In der letzten Woche kamen mehr als 16.000 Vertreter der europäischen Windenergiebranche zu ihrem Spitzentreffen, dem WindEurope-Jahresevent 2025, in Kopenhagen zusammen.
Dänemark ist die Wiege der Windenergie - und es ist auch ein Testfeld für die Integration erneuerbarer Energien, berichtet der europäische Dachverband der Windenergie. Ein Ausflug nach Fredericia zu Dänemarks Netzbetreiber Energinet zeigt, wieso Deutschland und andere EU-Länder noch einiges von Dänemark lernen können.
Dänemark größter Windenergieerzeuger in Europa
Europa will mehr Windenergie, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und seine Energiesicherheit zu garantieren. Dänemark war schon früh führend bei der Erzeugung von Windenergie. Bereits 1991 stellte Dänemark den damals ersten Windpark auf See fertig. Heute hat Dänemark den höchsten Anteil an Windstrom in ganz Europa.
56 % des gesamten Stromverbrauchs Dänemarks stammen aus Windkraftanlagen an Land und auf See. Zusammen mit Bioenergie und Photovoltaik machen erneuerbare Energien über 80 % des Strommixes in Dänemark aus. An vielen Tagen deckt - und überschreitet - die Grünstromerzeugung die gesamte dänische Stromlast.
Testfeld für das Energiesystem der Zukunft
Und Dänemark denkt weiter. Strom aus Windenergie wird bereits heute in anderen Sektoren nutzbar gemacht. Schlüssel hierfür ist die konsequente direkte Elektrifizierung von Wärme, Verkehr und Industrie.
Durch die Kopplung der Stromerzeugung mit der Wärmeverteilung, etwa durch neuartige Seewasser-Wärmepumpen, kann Dänemark überschüssigen Windstrom nutzen, speichern und an sonnen- oder windarmen Tagen abgeben. So kann Windenergie einen noch größeren Beitrag zu Dänemarks Energieunabhängigkeit liefern.
Ölkrise sorgte fürs Umdenken
Das dänische Energiesystem hat in wenigen Jahrzehnten mehrere Transformationen durchgemacht. Bis zur Ölkrise in den 1970er-Jahren war Öl mit weitem Abstand die wichtigste dänische Energiequelle. Als Reaktion auf die Ölkrise stieg in den 1980ern und 1990ern zunächst der Kohleverbrauch und dann der Gasverbrauch sprunghaft an. Doch bereits in den 2000ern wurden sowohl Kohle und Gas von Erneuerbaren überholt. Seit 2020 sind Erneuerbare die wichtigste Energiequelle.
Im Jahr 2022 kündigte die dänische Regierung ein Klimaneutralitätsziel für das Jahr 2045 an - Dänemark ist hier also ebenso ambitioniert wie Deutschland. Danach will Dänemark sogar CO2-positiv werden, die dänische Regierung strebt eine Emissionsreduzierung von 110 % bis 2050 an.
Wie Dänemark es bereits heute schafft, ein Stromsystem mit fast 60 % Windstrom zu betreiben, lässt sich am besten bei einem Besuch beim nationalen Netzbetreiber Energinet herausfinden.
Energinet - Innovative Flexibilisierungslösungen
Energinet betreibt und entwickelt das dänische Strom- und Gasverteilnetz. Als erster europäischer Verteilnetzbetreiber mit mehr als 50 % Windstrom im Netz sieht sich Energinet neuen Zielen gegenüber. Dazu zählen die Flexibilisierung und Erhöhung der Stromnachfrage sowie die Integration neuer Marktakteure wie Batteriespeicher und Erzeuger von erneuerbarem Wasserstoff.
Das Erreichen dieser Ziele steht und fällt mit dem konsequenten Ausbau und der Modernisierung des Stromnetzes. Die EU geht davon aus, dass hierfür europaweit bis 2030 etwa 584 Mrd. € fällig werden. Letztes Jahr hat die Europäische Kommission daher einen EU Grids Action Plan vorgelegt - mit 14 konkreten Maßnahmen zur Beschleunigung des Netzausbaus in Europa.
Netzanschlussgenehmigungen sind das Nadelöhr
Besonders Netzanschlussgenehmigungen stellen eine große Herausforderung dar. Hunderte Gigawatt an neuen Windparks warten derzeit auf ihre Netzanschlussgenehmigung. Einige Länder filtern die Warteschlangen für den Netzanschluss, um strategischen Projekten Vorrang zu geben.
Alle Länder sollten dies tun, meint WindEurope. Zusätzlich müssten Netzplanung und Netzausbau durch vorausschauende Investitionen und private Finanzmittel verbessert werden. Zuletzt müsse Europa seine Wertschöpfungskette für Netztechnik stärken und so die Lieferzeiten für kritische Netzkomponenten reduzieren.
Europäische Regierungen und Netzbetreiber können hierbei von Dänemark lernen, glaubt WindEurope. Energinet beweise jeden Tag, dass sehr große Mengen Windenergie durch innovative Flexibilisierungslösungen sicher ins dänische Stromnetz eingespeist werden können. Der Ausbau der grenzüberschreitenden Netzverbindungen zu Dänemarks Nachbarländern ist hierbei ebenfalls von großer Bedeutung.
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In der letzten Woche kamen mehr als 16.000 Vertreter der europäischen Windenergiebranche zu ihrem Spitzentreffen, dem WindEurope-Jahresevent 2025, in Kopenhagen zusammen.
Dänemark ist die Wiege der Windenergie - und es ist auch ein Testfeld für die Integration erneuerbarer Energien, berichtet der europäische Dachverband der Windenergie. Ein Ausflug nach Fredericia zu Dänemarks Netzbetreiber Energinet zeigt, wieso Deutschland und andere EU-Länder noch einiges von Dänemark lernen können.
Dänemark größter Windenergieerzeuger in Europa
Europa will mehr Windenergie, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und seine Energiesicherheit zu garantieren. Dänemark war schon früh führend bei der Erzeugung von Windenergie. Bereits 1991 stellte Dänemark den damals ersten Windpark auf See fertig. Heute hat Dänemark den höchsten Anteil an Windstrom in ganz Europa.
56 % des gesamten Stromverbrauchs Dänemarks stammen aus Windkraftanlagen an Land und auf See. Zusammen mit Bioenergie und Photovoltaik machen erneuerbare Energien über 80 % des Strommixes in Dänemark aus. An vielen Tagen deckt - und überschreitet - die Grünstromerzeugung die gesamte dänische Stromlast.
Testfeld für das Energiesystem der Zukunft
Und Dänemark denkt weiter. Strom aus Windenergie wird bereits heute in anderen Sektoren nutzbar gemacht. Schlüssel hierfür ist die konsequente direkte Elektrifizierung von Wärme, Verkehr und Industrie.
Durch die Kopplung der Stromerzeugung mit der Wärmeverteilung, etwa durch neuartige Seewasser-Wärmepumpen, kann Dänemark überschüssigen Windstrom nutzen, speichern und an sonnen- oder windarmen Tagen abgeben. So kann Windenergie einen noch größeren Beitrag zu Dänemarks Energieunabhängigkeit liefern.
Ölkrise sorgte fürs Umdenken
Das dänische Energiesystem hat in wenigen Jahrzehnten mehrere Transformationen durchgemacht. Bis zur Ölkrise in den 1970er-Jahren war Öl mit weitem Abstand die wichtigste dänische Energiequelle. Als Reaktion auf die Ölkrise stieg in den 1980ern und 1990ern zunächst der Kohleverbrauch und dann der Gasverbrauch sprunghaft an. Doch bereits in den 2000ern wurden sowohl Kohle und Gas von Erneuerbaren überholt. Seit 2020 sind Erneuerbare die wichtigste Energiequelle.
Im Jahr 2022 kündigte die dänische Regierung ein Klimaneutralitätsziel für das Jahr 2045 an - Dänemark ist hier also ebenso ambitioniert wie Deutschland. Danach will Dänemark sogar CO2-positiv werden, die dänische Regierung strebt eine Emissionsreduzierung von 110 % bis 2050 an.
Wie Dänemark es bereits heute schafft, ein Stromsystem mit fast 60 % Windstrom zu betreiben, lässt sich am besten bei einem Besuch beim nationalen Netzbetreiber Energinet herausfinden.
Energinet - Innovative Flexibilisierungslösungen
Energinet betreibt und entwickelt das dänische Strom- und Gasverteilnetz. Als erster europäischer Verteilnetzbetreiber mit mehr als 50 % Windstrom im Netz sieht sich Energinet neuen Zielen gegenüber. Dazu zählen die Flexibilisierung und Erhöhung der Stromnachfrage sowie die Integration neuer Marktakteure wie Batteriespeicher und Erzeuger von erneuerbarem Wasserstoff.
Das Erreichen dieser Ziele steht und fällt mit dem konsequenten Ausbau und der Modernisierung des Stromnetzes. Die EU geht davon aus, dass hierfür europaweit bis 2030 etwa 584 Mrd. € fällig werden. Letztes Jahr hat die Europäische Kommission daher einen EU Grids Action Plan vorgelegt - mit 14 konkreten Maßnahmen zur Beschleunigung des Netzausbaus in Europa.
Netzanschlussgenehmigungen sind das Nadelöhr
Besonders Netzanschlussgenehmigungen stellen eine große Herausforderung dar. Hunderte Gigawatt an neuen Windparks warten derzeit auf ihre Netzanschlussgenehmigung. Einige Länder filtern die Warteschlangen für den Netzanschluss, um strategischen Projekten Vorrang zu geben.
Alle Länder sollten dies tun, meint WindEurope. Zusätzlich müssten Netzplanung und Netzausbau durch vorausschauende Investitionen und private Finanzmittel verbessert werden. Zuletzt müsse Europa seine Wertschöpfungskette für Netztechnik stärken und so die Lieferzeiten für kritische Netzkomponenten reduzieren.
Europäische Regierungen und Netzbetreiber können hierbei von Dänemark lernen, glaubt WindEurope. Energinet beweise jeden Tag, dass sehr große Mengen Windenergie durch innovative Flexibilisierungslösungen sicher ins dänische Stromnetz eingespeist werden können. Der Ausbau der grenzüberschreitenden Netzverbindungen zu Dänemarks Nachbarländern ist hierbei ebenfalls von großer Bedeutung.