Derzeit ist in Deutschland nur ein Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS) bei Wasserbüffeln aus Brandenburg bekannt. Dort sind die Auswirkungen auf weitere Betriebe aufgrund der geringen Viehdichte überschaubar. Einmal angenommen, das Virus würde ins Münsterland gelangen, wäre das Ausmaß deutlich größer.
Szenario für Ernstfall in Emsdetten
Ein fiktives Ausbruchsszenario für die Maul- und Klauenseuche skizzierte Dr. Anna Fellmann vom Veterinäramt des Kreises Steinfurt bei einer Infoveranstaltung des Westfälisch Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) für einen Betrieb in Emsdetten.
In einem Kilometer Umkreis um den Ausbruchsort lägen demnach schon zehn weitere Betriebe mit potenziell gefährdeten Tierarten. Betrachtet man die Überwachungszone mit 10 km Radius, wären schon 427 Betriebe betroffen. Das entspräche 18.793 Rindern.
Knapp 170.000 Schweine in Überwachungszone
Erschreckend waren insbesondere die Zahlen, die Dr. Fellmann für die Schweinehaltung präsentierte. Bereits im 3 km-Radius (Schutzzone) und den fiktiven Ausbruchsort würden aktuell rund 15.500 Schweine gehalten. In der Überwachungszone käme man auf knapp 170.000 Schweine sowie 777 Schafe und 139 Ziegen.
Virus mit extremer Ausdauer
Der Erreger der MKS ist ein kleines, unbehülltes RNA-Virus. Das heißt, es kann lange in der Umwelt überleben, also auch auf Lkws, Verladerampen und sogar Profilen von Autoreifen. „Alles, was einmal mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen ist, kann zur Verschleppung der Seuche beitragen“, stellte Dr. Fellmann klar.
Saure und alkalische Desinfektionsmittel erzielen eine gute Wirkung. Allerdings können sehr geringe Virusdosen bereits Infektionen auslösen.
So infizieren sich Schwein und Rind
Schweine infizieren sich im Gegensatz zu Rindern am ehesten auf dem oralen Weg. Um über die Atemwege zu erkranken, brauchen Schweine laut Dr. Fellmann eine 80-mal höhere Viruskonzentration als Wiederkäuer. Ein infiziertes Schwein verbreite allerdings auch bis zu 3.000-mal mehr Krankheitserreger als ein Rind.
Das MKS-Virus zeige darüber hinaus häufig Spontanmutationen, sodass schnell neue Virusstämme entstehen können.
Die Umsetzung auf den Betrieben zählt
Auch Albert Rohlmann und Carsten Spieker ergriffen als Vorsitzende des WLV-Kreisverbandes Steinfurt die Gelegenheit, an Ihre Berufskollegen zu appellieren: „Ihr könnt es sicher schon nicht mehr hören, aber bitte, bitte nehmt die Biosicherheit in eurem Betrieb ernst!“