Lynn Toepper aus Münster bietet für Landwirte verschiedene Dienstleistungen rund um Wind- oder Solarparks an (Lynn Toepper - Planung). Die studierte Landschaftsökologin hat zuvor in mehreren Planungsbüros und bei Projektierungsgesellschaften gearbeitet. Sie hat sich auf Potenzialanalysen spezialisiert, um geeignete Flächen für einen Energiepark zu finden, um Karten für einen Bauantrag zu liefern oder um Gutachten wie einen landschaftspflegerischen Begleitplan zu erstellen.
Wofür ist eine Potenzialanalyse bei einem Wind- oder Solarpark wichtig bzw. nötig?
Toepper: Flächen sind aus verschiedenen Gründen nicht für die Windenergie geeignet. Daher ist eine gute Vorauswahl nötig. Dabei hilft eine Potenzialanalyse. Wenn ein Landwirt, ein Projektierer oder eine Gemeinde wissen will, ob eine bestimmte Fläche infrage kommen würde oder wo geeignete Flächen liegen, kann ich das mithilfe verschiedener Geodaten prüfen. Das muss man sich vorstellen wie ein riesiges Puzzle.
Wo von hängt das ab?
Toepper: Wir haben da zum einen die Naturschutzgebiete, Vogelschutzgebiete usw. In vielen ist die Windenergie ausgeschlossen. Die fallen dann schon mal raus. Hierfür braucht man genaue Karten. Die lege ich über die gefragte Fläche drüber. Wir sprechen dabei von Layern. Weitere Layer sind Gewässer, Wald oder die Wohnbebauung, zu der man einen bestimmten Abstand einhalten muss. Bei bestimmten Solaranlagen z.B. am Rande von Autobahnen oder Bahnstrecken gibt es die gesetzliche Privilegierung, also einen gewissen Vorzug. Neu sind auch die Beschleunigungsgebiete für die Windenergie, die mit der Umsetzung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED III) auf EU-Ebene eingeführt werden. Genauso kann ich prüfen, wo die nächste 110 kV-Leitung verläuft und wo das nächste Umspannwerk liegt. Das ist vor allem für den Netzanschluss bei Solarprojekten interessant, während Knotenpunkte von Stromleitungen für den Bau von großen Batteriespeichern immer mehr in den Fokus kommen. Ein weiteres Thema ist die Eignung einer Fläche für die Agri-PV. Am Ende erhält man eine Analyse von Flächen, die vollständig oder nur zum Teil für die Energieproduktion geeignet sind.
Gibt es auch regionale Einflüsse?
Toepper: Ja, das können dann z.B. ein Landes- oder Regionales Raumordnungsprogramm sowie – bei der Solarenergie – Kriterien in den Gemeinden sein. Wenn hier bestimmte Flächen ausgeschlossen wurden, ist eine weitere Prüfung auch zwecklos, dann fallen sie heraus.
Was kann der Landwirt machen, wenn die Potenzialanalyse positiv war?
Toepper: Er könnte dann aktiv auf einen Projektierer zugehen. Ich kann bei der Auswahl dank meines Netzwerks helfen. Bevor er aber seine Fläche an externe Projektierer vergibt, sollte er mit Nachbarn und der Gemeinde sprechen. Gerade im Münsterland haben Bürgerenergieprojekte gezeigt, wie wichtig es ist, die lokale Gemeinschaft von Anfang an einzubeziehen. So entstehen Projekte, die vor Ort verstanden und unterstützt werden. Der nächste Planungsschritt wären dann artenschutzrechtliche Fachgutachten zu Vögeln und Fledermäusen, aber auch zur Pflanzenwelt.
Gibt es überhaupt noch Flächen, die nicht überplant sind?
Toepper: Auf jeden Fall. Dazu zählen u.a. die vielen Flächen in benachteiligten Gebieten, die sich für die Solarenergie eignen. Neu ist das Thema Moor-PV auf Moorflächen, die bestenfalls wieder vernässt werden sollen. Und wo ich auf jeden Fall Chancen für die Landwirte sehe, ist bei der isolierten Positivplanung in vielen Gemeinden. Sie können damit noch zusätzliche Flächen für die Windenergie ausweisen, auch wenn es schon Konzentrationsflächen gibt. Das bietet gerade Chancen für Bürgerenergieprojekte.
Woran liegt das?
Toepper: Die Gemeinde hat bei der Ausweisung zusätzlicher Flächen für Windenergie durch isolierte Positivplanung erheblichen Einfluss auf die Projektgestaltung. Sie kann Rahmenbedingungen schaffen, die Bürgerenergieprojekte stark begünstigen, ohne externe Projektierer gänzlich auszuschließen. Dies kann beispielsweise durch frühzeitige Einbindung lokaler Akteure, Festlegung bestimmter Beteiligungsmodelle oder Priorisierung von Konzepten mit hoher Bürgerbeteiligung erfolgen. Solche Ansätze fördern die Akzeptanz von Energieprojekten in der Bevölkerung und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein größerer Teil der Wertschöpfung in der Kommune verbleibt.