betrieb zu schmeißen. Am Ende hat mich das so sehr frustriert, dass ich aus der Milchviehhaltung ausgestiegen bin. Jetzt mache ich noch die Hähnchenställe und eine Biogasanlage mit einigen Aushilfen zusammen. Man hat zwar immer noch viel zu tun, aber es gibt wieder Kapazitäten im Kopf. Ich weiß, ich wäre langfristig daran zerbrochen, einfach so weiterzumachen. Auch wenn meine Eltern das nie zugeben würden, aber sie sind mit der Belastung auch nicht zurechtgekommen. Ein Elternteil ist depressiv und der Andere hat sehr offensichtlich einen Burn-out gehabt. Ich fand es gut, dass solche Themen zumindest im Meisterkurs thematisiert wurden.“

Ich weiß, ich wäre langfristig daran zerbrochen, einfach so weiterzumachen.“
Kai Rüdenbusch

Christian Kraft schreibt in seinem Leserbrief, dass es nicht die Arbeit sei, die die Jugend fertig mache, sondern der Druck von außen durch die Bürokratie, Kontrollen und unzuverlässige Aussagen der Politik.

Auch der Leserbrief von Christoph Kern bezieht sich auf die Politik: „Ich habe leider keineswegs den Eindruck, dass unsere Politik ein Interesse hat, sich mit den Problemen unserer Branche auseinander zu setzen. Das Studienergebnisse zeigt auf, wohin uns dieser Weg führt. Leider ist zu befürchten, dass die Situation, trotz neuer Bundesregierung, noch wesentlich schlechter werden könnte. Die Politiker sollten mal aufwachen und endlich erkennen, dass die Zeit gekommen ist, zu liefern.“

Markus Kühn schreibt: „Es geht doch nicht darum, in der Ausbildung die jungen Leute in Stress zu unterrichten bzw. vorzubereiten auf Gegenwind. Stattdessen müssen die ganzen unsinnigen Auflagen, die alles lähmen, abgeschafft werden. Gleich mit sollte man ganze Behörden abschaffen, die Unsinn und Überflüssiges kontrollieren und sanktionieren, nur um eine Daseinsberechtigung zu haben.“

Früher gab es noch landwirtschaftliche oder verwandte Themen bei geselliger Runde.“
Rudolf Rößler

Dagegen schreibt Rudolf Rößler von einer starken Veränderung in der ländlichen Gesellschaft. So habe es früher noch landwirtschaftliche oder verwandte Themen bei geselliger Runde gegeben. Heute spiele die Landwirtschaft dagegen keine Rolle mehr. So sei auch das Verständnis für Termine und Veranstaltungen verloren gegangen.

Größer ist nicht immer besser

Bernd Brunhöver meint: „Ich glaube die Wahrheit liegt wohl dazwischen. Die Situation ist nicht leicht, aber es wird immer erzählt: größer werden und dann wird alles besser. Wachsen ist eins, aber ich habe noch gelernt, erst die Produktion zu optimieren und dann kann man sich über Wachstum unterhalten. Aber was man stellenweise sieht, da freut man sich, ein Kleiner zu sein (klein aber mein). Wenn man pachtet, ist das gut, aber man bindet sich für Jahre. Was am Anfang noch Spaß macht, wird irgendwann zu Stress und wenn dann nicht das Ergebnis kommt, sich ein oder zwei Angestellte leisten zu können, wird es irgendwann bitter. Ab Mitte 40 hat man irgendwann keine Lust mehr, jeden Sonntag loszufahren. Vor allem die Kosten werden höher: Aushilfen, Löhne, Krankenkasse, Reparaturen und Investitionen.

Bei mir hält sich mein Mitleid in Grenzen, solange einige Jungen meinen, dass ihnen die Welt gehört.“
Bernd Brunhöver

Auch kann man als „kleiner“ noch viel selber machen, reparieren und sich eigen mechanisieren was als Großer nicht mehr geht. Wachsen ist gut, aber wenn man immer mehr an Dienstleister abgibt, gibt man ja auch einen Teil der Wertschöpfung ab! Also bei mir hält sich mein Mitleid in Grenzen, solange einige Jungen meinen, dass ihnen die Welt gehört. Es liegt nicht alles an Politik und an den anderen sondern man muss auch mal mit dem vorhandenen zufrieden sein bzw. nicht jeder ha im Umkreis muss gepachtet werden, nur um zu wachsen. Wenn ich die andere Wirtschaft sehe, ist es dort bestimmt im Moment auch nicht leicht, aber die Insolvenzen treffen nicht unbedingt die Kleinen, die solide gewirtschaftet haben, sondern eher diejenigen, die nach dem Motto „was kostet die Welt“ gehandelt haben und geglaubt haben, es geht immer nur weiter Bergauf.“

Probleme erkennen und handeln

Warum extreme Fälle nicht besser verhindert werden könnten, fragte sich Erwin Schmidbauer, der uns per E-Mail schrieb: „Es gibt (mindestens) drei Möglichkeiten: Entweder sind die Menschen immer weniger belastbar oder die Belastungen haben zugenommen oder man erkennt heute früher seine starken Belastungen. Wobei der letzte Punkt eigentlich schon dazu führen müsste, dass die Extremen verhindert werden könnten. Die Realität spricht aber nicht dafür, die Probleme werden vielleicht früher erkannt aber anscheinend nicht früher gelöst!“

Auch Theo fordert die Probleme nicht nur zu erkennen, sondern Lösungen zu finden: „Wir müssen an die Ursachen ran. Wenn wir Probleme im Stall mit unseren Tieren haben, muss geklärt werden, woher diese kommen. Warum wird dieses Thema nicht in den Vordergrund gestellt? Es gab mal einen erschreckenden Bericht in der Sendung „Unser Land“ im BR. Die vielen Auflagen, Datenbänke, Düngeverordnung, ITW und QS Kontrollen mit über 60 KO Kriterien usw. Egal ob Ernte oder Krankheit, es wird verlangt. Viele Ärzte schlagen Alarm und haben auch erschreckend viele junge Patienten, die nicht mehr können. Wie wäre es, wenn top agrar dieses Thema mal aufgreift? Wie wäre es mal mit einer Umfrage was uns belastet? Es wird höchste Zeit!“

Anmerkung der Redaktion: Eine Umfrage finden Sie in diesem Artikel. Viele weitere Beiträge zum Thema stehen zudem zusammengefasst auf unserer Themenseite „Mentale Gesundheit“.

Hilfsangebote wahrnehmen

Auf Instagram schrieb Juliane Vees: Als SVLFG sehen wir die Sorgen unserer Versicherten sehr genau. Daher gibt es unsere Gesundheitsangebote wie z.B. Kurzkuren, Seminare für Hofübergabe, Stresspräventionsangebote und wenn es ganz schlimm wird die Krisenhotline! Diese ist 24/7 zu erreichen und dort wird euch gleich von Spezialisten, die sich in der Landwirtschaft auskennen geholfen.“

Birgit Sparenberg geht in ihrem Kommentar zudem auf die familiäre Situation ein: „Vieles liegt in den familiären Prägungen begründet, wo nie über Gefühle und Bedürfnisse gesprochen wurde. Aber es ist meistens einfacher, den Schuldigen außerhalb zu suchen.“

Auf die Familiäre Situation ging auch Christa Haslbeck auf Facebook ein. Sie schrieb, dass es teilweise auch auf die Psyche gehe, wenn Eltern oder Schwiegereltern das Leben schwer machen. In den Kommentaren wurde hier auch diskutiert, welchen Einfluss das Familiengefüge sowie der soziale und öffentliche Druck der Gesellschaft auf das seelische Wohlergehen haben.

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