Frage:
Wir haben bereits 130 kwp Photovoltaik und eine kleine Biogasanlage mit 75 kW. Nun möchten wir weitere 99 kW Photovoltaik installieren. Es gibt drei Hausanschlüsse. Die Stadtwerke des Netzbetreibers verlangen jetzt, von uns, dass wir einen Trafo kaufen sollen - sonst will man uns den Ausbau nicht gestatten. 100 m von unserer Hofstelle gibt es vom Netzbetreiber eine Trafostation, diese müsste der Netzbetreiber andernfalls ertüchtigen. Das würde den Betreiber etwa 250.000 € kosten. Darf man von uns verlangen, einen Trafo zu kaufen?
Antwort:
Nach dem geltenden Erneuerbare-Energien-Gesetz sind EEG-Anlagen – vereinfacht dargestellt – an dem Netzverknüpfungspunkt anzuschließen, an dem die geringsten gesamtwirtschaftlichen Kosten entstehen. Mit anderen Worten: Alle denkbaren Netzverknüpfungspunkte werden darauf hin überprüft, was der Anschluss der neuen Anlage an Kabelverlegung, neuem Trafo etc. an Kosten veranschlagen würde – unabhängig davon, wer diese Kosten zu tragen hat. Der richtige Verknüpfungspunkt ist derjenige, der insgesamt die geringsten Kosten verursacht.
Wenn der Netzbetreiber die Trafostation ertüchtigt
In Ihrem Beispiel würde die Ertüchtigung der Trafostation des Netzbetreibers etwa 250.000 € Kosten. Die Kosten für Sie als Landwirt dürften hier im Regelfall im Verhältnis zu den Gesamtkosten wenig ins Gewicht fallen: Entweder das vorhandene Kabel reicht oder Sie müssten wenige 10.000 € noch zusätzliche Kabel verlegen. Diese Anschlussvariante würde also voraussichtlich in Summe etwa 250.000 bis 300.000 € Kosten veranschlagen.
Wenn der Landwirt den Trafo zahlt
Demgegenüber verursacht ein direkter Mittelspannungsanschluss, bei dem Sie selbst einen Trafo zahlen und bis zum Mittelspannungsnetz sämtliche Kosten tragen, voraussichtlich insgesamt weniger Kosten: Hier dürften für Trafostation, Übergabeschutzstation und Kabel voraussichtlich etwa 150.000 bis 250.000 € ausreichen. Wenn dem so ist, wäre der eigene Trafo damit tatsächlich die gesamtwirtschaftlich günstigste Variante, sodass Sie – wenn Sie den Anschluss der PV-Anlage realisieren möchten – letztlich tatsächlich einen eigenen Trafo kaufen müssten.
Berechnungen prüfen
Wir raten Ihnen aber: Verlagen Sie diese „Berechnungen“ vom Netzbetreiber und prüfen diese kritisch bzw. lassen sie prüfen! Häufig liegen die Kosten verschiedener Varianten nahe beieinander. Das heißt, hier können Sie dann durchaus kontrovers mit dem Netzbetreiber darüber diskutieren, ob die Kosten richtig angesetzt sind. Sie haben aber noch eine weitere Möglichkeit: Fragen Sie beim Netzbetreiber ggf. eine geringere PV-Leistung an, die zugebaut werden soll. Häufig ist es deutlich sinnvoller, auf einige kW installierter
Leistung zu verzichten, wenn hierfür der vorhandene Netzanschluss ausreicht und Ihnen dann keine weiteren Kosten entstehen.
Unser Experte: Dr. Helmut Loibl, Rechtswanwalt, Paluka Rechtsanwälte Loibl Specht PartmbB, Regensburg, Bayern
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