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So werden ausgediente PV-Module recycelt

Ausgediente PV-Module müssen recycelt werden. Doch der Prozess steckt noch in den Kinderschuhen.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Eigentlich spricht man bei PV-Modulen von Kilo- oder Megawatt. Beim Unternehmen Reiling mit Sitz in Marienfeld hingegen rechnet man in Tonnen. Das Unternehmen hat an seinem Standort in Münster-Gelmer eine Recyclinganlage für PV-Module gebaut. Hier wird geschreddert, was auf den ­Dächern ausgedient hat.

Pflicht zum Recycling

„Bis zu 50.000 t Module könnten wir hier recyceln“, sagt Malte Fislake, Betriebsleiter des Standortes. Noch sind die Kapazitäten nicht ausgereizt. Im vergangenen Jahr waren es lediglich 8000 t. Doch laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) sollen bis 2030 weltweit mindestens 1,7 Mio. t PV-Module ihr Lebensende erreicht haben. 20 Jahre später gar 60 Mio. t. Und dabei handelt es sich um zurückhaltende Schätzungen, die von ­einer etwa 30-jährigen Laufzeit der Module ausgehen.

Daraus sind PV-Module

Rund zwei Drittel eines PV-Moduls ist Glas. Rechnet man den Aluminiumrahmen hinzu, hat man gut 80 % des Gesamtgewichts erfasst. Doch gerade die übrigen verbauten Materialien sind wertvoll. „In älteren Anlagen war für die Leitung der elektrischen Ladung aus der Zelle in das System noch mehr Silber verbaut“, sagt Betriebsleiter Fislake. Heute wird das Edelmetall oft nur noch in geringen Mengen eingesetzt. Das ebenfalls enthaltene Silicium wird energieaufwendig aus Quarzsand gewonnen. „Knapp ist die Ressource nicht, aber teuer in der Gewinnung“, erklärt Fislake.

Innerhalb der EU müssen Altmodule geprüft und wiederverwendet oder recycelt werden. Laut Gesetz müssen 80 % der Module, gemessen am Gewicht, recycelt werden. Bei Reiling schaffe man 80 bis 85 %, heißt es. Alles beginnt mit einem Schredder. „Er ist der kleinste gemeinsame Nenner, der für alle Bestandteile passt“, sagt Fislake. Sind die Module zerkleinert, werden die enthaltenen Wertstoffe voneinander getrennt. Hierbei kommen Kameras zur optischen Sortierung, aber auch Siebe und Luftwirbel zum Einsatz. Doch um die gewonnenen Rezyklate weiterverwenden zu können, müssen sie noch stärker gereinigt werden. So zum Beispiel beim noch unreinen Grob- und Feinglas. „Zunächst ist da noch etwa 5 % Silizium enthalten“, erklärt Fislake. „Das entfernen wir später in einer spezialisierten Aufbereitungsanlage.“ Je reiner die einzelnen Rohstoffe voneinander getrennt sind, desto besser ihre Einsatzmöglichkeiten. So gelang dem Unternehmen vor ein paar Monaten ein wichtiger Schritt. „Nun können wir das Glas statt nur als Glaswolle in der Bauindustrie auch wieder für die Produktion von Hohl- und Flachglas nutzen“, freut sich Fislake. Auch die übrigen Materialien gehen wieder in den Wertstoffkreislauf. „Nur die Folie auf der Unterseite der Module müssen wir der thermischen Verwertung zuführen“, sagt der Betriebsleiter.

Erst aufwendig prüfen

Doch das Recycling ist nur ein Teil des Geschäftes. Vorm Schreddern unterziehen Fislake und seine Kollegen viele Module einer Prüfung. Sind sie funktionstüchtig und leistungsfähig, können sie noch weiterverwendet werden. „Elementar wichtig sind dabei die Informationen der Vorbesitzer, warum die Module aussortiert wurden“, sagt Fislake. Denn nicht immer haben Hagelschlag und Sturm sie beschädigt. Der Grund für die Demontage liege häufig in der auslaufenden Förderung. Liegen keine Informationen über den Grund der Demontage vor, etwa bei Kleinmengen, die über die Wertstoffhöfe zur Recyclinganlage kommen, entfällt die Prüfung. „Der Aufwand wäre zu groß, die Maschine auf die kleinen Mengen einzustellen“, erklärt Fislake.

Bei den Second-Life-Modulen arbeiten sie mit Start-ups zusammen. Mit der passenden Anschlusstechnik ausgestattet werden die Module als Balkonkraftwerke verkauft. „Im vergangenen Jahr haben wir ­einige Hundert getestet und so wieder auf den Markt bringen können“, sagte Fislake auf einer von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) organisierten Betriebsbesichtigung.

Dort entsorge ich PV-Module

Privatpersonen können PV-Module in haushaltsüblichen Mengen kostenlos beim Wertstoffhof abgeben. Dabei variiert die Definition der „haushaltsüblichen Menge“ laut Fislake durchaus. Die Hersteller übernehmen die Kosten.

Größere Mengen, wie etwa von Solar­parks, können direkt bei Recycling­unternehmen abgegeben werden. „Wir berechnen pro Modul etwa 2 €“, sagt Fislake. Das gilt für Module auf Silicium-Basis, die laut dem Betriebsleiter etwa 95 % aller Anlagen hierzulande ausmachen.

Anders verhält es sich bei Modulen, die CdTe oder CI(G)S. enthalten, sowie bei flexiblen Modulen. Für diese Elemente gibt es laut Fislake andere Recyclinglösungen – jedoch nicht bei Reiling.

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