Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bundestagswahl 2025 Maul- und Klauenseuche Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Agri-PV mit Tieren

Agri-PV: „Wir haben einige bedenkliche Entwicklungen“

Tiere unter Solarmodulen: Bei der Agri-Photovoltaik gibt es viele Diskussion über die Kombination mit der Tierhaltung. Was muss sich bei der Regulierung tun und welche Vereinfachungen sind nötig?

Lesezeit: 5 Minuten

Sind Legehennen unter Modulen nach der Definition eine Anwendung für die Agri-Photovoltaik? Und zählen Anlagen mit 750 MW auf 500 ha noch unter dieses Segment? Aktuell gibt es viele Fragen rund um die Agri-PV. Streitpunkt ist meist die Frage, wie die aktuellen Regelwerke dazu auszulegen sind und ob die Voraussetzungen für eine höhere Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erfüllt werden. Wir haben Sascha Krause-Tünker, Vorstand vom Verband für nachhaltige Agri-PV, dazu befragt.

Aktuell gibt es eine Diskussion darüber, ob Hühner unter Solarmodulen als Agri-PV gilt oder nicht. Zumindest nach dem EEG und der DIN SPEC gibt es da Zweifel. Wie sieht Ihr Verband die Diskussion?

Krause-Tünker: Wir beobachten die ganze Diskussion mit der Kombination von Tierhaltung und Solarmodulen kritisch. Die Kriterien sind sehr unspezifisch und lassen viel Raum für Missbrauch. Daher begrüßen wir es, dass die DIN SPEC 91492 zur Tierhaltung aktuell noch nicht von der Festlegung der Bundesnetzagentur erfasst wird, sondern dass allein die DIN SPEC 91434 maßgeblich ist.

Die Kombination von Legehennen und Photovoltaik ist sehr sinnvoll, beides ergänzt sich sehr gut. Aber der Landwirt braucht dafür keine besondere Förderung für die Agri-PV, er kommt auch mit einem konventionellen Solarpark zurecht – zumal die DIN SPEC und damit das EEG ja vorschreiben, dass die Modulhöhe mindestens 2,10 m betragen muss. Das wäre für die Hühner zu hoch. Natürlich wäre es sinnvoll, hier auch das Genehmigungsrecht zu vereinfachen und für diese Anlagen eine Privilegierung für die Landwirtschaft einzuführen.

Wie bewerten Sie ohnehin die komplizierte Regulatorik zur Agri-PV, bei der wir das EEG, die Festlegung der Bundesnetzagentur und die DIN SPEC haben?

Krause-Tünker: Ja, das ist ein Problem. Schon die DIN SPEC 91434 ist schwierig in der Auslegung. Denn die Bundesnetzagentur ist die einzige Kontrollinstanz und hat Schwierigkeiten, die landwirtschaftliche Bewertung vorzunehmen. Dazu kommen unklare Regelungen wie z.B., dass der Ernteertrag bei der Agri-PV-Anlage 66 % des Referenzertrags ausmachen soll. Was ist, wenn es mal schlechtes Wetter gibt und die Ernte schlechter ausfällt? Wird dann der Status „Agri-PV“ aberkannt? Oder die vorgeschriebene Höhe von 2,10 m: Das bei Sonderkulturen, Beeren oder Wein praktikabel, nicht aber im Ackerbau. Wir brauchen eine stärkere Differenzierung im Pflanzenbau und in der Tierhaltung.

Wo sehen Sie Bedarf bei der Tierwohl-PV?

Krause-Tünker: Wir sehen es grundsätzlich positiv, wenn man sich über das Thema Tierwohl Gedanken macht und hierfür auch Anforderungen definiert werden. Hier muss man stärker nach den einzelnen Tierarten differenzieren. Ziegen, Schafe, Hühner, Enten, Gänse oder Rinder haben jeweils ganz andere Ansprüche an Boden und Technik. Diese können aus unserer Sicht aber nur den Charakter von Zusatzanforderungen haben, denn auch bei der Tierhaltung muss der Futtermittelaufwuchs auf der Fläche gewährleistet sein und damit müssen auch die Anforderungen an Licht- und Wasserverfügbarkeit erfüllt sein – auch die Bewirtschaftbarkeit, zum Beispiel für Heu- und Silageschnitte, sollte weiter erhalten bleiben. Wir brauchen eindeutige Anforderungen an die Anlagentechnik. Hier muss man stärker ans Landwirtschaftsrecht wie der GAP anknüpfen. Heute wird das in verschiedenen Rechtsgebieten wie dem EEG usw. definiert und von einer landwirtschaftsfernen Bundesnetzagentur kontrolliert, das muss sich ändern. Besser geeignet wären etablierte Institutionen wie die Landwirtschaftskammern oder Landwirtschaftsämter.

Das bedeutet unter Umständen noch mehr Kontrollaufwand. Warum sind Verschärfungen aus Ihrer Sicht nötig?

Krause-Tünker: Wir öffnen ansonsten Projektierern von konventionellen Anlagen Tür und Tor, wenn sie z.B. einfach nur ein paar Schafe unter den Modulen halten. Wir fordern, dass bei der Agri-PV die Landwirtschaft ganz klar im Vordergrund stehen muss. Nur dann hat der Betreiber ein Anrecht auf eine höhere Vergütung. Diese muss dann auch differenziert sein. Schafe dagegen haben eine pflegende Funktion. Es gibt auch noch andere bedenkliche Entwicklungen.

Welche meinen Sie?

Krause-Tünker: Es gibt Pläne für die größte Agri-PV-Anlage Europas mit 750 kW auf 500 ha, unter der Rinder gehalten werden sollen. Das definieren wir eher als Freiluftstallung. Man wird sehen, ob da eine Futtermittelproduktion möglich ist, wenn die Fläche von Modulen bedeckt ist. Es wird schwer zur rechtfertigen, dass das noch Agri-PV ist. Wir haben auf der anderen Seite viele gute Agri-PV-Ansätze, die es lohnt, verfolgt zu werden. Hier sollten wir auch aus den Erfahrungen der anderen Länder lernen.

Kann es sein, dass wir dann auch irgendwann ohne das EEG auskommen und man diese ganzen Anforderungen wie die DIN SPEC und so gar nicht mehr braucht, weil sich so schon irgendwelche Vorteile ergeben und weil man den Strom anders vermarkten kann?

Krause-Tünker: Noch brauchen wir das EEG. Wir sind technologisch erst ganz am Anfang. Daher ist eine Unterstützung zur Markteinführung nötig. Aber auch, wenn die Kosten aufgrund von Skaleneffekten sinken, wird die Agri-PV immer etwas teurer sein als herkömmliche Solarparks. Wir brauchen mehr Platz bzw. höhere Aufständerungen. Langfristig gehe ich davon aus, dass Agri-PV bei Freiflächenanlagen der Standard sein wird und dann auch nicht mehr überall gesondert gefördert werden muss.

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

top + Wissen, was zählt.

Voller Zugriff auf alle Beiträge, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten - auch in der App.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.