Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg sind Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) weiter auf der Suche nach der Ursache. Fragen dazu beantworteten in einem Expertengespräch mit der Plattform „Science Media Center“ Prof. Carola Sauter-Louis, Leiterin des Instituts für Epidemiologie, und Prof. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik (IVD) vom FLI.
Die Forschenden machten eingangs deutlich, dass der Eintrag des MKS-Virus nicht ganz überraschend war und davor auch immer wieder gewarnt wurde. „Viele Regionen der Welt sind endemisch betroffen. Die EU hat sich gegen das Virus abgeschottet, nachdem die Krankheit hier vollständig bekämpft wurde. Doch das Risiko für einen Eintrag bestand immer“, erklärt Prof. Martin Beer.
Tier- und Umweltproben im 10-km-Radius untersucht
Nach der Ursache für den MKS-Ausbruch wird weiter mit Hochdruck gesucht. Neben den Proben von den erkrankten Tieren werden auch Nutztiere im 3 und 10-km-Umkreis untersucht. Auch empfängliche Wildtiere (Schwarzwild und Schalenwild) werden in der Region auf MKS untersucht. „Bei MKS handelt es sich um Virus, dass alle Klauentiere infiziert und sich extrem schnell verbreiten kann. Daher müssen wir hier alle Möglichkeiten prüfen“, so Prof. Martin Beer.
Wasserbüffel seit mehreren Wochen infiziert
Anhand der Symptome und Bildung von Antikörpern bei einem Teil der Wasserbüffelherde vermuten die Wissenschaftler, dass sich die Tiere im Dezember 2024 infiziert haben müssen. „Fest steht auch, dass der betroffene Betrieb zuletzt im September Tiere bewegt hat. Zudem war der Landwirt selbst nicht in epidemiologischen MKS-Ländern und hatte keinen direkten Kontakt zu Personen aus den Ländern“, so Prof. Carola Sauter-Louis. Somit schließen die Forscher diese Übertragungswege eher aus.
Mögliche Ursache: Lebensmittel aus dem Ausland?
Die DNA des Virustypen wurde mittlerweile genau sequenziert. Die nächsten Verwandten dieses Virus sind im Iran und der Türkei dokumentiert. „Nicht erhitzte Lebensmittel aus diesen Regionen könnten das Virus übertragen haben“, stellt Prof. Martin Beer fest. Ob und wie die Wasserbüffel mit solchen Produkten in Kontakt gekommen sein könnten, ist ebenfalls offen. Durch die offene Freilandhaltung, u.a. in Naturschutzflächen, sei dies aber eine nicht ausschließbare Möglichkeit.
Auch Wildtiere könnten solche möglicherweise ursächlichen Lebensmittel aufgenommen haben und weiter verbreiten. „Um das zu prüfen, werden umfangreiche Tests starten“, so Prof. Martin Beer.
Warum die Impfung zu Handelseinschränkungen führt
Das FLI hat beim aktuellen MKS-Ausbruch den genauen Virus-Serotyp ermittelt. Für diese Viren geeignete Impfstoffe sind in der deutschen MKS-Antigenbank vorhanden.
Die Experten erläuterten im Fachgespräch unter welchen Aspekten eine MKS-Impfung möglich wäre und was dabei abzuwägen ist. So komme eine grundsätzliche Impfung aller Nutztiere in der EU nicht mehr in Frage, weil sich die Gemeinschaft für das Ausrotten der Krankheit entschieden hat. „Möglich ist nur eine Notfallimpfung, z.B. im Ring um den Ausbruchsort. Das würde aber unter Umständen mit Restriktionen einhergehen“, sagte Prof. Beer.
Denn bestimmte Drittländer verbieten nicht nur die Einfuhr aus MKS-betroffenen Ländern, sondern auch, wenn dort gegen MKS geimpft wird. Den Status „Frei ohne MKS-Impfung“ hat Deutschland aktuell verloren.
Die sogenannte Impfbank muss von mindestens einem Bundesland aktiviert werden, um innerhalb von Tagen einen Impfstoff produzieren zu können. Im zweiten Schritt müssten dann die Bundesländer und der Bund darüber entscheiden, ob eine Impfung stattfinden soll.
Mindestens drei Monate bis zum Freiheitsstatus
Während der Handel von Milch und Fleisch in der EU durch das Prinzip der Regionalisierung möglich ist, ist der Handel mit Drittländern oftmals vom MKS-Freiheitsstatus abhängig. „Es gibt genaue Vorgaben der EU und der WOAH, welche Fristen dabei einzuhalten sind und welche Proben in welcher Anzahl dazu untersucht sein müssen“, erklärte Prof. Carola Sauter-Louis. „Nach Abschluss aller Untersuchungen müssen wir mit mindestens drei weiteren Monaten rechnen, bis Deutschland den MKS-Freiheitsstatus wieder erhalten kann.“
In ihren Abschlussworten betonten Sauter-Louis und Beer das aktuell best-mögliche Szenario: "Es werden keine weiteren positiven MKS-Fälle nachgewiesen. Mit jedem Tag und jeder negativen Probe steigen dafür die Wahrscheinlichkeiten."