Die Maul- und Klauenseuche (MKS) hat nicht nur für den betroffenen Hof in Brandenburg, sondern auch für seine Nachbarn heftige Auswirkungen. Der rbb hat Milchviehhalter Vincent Overmars aus Bernau bei Berlin in der Überwachungszone im Märkisch-Oderland besucht. Sein Hof ist 8 km vom MKS-Ausbruchsort entfernt.
An zwei Standorten des Betriebs in Werneuchen (Barnim) muss Overmars derzeit täglich 33.000 Liter seiner 1.300 Kühe entsorgen. Das sind jedes Mal zwischen 16.000 und 18.000 € Verlust. Die Milch fließt in die Güllegrube. Solange das Transportverbot des Landes gilt, darf die Gülle das Gelände nicht verlassen.
Wirtschaftlich könnte das zur Katastrophe für den Betrieb werden. Ein paar Tage die Milch wegkippen, damit habe er kein Problem, sagt der Unternehmer dem rbb. Ein Problem habe er jedoch damit, dass die Milchablieferung für mindestens 30 Tage ruht, auch wenn jetzt kein neuer MKS-Fall auftritt. „30 Tage ist mir verboten worden, dass ich die Milch noch abliefern darf“, sagt der gebürtige Niederländer. Er rechnet mit einer halben Million Euro Verlust. Der Landkreis prüft eine Entschädigung.
Dennoch steht Overmars hinter den strengen Maßnahmen. „Die sind voll okay.“ In Holland habe es 2001 einen schweren Ausbruch gegeben, weil es damals keine sofortigen Restriktionen wie hier gab. In den ersten Tagen nach dem ersten Ausbruch ist da so viel verbreitet worden, dass das einen riesigen Ausmaß angenommen hat. Das ist hier derzeit nicht absehbar.
Rohmilch ist das Problem
Denny Tumlirsch vom Landesbauernverband erklärt, dass das MKS-Virus in tierischen Produkten bleibt. "Das heißt, in Rohmilch ist dieses Virus da. Deswegen darf ich Rohmilch nicht verbringen. Wenn die Milch pasteurisiert ist, ist das völlig unerheblich, dann ist das Virus nicht mehr da. Aber solange das Rohmilch ist, ist das potentiell gefährlich. Auch wenn ich in dem Betrieb oder in dem Bestand erst mal gar keinen Nachweis davon habe", so Tumlirsch.
Außerhalb der Zone können Molkereien oder Schlachtereien weitgehend normal weitermachen. Der Export ins Ausland allerdings ist eingeschränkt.
Turmlirsch rechnet nach eigenen Angaben damit, dass die MKS noch länger Auswirkungen auf die Arbeit von landwirtschaftlichen Betrieben in der Übergangszone haben wird. Auch wenn die Restriktionen schon bald gelockert werden könnten, bleibe die Frage nach "MKS ohne Impfung", noch für drei Monate bestehen. "Und in der Zeit ist es natürlich so, dass wir Produkte aus insbesondere Brandenburg nicht mit so einem Zertifikat versehen können", betont er.
Özdemir: „Kein Hof sollte aufgeben müssen"
Verschiedene Parteien und Berufsverbände fordern Entschädigung für unmittelbar in den Sperrzonen betroffenen Betrieben sowie für die wirtschaftlichen Folgen durch Handelsrestriktionen. Im Interview mit dem Deutschlandfunk betonte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Kein Hof sollte aufgeben müssen wegen der Maul- und Klauenseuche. Die Tierseuchenkassen entschädigen unmittelbar für getötete Tiere und für den Abtransport.“
Der Minister verwies auch auf das geöffnete Programm zur Liquiditätssicherung von der Rentenbank, das speziell für Schäden durch MKS geöffnet wurde. Die langfristigen wirtschaftlichen Schäden seien derzeit noch nicht absehbar. Wenn es zu weiteren Ausbrüchen kommen und sich eine Krise von nationalem Ausmaß entwickeln würde, dann seien alle gefordert, so Özdemir: „Dann müssen wir alle miteinander reden, inklusive Brüssel, damit wir unsere Betriebe und unsere Höfe nicht allein lassen.“