Dieser Kommentar ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Zur Lage: Es bleibt bei dem MKS-Einzelfall in Brandenburg. Das ist gut. Damit sinkt die Gefahr, dass sich MKS verbreitet – ausgeschlossen ist das aber nicht. Unklar ist noch, wie das Virus in die Wasserbüffelherde gelangt ist. Das lässt teils wilde Spekulationen ins Kraut schießen.
Märkte zeigen sich robust
Klar ist: Deutschland hat seinen Status „Frei von MKS ohne Impfung“ verloren. Das schlägt im Handel ein. Weil Brüssel aber die Regionalisierung zugelassen hat, können deutsche Waren außerhalb der Sperrzone in andere EU-Länder fließen.
Schwieriger ist der Export in Drittländer. Zum einen akzeptieren nicht alle Importländer eine Regionalisierung. Zum anderen müssen Veterinäre teils angepasste Exportzertifikate ausstellen. Daher sind Molkereien und Schlachter unterschiedlich betroffen – je nach Exportanteil, Zielland, Produkt und „Willen“ des Veterinärs. Erfreulich ist, dass sich wieder mehr Exportmärkte öffnen.
Unverschämt ist, dass einzelne Milch- und Fleischverarbeiter die Lage schlechtreden, um von niedrigeren Preisen zu profitieren. Unterm Strich sind die Märkte aber robust:
Kälber: Die Niederlande hatten nach dem MKS-Ausbruch keine deutschen Kälber mehr genommen. Seit Freitag gehen wieder Tiere dorthin.
Milch: Die positiven Aussichten für den Milchmarkt haben nur einen kleinen Dämpfer bekommen. Es dürfte keine Milchpreis-Kürzung geben.
Fleisch: Bei Rindfleisch hat MKS den Preisanstieg ausgebremst, am Schweinemarkt den vorhandenen Schlachtstau verschärft und den Sturz auf 1,72 €/kg bzw. 45 €/Ferkel forciert. Insider gehen aber von keiner weiteren Preissenkung aus.
So hart es für den betroffenen Betrieb in Brandenburg und seine Nachbarn klingt: Es ist ein glücklicher Umstand, dass MKS in einer Region mit wenig Tierhaltung ausgebrochen ist. Wäre der Fall im Kreis Steinfurt aufgetreten, lägen in der 10 km-Überwachungszone fast 20.000 Rinder und 170.000 Schweine, zeigt ein fiktives Szenario. Dann wären die Auswirkungen härter.
Druck von Tierseuchen steigt
Das sensibilisiert, noch mal genauer hinzusehen:
Biosicherheit: Tierhaltungsprofis legen Wert auf Biosicherheit und verbessern diese stetig. Gilt das auch für alle Hobbytierhalter? Und lässt sich der hohe Biosicherheitsstandard auch in den gewünschten Ställen mit Außenklima und Auslauf erreichen? Hier deutet sich ein Widerspruch an.
Föderalismus: Das föderale System in Deutschland hat Vorteile – bei Tierseuchen aber auch Nachteile. Es bremst eine effektive Bekämpfung. Wäre diese aber nicht gerade in Krisen nötig?
Seuchenmanagement: Afrikanische Schweinepest, Vogelgrippe, Blauzunge, Bovines Herpesvirus und MKS – der Druck von Tierseuchen steigt. Betreibt die Branche ausreichend Prophylaxe und ist sie auf einen ernsthaften Seuchenzug vorbereitet? Hier sollten alle noch einmal ehrlich innehalten.
Oberste Priorität hat jetzt, dass sich die MKS-Situation weiter entspannt. Und dann wäre es gut, sich für die nächste „Seuchen-Lage“ noch besser vorzubereiten – damit der Schock kürzer ausfällt.