Deutschlands Spargelanbauer sind in die neue Saison gestartet. Für den frühen Erntebeginn sorgt ein hoher technischer Aufwand, beispielsweise doppelte und dreifache Abdeckungen der Spargeldämme, Folien- und Minitunnel und sogar beheizte Anlagen.
Passend zum kalendarischen Frühlingsanfang hatten die Erzeuger der Mutterstadter Pfalzmarkt eG bereits Ende März den ersten „Pfälzer Frühlingsspargel“ gestochen, allerdings noch in überschaubaren Mengen.
Warmes Wetter sorgt für Wuchs
Zum Monatswechsel kam dann auch der erste Spargel aus Nordrhein-Westfalen auf den Markt. Nach Angaben der dortigen Landwirtschaftskammer hatten die Temperaturen der vergangenen Wochen dafür gesorgt, dass der Spargel gut wachsen konnte. Nordrhein-Westfalen gehört mit etwa 330 Betrieben und rund 3.700 ha Anbaufläche zu den Top drei der Spargelanbaugebiete Deutschlands.
In den Startlöchern standen Anfang April auch die Spargelbauern in Niedersachsen, Deutschlands Spargelland Nummer eins. Die Landwirtschaftskammer in Oldenburg berichtete, dass die meisten Betriebe nach einer Wetterperiode mit wenig Regen und noch ausreichend Feuchtigkeit im Boden die Saisonvorbereitungen erfolgreich abgeschlossen hätten. Die Flächen seien gut befahrbar, sodass die Landwirte loslegen könnten.
Nachfrage gesunken
Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen war die Nachfrage nach dem Edelgemüse 2022 aufgrund der Corona-Nachwirkungen sowie allgemein gestiegener Kosten eher verhalten. Seit 2023 gehe der Trend aber wieder nach oben.
Belastet würden die Betriebe jedoch weiterhin durch den gestiegenen Mindestlohn sowie höhere Energiekosten. Deshalb sei davon auszugehen, dass die Anbaufläche und die Zahl der Anbaubetriebe weiter sinken werden. Schon 2024 hatten Zwiebeln beziehungsweise Zwiebelgewächse mit rund 5.500 ha den Spargel mit 3.900 ha als flächenstärkste Kultur im niedersächsischen Gemüseanbau abgelöst.
Sonderkulturen-Experte Frank Uwihs von der Agravis Raiffeisen AG rechnet mit einem guten Spargeljahr. Derzeit gebe es keine schlechten Vorzeichen. Laut Uwihs sind die Anbauflächen und somit auch die Erntemengen in den vergangenen Jahren bundesweit zurückgegangen. Während 2018 noch 133.000 t Spargel geerntet worden seien, habe das Aufkommen 2024 nur noch bei 108.000 t gelegen. In diesem Jahr dürfte die Erntemenge nach Einschätzung des Experten mit 110.000 t wohl etwas höher ausfallen, da es voraussichtlich nicht so nasskalt werde wie im Vorjahr.
Ausreichend Erntehelfer im Land
Genügend Erntehelfer sind auf jeden Fall verfügbar. Wie der Gesamtverband der Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) mitteilte, haben die Betriebe gegenwärtig ausreichend Saisonkräfte. Engpässe gebe es erfahrungsgemäß meist erst im Verlauf der Saison, und zwar aufgrund vorzeitiger Abreise und bei den späteren Kulturen.
Die Suche und Beschäftigung nicht nur von Fachkräften, sondern auch von Saisonarbeitskräften bleibe insgesamt herausfordernd, erklärte GLFA-Präsident Hans-Benno Wichert gegenüber AGRA Europe. Durch mittlerweile gute Verdienstmöglichkeiten in ihren Heimatländern kämen viele ausländische Saisonkräfte aus EU-Mitgliedstaaten nicht mehr nach Deutschland oder sie reisten aufgrund des hohen deutschen Mindestlohns oft früher als vereinbart wieder ab.
Wichert sieht daher die Politik gefordert, die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Deutschland zu sichern. So müsse zeitnah die Möglichkeit geschaffen werden, dass auch landwirtschaftliche Helfer aus Drittstaaten schnell und unbürokratisch in Deutschland beschäftigt werden könnten. In anderen EU-Mitgliedstaaten sei dies längst möglich. Nach der letzten statistischen Erhebung arbeiteten 2023 knapp 243.000 ausländische Erntehelfer in Deutschland.
Zugang für Drittstaatenangehörige eingeschränkt
Laut GLFA stammt die weit überwiegende Zahl der Saisonkräfte nach wie vor aus Rumänien, weniger als 20% aus Polen und vermutlich nur bis zu 10% aus Drittstaaten. Im Verband geht man gleichwohl nicht davon aus, dass sich der Anteil Drittstaatsangehöriger in diesem Jahr deutlich erhöhen wird. Der Arbeitsmarktzugang sei für landwirtschaftliche Saisonkräfte aus diesen Staaten weiterhin eingeschränkt, so die Begründung.
Der Gesamtverband verweist auf das Beispiel Moldawien: So liege das Kontingent für Saisonkräfte von dort unverändert bei nur 1.500 Zulassungen, obwohl diese Grenze im vergangenen Jahr bereits im Juni ausgeschöpft gewesen sei. Gleichzeitig sei ein Arbeitsmarktzugang für Hilfskräfte auf Grundlage der seit 1. März 2024 geltenden Regelung zur kurzzeitigen kontingentierten Beschäftigung für landwirtschaftliche Erntehelfer ausgeschlossen.
Ein zulässiges Anwerben von Saisonkräften aus den Westbalkanstaaten ist dem GLFA zufolge in den vergangenen Jahren wegen überlanger Visaverfahren nicht genutzt worden. Auch wenn es hier 2024 Verfahrensänderungen gab, rechnet der Gesamtverband für 2025 nicht mit einer großen Anzahl von Saisonkräften aus den Westbalkanstaaten. Die Visaverfahren erwiesen sich weiterhin als sehr bürokratisch und langwierig. Das schrecke viele Betriebe ab.