Hessens neue Landesregierung stoppt die Ausweisung von Naturwäldern zu Naturschutzgebieten. Die CDU setzt damit den früheren Plan der Grünen aus, alle Flächen über 100 ha als Naturschutzgebiete auszuweisen.
Der entsprechende Erlass ist laut Hessenschau nun an die Regierungspräsidien in Kassel und Darmstadt gegangen. Konkret betroffen sind etwa der Reinhardswald im Kreis Kassel sowie Gebiete im Schwalm-Eder-Kreis, in der Rhön oder an der Bergstraße.
Das Agrarministerium erklärte gegenüber dem HR, dass es nicht um die Frage nach mehr oder weniger Naturschutz, sondern um Verfahrensfragen, um Fragen der Zuständigkeit und die Frage, ob immer mehr Bürokratie nötig sei, gehe. Landwirtschaftsministers Ingmar Jung (CDU) wird dazu wie folgt zitiert: „Wenn wir mit weniger Bürokratie ein Ziel erreichen können, dann muss man diesen Weg in Zeiten wie diesen auch gehen."
Naturschützer fassungslos
Empört zeigt sich der NABU Hessen. Er befürchtet, dass Naturwälder wieder zu normalen Wäldern deklariert werden, um Holz aus ihnen zu entnehmen. Auch für die Grünen ist dies "ein wahnsinnig großer Fehler". Darüber wundert sich das Landwirtschaftsministerium. So sei es ein völlig normaler Vorgang, dass man zu Beginn einer neuen Legislaturperiode zunächst Vorhaben analysiere. Niemand müsse sich Sorgen machen.
Konkret betrifft die Nicht-Ausweisung als Naturschutzgebiet folgende Naturwälder
Reinhardswald, Naturwald-Schutzgebiet im Hohen Keller (Schwalm-Eder), die Hessische Schweiz bei Meinhard (Werra-Meißner), Wälder am Breiten Berg bei Haselstein sowie am Roten Moor (beides Rhön), Wälder am Naturschutzgebiet Mönchbruch von Mörfelden und Rüsselsheim, ein Naturwald bei Mörfelden-Walldorf (Groß-Gerau), Naturwälder am Melibocus und bei Bürstadt (beides Bergstraße) und die Erweiterung des Naturschutzgebiets Heegbachaue bei Messel (Darmstadt-Dieburg).
Besonders viel ändert sich zunächst aber nicht, so die Hessenschau weiter: Geschütztes Gebiet bleiben die Naturwälder schließlich, obgleich sie vorerst nicht mehr als Naturschutzgebiete ausgewiesen werden sollen, wie zunächst unter Schwarz-Grün geplant.