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Ausgerechnet Bauer! Erzählungen von Landwirten, die über ihre Berufung sprechen

Vom norddeutschen Kohlbauern bis zum bayerischen Strohschweinhalter: Im neuen top agrar-Buch „Ausgerechnet Bauer“ sprechen zehn Landwirtinnen und Landwirte über ihre Berufung.

Lesezeit: 4 Minuten

Über ihr Tätigkeitsfeld wird zwar ständig geschrieben, diskutiert und gestritten, die Bauern selbst kommen dabei aber kaum zu Wort, ohne kommentiert und beurteilt zu werden“, schreiben Marion Wilk und Ernst Matthiesen zu ihrem neuen Buch. Deshalb stellen die beiden nieder­sächsischen Autoren in „Ausgerechnet Bauer“ auch nicht ihre Worte, sondern die von zehn Bäuerinnen und Bauern aus ganz Deutschland in den Vordergrund. Dabei geben die Praktiker verschiedenen Alters und mit ganz unterschiedlichen Betrieben Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten.

Schnell gelesen

  • „Ausgerechnet Bauer“ ist im Oktober bei LV.Buch erschienen. Der 192-seitige Titel ist in Zusammenarbeit mit der top agrar-Redaktion entstanden. Er kostet 24 Euro.

  • Selbstbild vs. Fremdwahrnehmung, Lebens- und Arbeitsbedingungen, Zukunftsaussichten: Die Bäuerinnen und Bauern geben Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt.

  • Die Zitat-Sammlung bleibt unkommentiert.

Interview mit den beiden Autoren Marion Wilk und Ernst Matthiesen

Aushalten, hinterfragen, weitermachen

Frau Wilk, Herr Matthiesen, was hat Sie dazu bewegt, dieses Buch zu schreiben?

Matthiesen: Eigentlich beschäftigt uns das Themenspektrum dieses Buches schon seit langer Zeit. Denn in den elf Jahren, die wir selbst auf dem Land ­leben, sind uns zwei Dinge immer wieder aufgefallen: Zum einen haben Bäuerinnen und Bauern außergewöhnlich vielschichtige Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen. Und zum anderen leiden viele von ihnen unter den falschen oder verzerrten Vor­stellungen über die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit. Sie fühlen sich oft unverstanden oder nicht anerkannt.

Wilk: Das irritiert uns immer wieder aufs Neue, denn Landwirte haben eine essenzielle Bedeutung für jede Gesellschaft. Doch in der Öffentlichkeit werden schnell Feindbilder und Sünden­böcke ausgemacht; zumindest geht es um vorschnelle Einschätzungen und Beurteilungen, ohne dem Gegenüber unvoreingenommen und in Ruhe zuzuhören. Um dem etwas entgegenzusetzen, haben wir dieses Buchprojekt ­umgesetzt. Hier kommen ausschließlich Landwirtinnen und Landwirte zu Wort, ohne jede Kommentierung.

Wie haben Sie die Bauern in Ihren oft mehrstündigen Interviews erlebt?

Wilk: Zunächst war es gar nicht einfach, überhaupt Gesprächspartner für dieses Projekt zu gewinnen. Viele Bäuerinnen und Bauern haben mittlerweile Bedenken, sich öffentlich zu äußern. Glücklicherweise gab es aber auch ­andere, die das Ganze als Chance verstanden haben. Sie waren bereit, nicht nur ihre Erlebnisse und Einschätzungen, sondern auch ihre Gedanken und Gefühle zu schildern.

Matthiesen: Erstaunlich fanden wir bei den Gesprächen, dass die meisten trotz allem optimistisch in die Zukunft blicken, wobei sie ihre eigene Rolle gleichzeitig selbstkritisch hinterfragen. Dass sie also nicht einfach weitermachen wie bisher, sondern sich in unterschiedlicher Weise mit den gegenwär­tigen ökonomischen und vor allem ökologischen Problemen auseinandersetzen. Die Landwirte im Buch eint, dass sie das Bestehende konsequent verändern wollen, z. B. durch Agroforst-Systeme oder pfluglose Boden­bearbeitung. Auch Überlegungen zu ­einem erweiterten Aufgabengebiet ­jenseits der Lebensmittelproduktion fanden wir überraschend, etwa im Bereich Bildung oder Energieerzeugung.

Wilk: Gleichzeitig wurde in den Gesprächen immer wieder deutlich, dass sich ihre Sorgen und Ängste häufen – da haben wir oft eine große Not gespürt, manchmal auch Wut und Frus­tration. Besonders bestürzend fanden wir übrigens Aussagen zu den Themen Investitionskosten (für einen Normalbürger kaum vorstellbar), Bürokratie sowie Anfeindungen und Diffamierungen in der Öffentlichkeit. Für uns ist es verblüffend, wie Landwirte das aushalten – und trotzdem weitermachen.

Inwiefern hat sich Ihr eigenes Bild von der Branche verändert?

Matthiesen: Auch wenn wir uns schon seit Jahren mit Landwirtschaft beschäftigen, sind uns mehrere Dinge aufgefallen. So finde ich beispielsweise enorm, mit wie vielen Themen und Tätigkeiten Landwirte heutzutage regelrecht jonglieren müssen, wie viele unterschiedlichste Kenntnisse und Kompetenzen sie für ihren Alltag brauchen und mit wie viel Kraft und vor allem auch Risikobereitschaft sie all das annehmen und meistern.

Wilk: Mich hat berührt, wie intensiv sie sich mit der Natur, den Pflanzen und Tieren auseinandersetzen. Und ich bin beeindruckt davon, mit welcher Leidenschaft Bäuerinnen und Bauern ihren Beruf ausüben, der letztlich ihr gesamtes Leben bestimmt. ­Gerade im Hinblick auf die gegenwärtigen Problemlagen und Belastungen, denen sie ausgesetzt sind, kann man dafür nur größten Respekt und Hochachtung empfinden.

Was wollen Sie erreichen?

Wilk/Matthiesen: Wir würden uns wünschen, vorurteilsfreies Interesse wecken zu können für das Leben von Landwirten. Und dass durch ihre Erzählungen, die spannend, informativ und streckenweise auch erfrischend kontrovers sind, Verständnis und vielleicht sogar Wertschätzung entstehen. Es geht uns einfach darum, dass der Blick auf ­Bäuerinnen und Bauern geweitet wird – und das möglichst konstruktiv.

Ihre Meinung ist gefragt

In dem Buch berichten zehn Landwirtinnen und Landwirte von Ihrer Sicht auf den Beruf. Was bewegt Sie? Schreiben Sie uns gern.

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