Immer mehr Landwirte in Bayern müssen sich einen Nebenjob zulegen, um noch ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Beispielhaft dafür sprach der Bayerische Rundfunk mit einer Landwirtin aus Moosburg.
Die 33-Jährige berichtet, dass sie den elterlichen Hof mit 40 Kühen und 60 ha Ackerland seit fünf Jahren führt - eigentlich im Haupterwerb. Doch er werfe nicht genug ab, um davon leben können. Die junge Bäuerin muss sich daher mit einem Beraterjob etwas dazuverdienen. Ebenso ihr Mann, der nebenbei Forstarbeiten für Waldbesitzer erledigt.
Förderung reicht nicht mal ansatzweise
Wollte das Paar allein vom Hof leben, müssten sie die Milchviehherde deutlich aufstocken sowie den Stall vergrößern und technisch aufrüsten, sagte sie gegenüber dem BR. Zwar gibt es vom Land für den Stallumbau maximal 25 % Agrarinvestitionsförderung aus dem ATP dazu. Doch das sei „höchstens ein Zuckerl". Für die Umrüstung des 36 Jahre alten Stalls wäre eine hohe sechsstellige Investition nötig. Und das kann ihr Familienbetrieb nicht stemmen.
Denn auch viele andere Kosten sind ebenfalls gestiegen, zum Beispiel die Preise auf dem Tiermarkt. Der jüngste Zukauf von zwei Kälbern kostete knapp 1.000 € pro Tier. Gestiegen sind auch die Pachtpreise für zusätzliche Nutzflächen. Deshalb ist fraglich, ob sich die Vergrößerung für den Familienbetrieb am Ende rechnet.
Ministerium sieht keinen Negativtrend
Der BR stellt in dem Zusammenhang fest, dass die Zahl der Haupterwerbsbetriebe in Bayern gesunken ist – von 111.734 Höfen 2013 (41 %) auf 100.735 (37 %) im Jahr 2023.
Die bayerische Staatsregierung sieht in diesem Trend aber keine Fehlentwicklung. Auf Anfrage des Senders teilt das Landwirtschaftsministerium mit, dass ein Wachstum beim Familieneinkommen notwendig sei und ein zweites berufliches Standbein "neue Perspektiven auch und vor allem für die Frauen in den Bauernfamilien" bringe.
Dass ein Nebenjob das neue Normal sein soll, kann die besagte Landwirtin nicht ganz nachvollziehen. Ihr wäre es lieber, wenn sie sich wieder mehr auf das konzentrieren könnte, was sie eigentlich gelernt habe. Ihr Kerngeschäft sei die Milchviehhaltung.
Spannend ist nun, ob die Pläne der EU-Kommission die Lage verbessern. So sollen auch kleinere und mittlere Betriebe, wie sie in Bayern typisch sind, ab 2027 stärker subventioniert werden. Auch der Freistaat hat sich dafür in Brüssel eingesetzt.