Mit dem MKS-Ausbruch hat Deutschland seinen Status als "frei von Maul- und Klauenseuche ohne Impfung" verloren. Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) gelte außerhalb der Sperrzonen im innerdeutschen und EU-innergemeinschaftlichen Handel das Prinzip der Regionalisierung, d.h. Verbringungen seien weiterhin möglich.
Marktpartner sollten mit Augenmaß reagieren
Die Maul- und Klauenseuche wird den Markt beeinflussen. Allerdings werden sich die Auswirkungen mittelfristig in Grenzen halten, da sich Warenströme neu einpendeln müssen, meint Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Der deutsche Schweinemarkt sei aufgrund der ASP-Restriktionen schon vorher von wichtigen Zielmärkten in Asien ausgeschlossen gewesen. Daher sollten alle Marktbeteiligten jetzt mit Augenmaß reagieren.
Impfung hätte langfristige Folgen
Der Einsatz einer MKS-Impfung müsse allerdings aufgrund der langfristigen Marktauswirkungen sorgfältig überlegt und vor dem Hintergrund der Ökonomischen Folgenabschätzung genau analysiert werden. Impfstoffe seien zwar in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden allerdings müsse der Einsatz genau überlegt werden.
20 % der Exporte gehen in Drittländer
„Die Fleischbranche hat im Jahr 2024 zwar insgesamt in Drittländern einen Umsatz von 840 Mio. € erzielt“, berichtet Hortmann-Scholten. Zum Vergleich: Die deutschen Fleischexporte lagen im ersten Halbjahr 2024 bei knapp 5 Mrd. €. „Daher ist der Markt erst einmal geschockt“, ergänzt er. Danach werde sich der Markt aber wieder seine Wege suchen, so wie es bei anderen Tierseuchen immer der Fall war, meint der erfahrene Marktkenner. Innerhalb der EU gilt das Prinzip der Regionalisierung. Insofern sollten die EU-Staaten weiterhin deutsches Fleisch importieren. Rund 80 % der dt. Exporte verbeiben in der EU 20 % gehen in Drittländer, wovon UK die größten Mengen aufnimmt.
Auch für den Export in Drittländer sei die Lage im Prinzip klar: „Seit dem 10.01.25 erhalten die Unternehmen von den deutschen Behörden keine Exportzertifikate mehr. Damit gibt es praktisch sofort einen Importstopp, ohne dass die Empfängerländer reagieren müssen“, erklärt er. Im Schweinmarkt ist Großbritannien (UK) mengen- und wertmäßig das wichtigste Drittland. Hier hofft er auf konstruktive Gespräche der zuständigen Behörden, so dass pragmatische Lösungen gefunden werden können. Schließlich liegt der Selbstversorgungsgrad in UK für Schweinefleisch bei nur 62 % und Rindfleisch bei etwa 85 %. Die Nachfrage aus UK wird die Märkte an anderer Stelle entlasten.
Schwein härter getroffen als Rind
Was der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Preislicher Hinsicht für den Markt bedeutet, ist noch nicht klar. „Am härtesten trifft es den Milchsektor, dann denn den Schweine- und am wenigsten den Rindfleischmarkt“, schätzt Hortmann-Scholten. Als Beleg verwies der Experte auf den stabilen Schlachtrindermarkt zu Beginn der laufenden Woche. Bei Schweinen müsse man abwarten. „Von Vorteil ist es sicher nicht.“ Aber im Februar werde der Angebotsdruck nachlassen. So war es zumindest in den Jahren 2021 bis 2024.
Wie geht es weiter?
Das weitere Vorgehen im Seuchenfall ist von anderen Krankheiten hinlänglich bekannt. Schon ein einzelner MKS-Fall führe zunächst zum Verlust des Status "frei von MKS". Dieser könne frühestens nach drei Monaten wiedererlangt werden. Danach greift eine Art Wartefrist, die je nach Abnehmerland 6 bis 12 Monate dauern kann. „Das haben wir damals bei der Schweinepest in Belgien genauso gesehen“, sagt Hortmann-Scholten.
Kälbermarkt in Holland gestört
Auf dem Kälbermarkt ist die weitere Entwicklung noch offen. Derzeit gilt in Brandenburg ein Verbringungsverbot, das noch einmal um 48 Stunden verlängert wurde. Gleichzeitig haben die niederländischen Behörden den Import aller deutschen Kälber vorerst gestoppt. „Das ist eine Vorsichtsmaßnahme“, erklärt Hortmann-Scholten. Wenn es keine weiteren MKS-Fälle gebe, werde der Handel voraussichtlich bald wieder möglich sein.
Die Situation in Brandenburg
Nach derzeitigem Stand wurden in Brandenburg neben den Wasserbüffeln etwa 150 bis 200 Schweine in der Sperrzone und drei Schafbetriebe vorsorglich getötet. Eine Ziegenherde muss noch getötet werden. „Eine Ausbreitung der Infektion konnte bisher nach unseren Erkenntnissen nicht festgestellt werden“, erklärt Hortmann-Scholten.