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Lokale Strompreise

Ökonomen schlagen Aufteilung des deutschen Strommarkts vor

Zwölf Energieökonomen fordern, dass Deutschland statt der bislang bundesweit einheitlichen Stromgebotszone lokale Strompreiszonen einrichten sollte. Dagegen laufen Wirtschaft und DBV Sturm.

Lesezeit: 4 Minuten

Führende Energieökonomen rufen zu Reformen am deutschen Strommarkt auf. In einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) kritisieren die Fachleute, dass sich bislang alle Teilnehmer am deutschen Strommarkt unabhängig vom jeweiligen Standort an den gleichen Preissignalen orientierten. Dadurch würden viele Unwuchten entstehen.

Besser seien regionale Strompreiszonen in Deutschland, die das reale Verhältnis von Energieangebot und -nachfrage vor Ort abbilden, empfehlen die Wissenschaftler, darunter die „Wirtschaftsweise“ Prof. Veronika Grimm, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Prof. Ottmar Edenhofer sowie Energieökonom Prof. Lion Hirth von der Hertie School in Berlin.

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Unsinnige Entscheidungen im Strommarkt

Eine Herausforderung im deutschen Strommarkt ist bekanntlich, dass viel erneuerbarer Strom im Norden produziert wird, die industriellen Zentren mit hohem Strombedarf aber im Süden liegen. Gleichzeitig mangelt es an der für den Stromtransport notwendigen Netzinfrastruktur. In der Folge würden am Strommarkt Entscheidungen getroffen, „die in der Physik des Netzes nicht möglich und volkswirtschaftlich unsinnig sind“, heißt es in dem FAZ-Gastbeitrag der Wissenschaftler.

Beispielsweise würden bei moderaten Strompreisen Windkraftanlagen im Norden viel Strom produzieren, obwohl er nicht in den Süden gelangt, während gleichzeitig in Bayern Gaskraftwerke stillstehen würden. Diese Fehler im Stromsystem müssten dann kostenintensiv durch das sogenannte Redispatch „repariert“ werden, kritisieren die Ökonomen.

Effizienter und flexibler

Das Argument der Forscher: Mit regionalen Preiszonen würde das Strommarktdesign deutlich effizienter werden. Die zu erwartenden Unterschiede in den Jahresdurchschnittspreisen seien dabei überschaubar: zwischen 5 und 20 € je Megawattstunde, und damit geringer, als die bereits heute bestehenden Differenzen bei den Verteilnetzentgelten. Laut den Energieökonomen können außerdem nur lokale Strompreise die Dynamik des Stromnetzes sinnvoll in Flexibilitätsanreize übersetzen.

Außerdem würden Investitionen in Regionen mit viel erneuerbarem Strom durch eine Teilung der Stromgebotszone angekurbelt, heißt es.

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Wirtschaft befürchtet Strompreisanstieg

Vor solch einer Aufteilung des deutschen Strommarkts in unterschiedliche Preiszonen warnt der Deutsche Bauernverband (DBV) gemeinsam mit 14 anderen Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft. Ihrer Ansicht nach hätte das Marktverwerfungen und den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit zur Folge.

Gezeichnet wurde die Gegenrede unter anderem auch vom Bundesverband Erneuerbare Energien (BBE), dem Verband der Chemischen Industrie (VCI), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Verband der Automobilindustrie (VDA).

„Eine Gebotszonenteilung ließe gerade im industriestarken Süd- und Westdeutschland die Strompreise steigen“, geben sie zu bedenken. Bereits heute seien die Strompreise in Deutschland im internationalen Vergleich ein Standortnachteil. Größere Neuinvestitionen würden daher bei lokal steigenden Preisen um so mehr außerhalb Deutschlands oder gar Europas getätigt werden. Es drohe ein „massiver Verlust an industrieller Wertschöpfung und guten Beschäftigungsverhältnissen“, warnen die Verbände.

Ihrer Ansicht nach sollten die Probleme im Strommarkt stattdessen durch einen schnellen Ausbau der Netzinfrastruktur, mehr Speichern, mehr Elektrolyseuren sowie mehr Direktbelieferung gelöst werden. „Diese Lösungen sind komplexer, als einen Federstrich auf einer Landkarte zu ziehen, der unkalkulierbare volkswirtschaftliche Risiken in sich birgt, aber sie lösen die Herausforderungen grundsätzlich.“

Bauernverband in Sorge um Planungssicherheit

Auch der Bauernverband sorgt sich um die Planungssicherheit im Lande, sollten die Vorschläge aus der Wissenschaft umgesetzt werden. „Die Idee der zwölf Ökonomen mag in der Theorie richtig sein, in der Realität lassen sich aber Produktionsstandorte von Industrieunternehmen nicht einfach „mal eben so“ verlagern“, erklärte DBV-Energieexperte Johann Meierhöfer gegenüber AGRA Europe.

Er verwies gleichzeitig auf die vielen landwirtschaftlichen Betriebe, die mit ihren Biogasanlagen, Solaranlagen und Windrädern das Rückgrat der erneuerbaren Energien in Deutschland seien. Diese Investitionen seien im „Vertrauen darauf getätigt worden, dass die Rahmenbedingungen sich nicht abrupt ändern“, gibt Meierhöfer zu bedenken. Durch eine möglicherweise jahrelang andauernde Umgestaltung des Strommarktdesigns würde die Planungssicherheit in Gefahr gebracht werden.

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