Die mittleren Kosten für die Produktion einer Kilowattstunde Windstrom liegen an einem durchschnittlichen Windenergiestandort mit einer Standortgüte von 70 bis 80 % zwischen 7,6 und 8,5 ct/kWh. Das zeigt eine Analyse der Deutschen WindGuard GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur Kostensituation der Windenergie an Land im Jahr 2024.
Die Basis dafür bilden Erkenntnisse aus umfassenden Befragungen verschiedener Branchenakteure – darunter Hersteller von Windenergieanlagen und Projektentwickler. Neben den Kosten für die Windenergieanlage selbst berücksichtigt die Deutsche WindGuard in ihrer Auswertung auch Aufwendungen für Projektplanung, Infrastruktur und Netzanbindung, Finanzierungskosten und während der Betriebszeit eines Windenergieprojekts anfallende Positionen wie beispielsweise Grundstückspachten, Wartung und Instandhaltung.
Projektspezifisch können die Kosten deutlich variieren. So beeinflusst beispielsweise die Auswahl der Anlagentechnologie die Stromgestehungskosten, zeigt die Analyse.
Sinkende Börsenstrompreise
Erneuerbare Energien senken die Strompreise an den Börsen spürbar. Das zeigt die gestern veröffentlichte Studie „Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2024“ der Denkfabrik Agora Energiewende. Der Börsenstrompreis sank gegenüber 2023 um durchschnittlich 18 % bzw. 17 €/MWh auf 78 €.
Auch die Verbraucherstrompreise für Industrie und Haushalte sanken 2024, dank nachziehender Preisanpassungen gegenüber den hohen Werten 2022/2023. Insbesondere bei Neukundenverträgen für Privathaushalte sind deutliche Einsparungen möglich: So konnte ein Haushalt mit 3500 kWh Jahresverbrauch über einen Neukundenvertrag zu 28,7 ct/kWh etwa 426 € gegenüber dem Durchschnittstarif sparen.
Effekt größer als der von Dunkelflauten
Wegen der erhöhten Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien war im vergangenen Jahr auch eine erhöhte Volatilität an der Strombörse zu beobachten. „Zeiten mit viel Wind und Sonne führen zu viel erneuerbarem Strom, der zu niedrigen bis negativen Strompreisen führen kann. Unsere Berechnungen zeigen, dass solche Phasen im Jahresverlauf deutlich häufiger auftreten als Dunkelflauten. Insgesamt fällt aufs Jahr gerechnet der preissenkende Effekt solcher Grünstromphasen doppelt so stark ins Gewicht wie die Preisspitzen der Dunkelflauten“, sagt Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland.
Das Potenzial solcher Phasen mit viel günstigem erneuerbaren Strom müsse durch mehr Flexibilitäten nutzbar gemacht werden. „Dazu brauchen wir mehr Stromspeicher, einen schnelleren Einbau von Smart Metern, sowie Anreize für flexiblere Nachfrage bei industriellen Großverbrauchern. Eine Reform der Netzentgelte ist hier entscheidend, denn die aktuelle Preisstruktur ist eine echte Flexibilitätsbremse“, analysiert Müller.
Strommarktdesign sollte angepasst werden
„Die Debatten über Dunkelflauten stellen die Energiewende in ein völlig falsches Licht. Erneuerbare sind die Lösung des Problems”, kommentiert Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) die Studienergebnisse. Damit seien auch die Ergebnisse der BEE-Studie „Klimaneutrales Stromsystem“ bestätigt, die bereits 2021 das Phänomen der Strompreissenkung durch Erneuerbare ausführlich betrachtete. „Nun muss das Strommarktdesign nach den systemsetzenden Erneuerbaren ausgerichtet werden, um die Kostendämpfung der Erneuerbaren besser zu nutzen und negative Preise zu vermeiden“, fordert Peter. Kontraproduktiv sei es indes, Erneuerbare bei negativen Preisen zu pönalisieren.
In der kommenden Woche wird die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) im Energieausschuss des Bundestags diskutiert. Darin angelegt ist die Möglichkeit zur Überbauung von Netzverknüpfungspunkten, die der BEE schon seit Langem fordert. „Alleine damit können bestehende Netzkapazitäten besser genutzt und der Netzanschluss beschleunigt werden. Zudem schaffen Erzeuger-, Verbraucher- und Speicherflexibilität Möglichkeiten der Nutzung des günstigen Ökostroms. Hier braucht es jetzt dringend Anreize“, fordert die Präsidentin.
Zum Nachlesen
Die Studie der Deutschen Windguard finden Sie hier als kostenlose pdf.
Die Kosten der erneuerbaren Stromerzeugung mit und ohne Speicher werden auch regelmäßig vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) analysiert. Eine Zusammenfassung der jüngsten Studie von August 2024 finden Sie hier.