Frage:
„In dem Interview Planung von Agri-PV-Anlagen: Der Markt ist reif! zitieren Sie Herrn Reimers mit dem Satz: „Wir kalkulieren in der Regel mit 1,2 bis 1,4 MW pro Hektar.“. Diese Aussage kann so aber nicht stimmen, das sind ja Größenordnungen einer klassischen PV-Freiflächenanlage. Bei Agri-PV ist die Belegungsdichte deutlich geringer und liegt je nach System und Reihenabständen bei 0,4 bis 0,7 MW/ha. Liegt da ein Fehler vor?“
Antwort 1
"Die von dem Leser erwähnten 0,4 bis 0,7 MW/ha gelten für vertikale Zaunanlagen und sind unseres Erachtens wirtschaftlich meist nicht sinnvoll. Diese werden geplant bzw. gebaut, wenn Landwirte mit sehr großen Landmaschinen weiterhin quasi uneingeschränkt auf einer Hochertragsfläche Ackerbau betreiben wollen. Agri-PV und der Stromertrag spielen in dem Fall aber dann eine eher untergeordnete Rolle. Wir empfehlen das meistens nicht.
Anlagen, die wir planen, liegen im Durchschnitt bei 1,2 bis 1,5 MW (Süd-Ausrichtung), bei Ost-West-Ausrichtungen sind noch höhere Werte möglich. Unter den Modultischen kann man zwar mit gängigen Kleintraktoren wirtschaften, aber natürlich nicht mit den ganz großen Maschinen, weil Höhe und Breite zwischen den Pfosten der Unterkonstruktion die Maschinengröße begrenzen. Zwischen den Modulreihen kann man durch leichte Vergrößerung der Abstände schon den Zustand erreichen, dass dort mit relativ großen Maschinen weiterhin Ackerbau betrieben werden kann, mit relativ geringen Verlusten in punkto Energiedichte pro Hektar. Dort landet man dann meist bei 1,1 bis 1,2 MW/ ha, wenn die Zwischenabstände auf 6 bis 8 Meter verändert werden.
Bei sehr lichtbedürftigen Dauerkulturen (Obst), liegen wir bei Energiedichten zwischen 0,8 bis 1,0 MW/ha."
Thomas Reimers, Metavolt Energy GmbH
Antwort 2
Wir haben noch einen zweiten Planer für Agri-PV-Anlagen dazu befragt:
"1,2 bis 1,5 MW/ha sind natürlich möglich zu installieren, ich denke aber Herr Reimers spricht über das seiner Meinung nach beste System für PV und ist der Ansicht, dass sich Agri-PV nicht lohnt. Die Verbreiterung der Abstände zwischen den Modulreihen ließe eine Nutzung dieses Streifens für Ackerbau zwar zu, erfüllt aber in keiner Weise die Anforderungen der DIN SPEC 91434 (für Agri-PV). Es wird da z.B. gefordert, dass 85 % der Projektfläche in landwirtschaftlicher Nutzung bleibt, dass ein landwirtschaftlicher Ertrag von 66 % im Vergleich zu einer unbebauten Referenzfläche erzielt wird und die landwirtschaftliche Bearbeitbarkeit weitgehend uneingeschränkt möglich sein muss.
Agri-PV ist durchaus sinnvoll, zum Einen, wenn ein unmittelbarer Nutzen durch die Anlage für die Frucht besteht (z.B. Verwendung von PV als Hagel- und Verbrennungsschutz im Apfelanbau), oder wenn ein Acker Acker bleiben soll. Hier denke ich auch, dass ein Zaunsystem weniger sinnvoll ist: Es bietet eine geringe Energiedichte auf dem Feld, bei relativ hohen Kosten. Mit Nachführsystemen auf Acker- oder Grünland sieht das aber anders aus: gleiche Installationskosten wie Zaunsysteme, aber ca. 30 % höherer Solarertrag macht diese Systeme sehr konkurrenzfähig zu südaufgeständerten Anlagen, und bietet eine wesentlich bessere Erzeugungskurve des Stroms (früh morgens, spät nachmittags).
Für Nachführsysteme auf Äckern gehen wir von höchstens 650 kW/ha aus, bei Grünland können es ein wenig mehr sein, da Gras weniger Lichtbedarf hat. Über 850 kW/ha geht es aber auch da nicht hinaus.
Festaufständerung mit mindestens 2,1 m Höhe macht z.B. für Rinderhaltung Sinn. Aber hier muss auch Gras wachsen, weshalb die installierbare Leistung auch hier nicht über ca. 850 kW/ha hinausgehen wird."
Axel Pustet, axess solar
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