Nordrhein-Westfalen (NRW) hat beim Photovoltaik (PV)-Ausbau die Rekordwerte aus 2023 knapp verfehlt: Nach einem Plus von 2.262 MW im Jahr 2023 sind 2024 landesweit 203.316 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 2.185 (MW) neu in Betrieb gegangen. Das meldete der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) gestützt auf eine Auswertung der Meldungen im Marktstammdatenregister heute im Rahmen einer Pressekonferenz.
Im Bundesländervergleich rangiert NRW damit nach Bayern und mit einem Vorsprung von lediglich 5 MW vor Baden-Württemberg auf Rang zwei.
Am meisten Anlagen gingen im Kreis Steinfurt (gut 8.900 Anlagen, 108.170 MW) ans Netz. Gefolgt von den Kreisen Borken (gut 6.500 Anlagen, 96.000 MW) und Soest (5.200 Anlagen, 95.000 MW). Schlusslicht bildete der Hochsauerlandkreis mit gut 4.400 neuen Anlagen und gut 57.700 MW.
Bei den größeren NRW-Städten lag Köln mit einem Zubau 46,2 MW, vor Dortmund (45,7 MW) und Lippstadt (32,3 MW).
Rund 85 % der im vergangenen Jahr zugebauten Leistung entfallen auf das Segment „Dach-Anlagen“. Knapp 4 % des Zubaus (rund 85.000 Anlagen) waren neuen Balkonkraftwerke.
Nur wenige Freiflächenanlagen
Auf der Freifläche entstanden 241 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 166 MW. Das entspricht mit Blick auf die Leistung einem Anteil von gut 7,5 % des Zubaus. Gemessen an der gesamten NRW-Solarleistung entfallen auf das Freiflächensegment lediglich 5%. Nur in den drei Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin waren diese Quoten niedriger.
„Mit dem extrem niedrigen Freiflächen-Solaranteil wird NRW seinem eigenen Anspruch eines 'Energie- und Industrielandes' mit großem Energiebedarf nicht gerecht – zumal dieses große Bundesland neben seinen markanten Ballungsräumen an Rhein und Ruhr durchaus auch über große ländliche Räume verfügt“, bewertet Jan Dobertin, von der B&W Energy Projekt GmbH & Co. KG in Heiden im Rahmen einer LEE-Pressekonferenz. „NRW bleibt mit einer so geringen Freiflächen-Quote weit hinter seinen Möglichkeiten und Potentialen der Solarstromnutzung zurück.“ Bei B&W Energy laufen derzeit nach eigenen Angaben Planungen für Freiflächen-Solarparks mit über 300 MW Leistung – vorrangig entlang von Autobahnen und Schienenwegen.
Forderungen an die Landesregierung
Für den Vertreter aus der Solarbranche muss die Landesregierung folgende Initiativen ergreifen, damit der Freiflächen-Anteil deutlich wächst:
Um die höheren Sonneneinstrahlungswerte in Süddeutschland auszugleichen, soll sich die Landesregierung im Bundesrat für ein standortgerechtes Vergütungsmodell stark machen, wie es bei der Förderung der Windenergie in Deutschland seit vielen Jahren praktiziert wird. Im Windsektor gibt es bei der Vergütung für Binnenlandstandorte einen sogenannten Korrekturfaktor, um das im Norden höhere Windaufkommen zu kompensieren.
Kurzfristig helfen könnte auch die Wiederaufnahme des aktuell ausgesetzten Landesförderprogramms „progres.NRW“, das Freiflächenprojekte unterstützte. Bis zum Stopp der Förderung erhielten Anlagenplaner bis zu 20 % der Investitionskosten beziehungsweise maximal bis zu 500.000 € für ihr Solar-Vorhaben.
Das Land wäre gut mit einem Leitfaden für Kommunen beraten, um eine Standardisierung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren zu erreichen. Gerade weil der Anteil der Freiflächen-PV in NRW nicht hoch ist, besitzen viele Kommunen noch keine oder nur eine geringe Erfahrung mit der Genehmigung entsprechender Projekte. Folge sind vielfach unterschiedliche Genehmigungsanforderungen (z.B. zum Thema Brandschutz), die eine standardisierte Projektplanung erschweren.
Der LEE NRW unterstützt diese Vorschläge: „NRW als Industrieland - mit einem entsprechenden Energiebedarf - braucht grüne Stromproduktion vor Ort und somit auch Freiflächen-PV“, sagte LEE-Geschäftsführer Maximilian Feldes, „der Hochlauf lässt sich aber nur mit dem Abbau bürokratischer Hemmnisse und bundesweit konkurrenzfähigen Förderbedingungen erreichen.“