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Acker, Stall und Aktentasche: Landwirte, die sich als Politiker engagieren

Viele Bäuerinnen und Bauern wollen mitgestalten und sich in der Gesellschaft einbringen. Das erfordert Zeit und oft auch Mut. Wir haben mit sieben von ihnen gesprochen.

Lesezeit: 6 Minuten

Landwirte und Landwirtinnen haben ein hohes Interesse an Politik – schon allein deshalb, weil sie bei der täglichen Arbeit immer präsent ist. Auch beim Gespräch am Tisch oder abends auf dem Sofa geht es häufig um bürokratische Anforderungen oder sich ändernde Gesetze. In vielen Familien ist Parteizugehörigkeit darüber hinaus gelebte Tradition.

Wir haben sieben Politiker mit landwirtschaftlichen Wurzeln gefragt, warum sie sich in der Politik engagieren und was sie bisher erlebt haben. Sie alle eint der Wunsch, zu vermitteln und gesellschaftliche Themen zu beackern. Die ersten drei Statements finden Sie in diesem Beitrag. Vier weitere finden Sie hier.

Für die CDU im Landtag: Katharina Jensen als Stimme der Bauern

Katharina, Du musst Deine Linie halten.“ Das ist ein Ratschlag, den mir mein Mann regelmäßig gibt und nach dem ich mein politisches Handeln ausrichte. Ehrlich sein und Probleme benennen, ist meine Devise. Und dazu gehört genauso, zuzugeben, wenn Dinge nicht gut gelaufen sind – auch in der eigenen Partei.

Schon seit ich denken kann, wird bei uns am Mittagstisch über Politik gesprochen: Früher war es meine Mutter, die sich auf kommunaler Ebene eingebracht hat. Heute trage ich in den niedersächsischen Landtag, was mir meine Familie, Freunde und Gesprächspartner aus der Landwirtschaft spiegeln. Denn ich verstehe mich als Stimme der Bäuerinnen und Bauern.

Politik muss Mehrheiten und Kompromisse finden.“
Katharina Jensen

Dafür fahre ich durchschnittlich an drei Tagen in der Woche nach Hannover oder an andere Orte in Niedersachsen. Die Zeit nutze ich häufig für berufliche Telefonate über die Freisprechanlage des Autos. Nur in Plenarwochen bleibe ich wegen der Abendtermine über Nacht. Mir ist es wichtig, für meine Familie da zu sein. Gerade meinem jüngsten Sohn, der erst acht Jahre alt ist, tut es gut, wenn ich ihn vor der Schule noch verabschiede.

Insgesamt fordert mein Job als Politikerin, dass ich weit mehr als 40 Stunden in der Woche arbeite. Da wäre es illusorisch zu glauben, dass ich noch fest auf unserem Betrieb eingeplant werden kann. Früher, als ich mich auf Gemeinde- und Kreisebene eingebracht habe, blieb etwas mehr Zeit: Da habe ich im Betriebsbüro mitgearbeitet, war auf Abruf und habe im Sommer auf dem Schlepper gesessen. Heute kümmere ich mich vor allem um unsere drei Kinder. Außerdem bereite ich das Mittagessen vor, wenn ich zu Hause bin. Um den Kopf frei zu bekommen, miste ich am liebsten die Boxen unserer Pferde aus.

Agrarpolitisch fordere ich einen freieren, zielorientierten Markt mit gleichen Wettbewerbsbedingungen. Zudem wünsche ich mir, dass Gesellschaft und Politik uns Landwirten zutrauen, ökonomisch und ökologisch zu wirtschaften, so wie es in anderen europäischen Ländern selbstverständlich ist.

Im Europaparlament: Alexander Bernhuber macht EU-Agrarpolitik

Wie ich mich vorstelle? Als österreichischer Landwirt und als Politiker! So oft wie möglich stehe ich im Stall oder sitze auf dem Traktor. Am liebsten ernte ich bei schönstem Wetter; die Maschinenwäsche im Herbst schiebe ich dagegen meist vor mir her. Ich versuche, einen vollen Tag in der Woche auf dem Betrieb zu arbeiten und auch das Wochenende auszunutzen.

Bin ich zwischen meinen Büros in Wien, Brüssel und Straßburg oder im Wahlkreis unterwegs, vertreten mein Bruder und mein Vater mich. Wenn ich spät nachts nach Hause komme, werfe ich nur noch schnell einen Blick auf die Post, die sich während meiner Abwesenheit angesammelt hat.

Den praktischen Bezug, den ich als Betriebsleiter zur Landwirtschaft habe, finde ich wichtig. So weiß ich aus erster Hand, vor welchen Herausforderungen die Landwirtinnen und Landwirte stehen und bringe das in die verschiedenen Ausschüsse ein. Bei Betriebsbesichtigungen in Österreich etwa kommt man mit vielen Leuten zusammen.

Es ist viel wichtiger, mit denen zu sprechen, die unmittelbar von agrarpolitischen Entscheidungen betroffen sind, als mit denen, die nur von der Seitenlinie schreien."
Alexander Bernhuber

Dabei sind Bürokratie und gesellschaftliche Akzeptanz Themen, mit denen nicht nur österreichische oder deutsche Bauern zu kämpfen haben, sondern viele in Europa. Da hilft der Blick über den Tellerrand: Zum ersten Mal habe ich ihn als Schüler bei einem Praktikum in Dänemark gewagt. Heute ist das wesentlicher Bestandteil meiner politischen Arbeit. Deshalb muss das Europäische Parlament aus meiner Sicht auch den Dialog zwischen Politik und Praxis fördern. Und: Es ist viel wichtiger, mit denen zu sprechen, die unmittelbar von agrarpolitischen Entscheidungen betroffen sind, als mit denen, die nur von der Seitenlinie schreien.

Übrigens: Für mich war es nie erklärtes Ziel, nach Brüssel zu gehen. Ich bin weiterhin als Gemeinderat tätig und hatte durch meine Position als Bundesobmann der Landjugend auch schon Brüssel-Luft geschnuppert. Eigentlich hatte ich bereits die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Lehrer begonnen. Als man mich dann aber 2019 gefragt hat, ob ich bei der Europawahl antreten möchte, habe ich mich getraut und „Ja“ gesagt.

FDP in Hessen: Friederike Becker ist Mentorin für Frauen

Bei der Tagesschau haben wir als Familie immer viel diskutiert: Was könnte man besser machen? Wieso sind Entscheidungen so und nicht anders gefallen? Als ich dann nach meinem Lehramtsstudium 2016 für das Referendariat zurück auf den Hof meiner Eltern kam, wollte ich selbst aktiv werden – zum einen für die Themen in der Landwirtschaft, zum anderen, um mich in der Bildungspolitik einzubringen. Dass ich es dann bei der Kommunalwahl in Twistetal direkt auf den fünften Platz der Liste schaffte, hätte ich nie erwartet. „Ich bringe mich gerne ein, weil mir die Werte Freiheit und Selbstbestimmung wichtig sind“, das war der Grundgedanke, mit dem ich in die Politik gestartet bin. Als ich im vergangenen Jahr für den Landtag kandidierte, habe ich das viertbeste Ergebnis der FDP in ganz Hessen geholt. Diese Erfahrung war aufregend, mich in die ganzen Themen einzuarbeiten anstrengend: Seitdem sehe ich viele Dinge mit einer neu gewonnenen Gelassenheit.

Seit März dieses Jahres bin ich außerdem im „Aktionsprogramm Kommu­­ne – Frauen in die Politik“ Mentorin für drei Frauen, die aktuell noch überlegen, sich für politische Ämter aufstellen zu lassen. Für sie möchte ich Ansprechpartnerin sein und dazu beitragen, dass Frauen sich stärker vernetzen. Auch wenn man verschiedenen Parteien angehört, ist es mir wichtig, miteinander zu sprechen und die unterschiedlichen Meinungen auszutauschen.

Insgesamt ist es schwer geworden, Menschen für Kommunalpolitik zu begeistern. Ich möchte Mut machen, es auszuprobieren. Man kann sich mit den eigenen Interessen und Fähigkeiten immer engagieren. Natürlich gibt es auch mal andere Meinungen, aber dass der Wind von vorne bläst, bin ich als Mitglied der Freien Demokraten gewohnt. Meine Erfahrung ist, dass man der Kritik am besten gerecht wird, wenn man sich der Diskussion stellt, zuhört und die Beweggründe erklärt, die z. B. hinter politischen Entscheidungen stehen.

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