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Geflügelmast: Ist konventionelle Haltung doch nachhaltiger?

Der LEH will Tierwohl und Nachhaltigkeit stärker kombinieren. Die Geflügelbranche sieht allerdings Zielkonflikte. Eine neue Studie zeigt, was eine Umstellung auf mehr Tierwohl fürs Klima bedeutet.

Lesezeit: 3 Minuten

Auch auf europäischer Ebene fordern Fleischabnehmer mehr Tierwohl. In der Hähnchenmast heißt das Pendant zur Haltungsform 3 European Chicken Commitment – ECC (Europäische Masthuhn-Initiative) und wird laut www.masthuhn-Initiative.de von namhaften Konzernen unterstützt: Dr. Oetker, Nestlé, Unilever, Ikea, KFC, Subway und Aldi. Die Anforderungen gehen deutlich über die derzeitigen EU-Vorschriften hinaus und umfassen u. a.  eine maximale Besatzdichte von 30 kg Lebendgewicht (LG) pro Quadratmeter und den Einsatz langsam wachsender Hühnerrassen (siehe Übersicht 1).

Die Geflügelverarbeiter in der EU sehen sich durch die wachsende Zahl der Unterstützer der Initiative unter Druck gesetzt und befürchten Rückschritte beim Thema Nachhaltigkeit. Sie haben daher RSK ADAS Ltd. beauftragt, die Auswirkungen der ECC-Standards auf die Nachhaltigkeit zu untersuchen. ADAS ist das größte unabhängige Beratungsunternehmen für Landwirtschaft und Umwelt in Großbritannien.

Ökologie wird belastet

Nach dem ADAS-Bericht steigt der Ressourcenverbrauch deutlich an, wenn die Hähnchen nach den ECC-Richtlinien gehalten werden. Demnach verbrauchen die Hähnchen pro Kilogramm produziertem Hähnchenfleisch 34 bis 35 % mehr Futter und Wasser (siehe Übersicht 2).

Dieser Anstieg ist vor allem auf die längeren Produktionszyklen und die geringere Fleischausbeute der Hühner zurückzuführen. Denn die langsam wachsenden Tiere haben eine um gut 11 % geringere Schlachtausbeute. Hochgerechnet auf die EU-­Gesamt­produktion von 5,674 Mrd. Hähnchen pro Jahr, die in der EU von der Standard- auf die ECC-Produktion umgestellt werden könnten, würde dies einen zusätzlichen Futtermittelbedarf von 7,3 Mio. t bedeuten.

Die Nachteile fürs Klima liegen damit auf der Hand. Die ECC-Produktion verursacht gut 24 % mehr Treibhausgas. Pro kg verkaufsfähigem Hähnchenfleisch werden bei konventioneller Produktion 6,68 kg CO2e emittiert, bei der Masthuhn-Initiative sind es 8,31 kg CO2e (siehe Übersicht 3). Insgesamt würde dies auf EU-Ebene einen Anstieg der Treibhausgasemissionen um 11,05 Mio. t CO2e pro Jahr bedeuten – unter der Annahme, dass die gleiche Menge Fleisch erzeugt würde.

Neue Ställe nötig

Die Umstellung hätte auch erhebliche Auswirkungen auf die Produktivität pro Quadratmeter Stallfläche. So würden aufgrund der Nachteile bei den Tageszunahmen und der Besatzdichte nur noch etwa 98 statt 156 Hähnchen pro Quadratmeter jährlich schlachtreif. Um die gleiche Anzahl an Masthühnern zu mästen, müsste die Stallfläche demnach um knapp 48 % erweitert werden. Wenn man dann noch die schlechtere Ausschlachtung berücksichtigt, müsste die aktuelle Stallfläche insgesamt sogar um rund zwei Drittel erweitert werden. Die geschätzten Kosten hierfür belaufen sich auf 8,24 Mrd. €.

Ob die europäische Geflügelwirtschaft das finanzieren und umsetzen kann, ist fraglich. Gegen einen Bauboom spricht zudem, dass die Produktionskosten erheblich steigen würden. Statt der 2,02 € pro kg Hähnchenfleisch wären unter ECC-Vorgaben 2,77 € nötig, um alle Kosten zu decken. Dies entspricht einer Steigerung von 37,5 %. Vermutlich würde man auch am Bedarf vorbei produzieren, wenn man bedenkt, dass nach Umfragen nur 5 % der befragten Verbraucher bereit sind, mehr als 20 % für nach höheren Standards produziertes Fleisch zu bezahlen. 

Importe würden steigen

Wahrscheinlicher ist, dass die europäische Geflügelhaltung durch eine flächendeckende Umstellung einbricht. In den bestehenden Anlagen würden statt 5,674 Mrd. nur noch 3,794 Mrd. Tiere erzeugt, was einem Rückgang um gut ein Drittel entspricht. Die Fleischproduktion würde sogar um 41 % zurückgehen.

Am Ende droht somit Klima­dumping: Denn wenn die Selbstversorgung der EU mit Hühnerfleisch sinkt, werden die Fleischimporte zunehmen. Es ist fraglich, ob importiertes Fleisch mit weniger Tierwohl einen kleineren CO2-Fußabdruck aufweisen kann als die heimische Ware.

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