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Landwirt lässt seinen Hof zertifizieren: „Klimaeinsatz wird sich auszahlen“

Ackerbauer und Schweinehalter Heinrich True will seinen Betrieb klimafreundlicher aufstellen. Derzeit lässt er seine Produktion zertifizieren.

Lesezeit: 5 Minuten

Seit der Einführung der CO2-Steuer am 1. Januar 2021 kostet der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid jeden Bürger und Unternehmer Geld. Auch die Landwirtschaft betrifft das Thema.

„Wer seine Ställe mit fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas heizt oder den Schlepper mit Diesel betankt, zahlt darauf CO2-Steuern“, erklärt Landwirt Heinrich True aus Dörverden-Geestefeld im Aller-Weser-Dreieck bei Bremen.

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Schnell gelesen

Mit der CO2-Steuer wird der Ausstoß von Treibhausgasen besteuert.

Heinrich und Julius True sehen große CO2-Einsparmöglichkeiten in landwirtschaftlichen Betrieben.

Biogas und PV-Strom bieten die ­Möglichkeit, auf fossile Brennstoffe zu verzichten.

Regionaler Roggen im Schweinefutter kann den CO2-Fußabdruck bei Schweinefleischprodukten senken.

Die Zertifizierung der Klimamaßnahmen ist wichtig, um Abnehmern einen Nachweis vorlegen zu können.

True, der zusammen mit seiner Familie und mehreren Voll- und Teilzeitkräften 165 ha Acker, 20 ha Grünland und 4,5 ha Wald bewirtschaftet sowie 220 Sauen im geschlossenen System hält, bleibt trotz der jährlich steigenden CO2-Bepreisung gelassen. „Anders als viele andere Wirtschaftszweige sind wir Bauern ein wichtiger Teil der Lösung. Auf unseren Höfen haben wir ein enormes CO2-Einsparpotenzial zu bieten“, hebt True hervor.

Eigenen Hof klimafit machen

Der Landwirt geht fest davon aus, dass die Bauern dank des betrieblichen Minderungspotenzials in Zukunft CO2-Zertifikate ausgeben können. Diese könnten zum Beispiel für Großunternehmen wie die Lufthansa interessant werden. Als Beispiele nennt True die Wiedervernässung der Moore. Auch durch den Anbau von Feldfrüchten oder die Wiederaufforstung von Wäldern wird CO2 aus der Atmosphäre gebunden. „Engagement in Nachhaltigkeit auf den Höfen wird sich für uns auszahlen“, ist True überzeugt.

Der Landwirt schaut auch auf dem eigenen Hof immer wieder genauer hin und überlegt, wie er nachhaltiger wirtschaften kann. Und das aus gutem Grund: Er ist sich sicher, dass die Abnehmer – egal ob Landhandel oder Lebensmitteleinzelhandel – in Zukunft mehr Klimaanstrengungen seitens der Landwirte einfordern. Sein Ziel ist daher, seinem 25-jährigen Sohn Julius einen für die Zukunft nicht nur wirtschaftlich gut aufgestellten Betrieb zu übergeben. Er möchte, dass der Hof auch nachhaltig produziert. Dazu gehört für ihn u. a., dass die Bodenstruktur in Schuss ist und natürliche Ressourcen geschont werden.

Familie True verzichtet z. B. weitestgehend auf den Pflug. Rund 90 % der Fläche werden pfluglos bewirtschaftet. Das spart Diesel und die Wasserhaltekapazität des Bodens wird verbessert, weil die Kapillaren intakt bleiben.

Um den Einsatz von fossilen Brennstoffen zu senken, hat True gemeinsam mit acht Berufskollegen eine Biogasanlage mit 750 kW-Leistung gebaut. Die Abwärme von einem Satellitenstandort fließt in den eigenen Sauenstall und einen benachbarten Maststall. True spart dadurch jährlich umgerechnet rund 3.500 bis 4.000 € Kosten für Gas.

Investiert hat der Unternehmer auch in eine Photovoltaikanlage auf dem Maststall mit 153 kW-Leistung. Den PV-Strom nutzt er zum Teil selbst, der Eigenstromverbrauch beträgt rund 23 %. Parallel dazu wurde die Beleuchtung im Stall größtenteils auf LED-Technik umgestellt und Frequenzumrichter eingebaut. Das senkt die Kosten für Lüftung und Fütterung.

Investiert hat er 2019 außerdem in einen Schleppschlauchverteiler für sein Güllefass. Dadurch kann er den eigenen Wirtschaftsdünger bodennah ausbringen und erreicht damit, dass deutlich weniger Ammoniak in die Atmosphäre entweicht. Durch den Einsatz von zwei Zubringerfässern konnte er die Effektivität bei der Gülleausbringung weiter steigern.

Den Einsatz von Wirtschaftsdünger wollen Heinrich und Julius True künftig weiter ausbauen. Denn in seiner Meisterarbeit hat Junior True herausgearbeitet, dass die Gülledüngung für den Betrieb wirtschaftlicher ist als die mineralische Düngung. Die Kosten sind beim Einsatz von Gülle geringer und die Erträge lagen sogar höher. „Besonders groß war der Unterschied, als die Preise für Mineraldünger im Jahr 2022 regelrecht explodierten“, berichtet Julius True.

Roggen beruhigt die Schweine

Im Schweinestall achten Heinrich True und sein Sohn Julius darauf, dass Schweinefutter für die Sauen, Ferkel und Mastschweine möglichst regional einzukaufen. Sie verfüttern ausschließlich Fertigfutter, da sie keine eigene Mahl- und Mischtechnik besitzen. Das selbst erzeugte Getreide wird über den Landhandel vermarktet.

Auch bei der Komponentenauswahl hat True das Thema Nachhaltigkeit stets im Blick. Der Landwirt verfüttert regional angebauten Roggen – in der Vormast 30 %, in der Mittelmast bis zu 60 % und in der Endmast 70 %. Als Eiweißträger kommt Rapsextraktionsschrot in die Mischung. Beides funktioniert gut und die Ration ist nachhaltiger, weil auf Importsojaschrot gänzlich verzichtet wird.

Im Rahmen einer Untersuchung der Tierärztlichen Hochschule Hannover in drei kompletten Mastdurchgängen kam heraus, dass die Mastschweine mit Roggen in der Mischung 25 % weniger Aktivität zeigten. „Die weiblichen Schweine und auch die intakten Jungeber waren viel ruhiger“, berichtet Julius True. Ursache war laut Hochschule die bessere Darmgesundheit. Zudem ergaben die Untersuchungen eine geringere Salmonellenbelastung.

Auf eine gute Magen-Darmgesundheit legen Vater und Sohn viel Wert. Denn gesunde Tiere haben nicht nur höhere Leistungen, sie verwerten das Futter auch besser als Kranke. Dadurch sinkt der Futterverbrauch, wodurch die Produktion effektiver und nachhaltiger wird. „Eine effektive Produktion wird in Zukunft immer wichtiger. Denn wir Landwirte müssen künftig immer mehr Menschen versorgen“, so True.

Für den Landwirt gehört Roggen grundsätzlich in die Mischung. Sein Lieferant konnte diesen aber bei der letzten Futterausschreibung nicht berücksichtigen. True hofft darauf, dass sich das bei der nächsten Futterausschreibung wieder ändert. „Roggen punktet damit, dass er nachhaltiger im Anbau ist. Er verbraucht weniger Wasser und Dünger und der Pflanzenschutz kann zurückgefahren werden“, erklärt der Landwirt.

Auch die Leistungen passen. Die Futterverwertung beträgt 1 : 2,53. Die Zunahmen liegen im Gewichtsbereich von 6,5 bis 120 kg bei knapp 700 g, der Muskelfleischanteil bei rund 61 %.

Klimazertifizierung steht an

Als nächstes steht im Betrieb True die Klimazertifizierung an. „Wir lassen den gesamten Ackerbau und die Tierhaltung von einem professionellen Zertifizierungsunternehmen durchrechnen“, berichtet Heinrich True.

Das Ziel ist, den Abnehmern genau sagen zu können, wie der CO2-Fußabdruck auf dem Acker und im Schweinestall aussieht. Der Erstaufwand für die Berechnung ist allerdings nicht zu unterschätzen. Man braucht eine Unmenge von Daten und ein gutes Berechnungsprogramm. Liefern muss er z. B. Daten von den Energieverbräuchen, den biologischen Leistungen, den Tierbeständen usw. Weitere Daten liefert ihm das Saatgutzuchtunternehmen KWS, das ihn auch in den beiden Forschungsprojekten 6-R-Futterkonzept und Rye-SaFe begleitet hat.

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