Fließgewässer können nicht nur mehr als 1/3 des gesamten Energiebedarfs Deutschlands decken, sondern mit 94 % sogar praktisch fast den gesamten Wärmebedarf für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme im Bereich bis 100 °C. Damit stellen die Fließgewässer in Deutschland eine enorme und bisher weitgehend ungenutzte Wärmequelle dar. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der TU Braunschweig unter der Leitung von Dipl.-Ing. Christian Seidel.
Vorhandene Wasserkraftwerke aufrüsten
Das Wärmepotenzial von Flüssen und Bächen liegt bei rund 860 Terrawattstunden pro Jahr. Die Fließgewässer sind mit über 400.000 km Gesamtlänge in Deutschland flächendeckend vorhanden.
Mit Hilfe bestehender Wasserkraftanlagen lässt sich dieses Potenzial einfach und schnell heben, meinen die Wissenschaftler. Wasserkraftanlagen hätten nämlich bereits das Recht zur Wasserentnahme zur erneuerbaren Stromerzeugung und verfügen über die notwendige Infrastruktur zur Wasserentnahme. Dies ermögliche eine schnelle Umsetzung von Aquathermie-Konzepten.
Großwärmepumpen ans Wärmenetz anschließen
Durch den Einsatz von Großwärmepumpen kann die Wärme direkt vor Ort genutzt und in das kommunale Wärmenetz eingespeist werden. Die Technik ist ausgereift und sowohl für lokale Lösungen als auch Quartierslösungen und die Versorgung ganzer Städte und Gemeinden geeignet.
33 Großstädte bestens geeignet
Im Rahmen der Studie wurden 80 deutsche Großstädte untersucht. Durch die Nutzung des Ausbaudurchflusses von Wasserkraftanlagen können allein 33 der untersuchten Großstädte ihren gesamten Raumwärmebedarf für die privaten Haushalte decken.
So könnte beispielsweise die Stadt Frankfurt allein mit den beiden vorhandenen Wasserkraftanlagen am Main sich vollständig mit Raumwärme versorgen und dazu noch einen Teil des Bedarfs an Raumwärme für das Umland bereitstellen.