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Biomethananlage in Heek: Dänische Anlagen als Vorbild

Vier Hochbehälter mit zentralen Rührwerken und Flüssigeintrag sind die Merkmale der Biogasgemeinschaftsanlage in Heek. Wir sprachen mit Projektleiter Christof Boge über die Vorteile der Großanlage.

Lesezeit: 5 Minuten

In Heek im Münsterland wollen 45 Landwirte aus Wirtschaftsdünger in einer neuen Großanlage Biomethan erzeugen. Die Anlage unterscheidet sich technisch von Hofbiogasanlagen. Wir haben mit Projektleiter Christof Boge vom Anlagenhersteller PlanET Biogastechnik darüber gesprochen, welche Vor- und Nachteile das Projekt im Vergleich zu Großanlagen von Konzernen oder zu Biogas-Clustern hat, bei der bestehende Anlagen ihr Gas zu einer gemeinsamen Aufbereitungs- und Einspeiseanlage leiten.

Was sind die Besonderheiten der Anlage?

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Boge: Die Anlage soll eine Verarbeitungskapazität von 135.000 t Wirtschaftsdünger pro Jahr haben. Einsatzstoffe sind vor allem Rindergülle und -mist, aber auch Geflügelkot, die aus einem Umkreis von ca. 15 km angeliefert werden. Die Anlage produziert daraus 1.450 m3 Biogas pro Stunde, was umgerechnet einer elektrischen Leistung  von 3 MW entspricht. Eine weitere Besonderheit ist, dass sie in einem Gewerbegebiet steht. Dort ist der Bodenpreis pro m2 sehr hoch. Das heißt, wir haben ein flächensparendes Konzept umgesetzt.

Wie genau sieht das aus?

Boge: Die Anlage besteht aus zwei Fermentern und zwei Nachgärern, die wir in Form von Hochbehältern aus beschichtetem Stahl gebaut haben. Jeder hat 24 m Durchmesser und ist 21 m hoch, das Volumen beträgt jeweils 9.500 m3. Die Technik ist in Dänemark weit verbreitet. Ein Vorteil neben der im Verhältnis zu einem klassischen Rührkesselbehälter geringen Standfläche ist die ernergiesparende Rührfähigkeit. Denn wir setzen Zentralrührwerke mit mehreren Paddelpaaren ein. Diese rühren dauerhaft. Um den Energieverbrauch zu senken, können die Drehzahlen der Rührwerke geregelt werden.

Warum spart das Energie ein? Andere Rührwerke laufen ja nur im Intervall ein paar Stunden am Tag.

Boge: Mit dem kontinuierlichen Rühren können wir den gesamten Behälter gleichmäßig durchmischen und vermeiden Totzonen. Das erhöht die Gasausbeute. Ein zentrales Rührwerk, das rund 8 t wiegt, hat für sich allein betrachtet auch eine höhere elektrische Anschlussleistung. Aber die Summe der Anschlussleistung aller Rührwerke ist im zentral gerührten Fermenter dieser Bauform deutlich geringer als im Rührkesselfermenter mit flacher Bauform.

Welche Einbringtechnik setzen Sie ein?

Boge: Wir verwenden das Flüssigeintragssystem Premix der Firma Vogelsang in Kombination mit dem Vorlage- und Dosiersystem Big-Mix von Pumpe. Denn damit können wir das Inputmaterial schon vor dem Behälter homogenisieren. Da Gülle und Mist in einer kleinen Kammer intensiv gemischt werden, läuft der Prozess sehr effizient ab. Außerdem sorgt der integrierte Rotacut für eine gleichmäßige Zerkleinerung der Fasern und schleust Fremdkörper aus. Das entlastet nicht nur die Rührwerke im Fermenter, sondern schützt auch Aggregate wie Pumpen vor Fremdkörpern wie Strohbänder, Eisenteile usw.

Zentrale Großprojekte hatten es in der Vergangenheit immer schwer bezüglich Wirtschaftlichkeit und Biomasselogistik, wie z.B. die Anlage in Velen. Was sind die Erfolgsfaktoren in Ihrem Projekt?

Boge: Im Vergleich zu anderen Großanlagen gibt es bei dem Projekt in Heek keine externen Firmen als Mitgesellschafter. Die Anlage wird nur von den Landwirten betrieben. Außerdem steht dort nicht die Entsorgung der Wirtschaftsdünger im Vordergrund, sondern die Produktion des hochwertigen Biomethans. Mit der Gasproduktion kommt Wertschöpfung direkt auf die landwirtschaftlichen Betriebe. Zudem profitieren sie von Nebeneffekten wie der Bereitstellung von zusätzlichem Lagerraum für feste und flüssige Gärprodukte. Auch können viele Bullenhalter den sehr gut pflanzenverfügbaren Gärrest mit dem Güllefass gezielter ausbringen als es bislang bei Mist und Miststreuer möglich war.

Im Münsterland gibt es aktuell viele Projekte von Betreibern bestehender Biogasanlagen, die ihre Anlagen rohgasseitig zusammenschließen und eine gemeinsame Gasaufbereitung bauen wollen. Welche Vorteile hat eine zentrale Substratvergärung gegenüber diesen Sammelprojekten?

Boge: Bei der Gasaufbereitung gibt es keinen Königsweg. In Regionen mit vorhandenen Anlagen und etablierten Strukturen, die Zugriff auf günstige Substrate haben, kann ein Biogas-Cluster die beste Lösung sein. In diesem Fall hatten die Landwirte aber keine eigene Biogasanlage und fokussieren sich von Anfang auf Biomethan aus Reststoffen für den Kraftstoffmarkt, weil der Erlös hier dank der hohen Treibhausminderung momentan am höchsten ist. Zudem bietet die Anlagengröße die Chance, die spezifischen Investitionskosten gegenüber vielen kleinen Gärstrecken zu reduzieren und energiesparende Technologien wie zentral gerührte Hochbehälter oder die Druckwechseladsorption (PSA) als Aufbereitungstechnik einzusetzen, die sich erst ab einer bestimmten Rohgasmenge lohnt. Da bei ihr das Gas nicht so stark verdichtet werden muss wie bei einer Membrananlage, ist weniger Strom für die CO2-Abtrennung nötig.

Zusatzinfo

Auch die Initiatoren der Anlage in Heek sind von der Insolvenz des Biomethanhändlers Landwärme betroffen. Aber es gibt mittlerweile Signale, die für eine Besserung des Preises sprechen. Außerdem sind die Betreiber nicht abhängig vom Kraftstoffmarkt. Das eingespeiste Gas lässt sich genauso zur Verstromung entnehmen oder als Brennstoff in Häusern verwenden. Ebenso zeigt die chemische Industrie Interesse. Weitere Informationen dazu:

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