„Seit dem vergangenen Jahr fordern wir eine Harmonisierung der Standards, aber nichts geht voran“, kritisiert Didier Dolheguy, Landwirt in Came (Pyrénées-Atlantiques). Zusammen mit seinen Kollegen steht er vor einem großen Kreisverkehr in Bayonne und demonstriert gegen das Mercosur-Abkommen der EU. Doch nicht nur gegen Brüssel richtet sich der Frust, sondern auch gegen die eigene Regierung in Paris.
Die Landwirte vermissen politische Stabilität und ärgern sich, dass ihre seit Monaten vorgetragenen Forderungen einfach kein Gehör finden. Nun wollen sie mit neuen Protesten auf sich aufmerksam machen. Und bekanntlich sind die französischen Berufskollegen bei ihren Aktionen nicht zimperlich. Das wissen auch die Behörden. So hat die Polizei mit 100 Beamten am Montagmorgen in Bayonne z.B. 50 Bauern mit 30 Traktoren die Auffahrt auf die Autobahn A64 verwehrt. Dort wollten sie die Mautstation blockieren.
"Die Autobahn ist Symbol für eine große europäische Handelsachse, die von dem Freihandelsabkommen Mercosur betroffen wäre, sagt Xabi Dallemane, ein Vieh- und Entenzüchter aus Bidache.
„Ende unserer Landwirtschaft“
Weiter östlich blockierten etwa 30 Bauern, darunter einige Spanier, zeitweise den Verkehr an der Grenze in der Nähe von Fos (Haute-Garonne) mittels eines Traktors und Tieren. „Mercosur ist das Ende unserer Landwirtschaft“, sagte Jéréme Bayle. Der Bauer ist bekannt von der Wutbewegung Anfang 2024.
„Wir kämpfen für die Gesundheit unserer Kinder, die die ersten Menschen sein werden, die von diesem Junk-Food betroffen sein werden, das aus den Mercosur-Ländern kommen wird. Wir kämpfen um unser Überleben", so Bayle. Er schimpft über die „dramatischen europäischen Standards“, aber auch über die Einfuhr von Fleisch und Getreide aus der Landwirtschaft in Südamerika, die dafür das Amazonasgebiet abholzt.
Doch auch in anderen Orten sind die Bauern an diesem Morgen auf der Straße. In den Pyrénées-Orientales versammelten sich etwa 30 französische und spanische Bauern am Ares-Pass; hier aber ohne die Grenze zu blockieren.
Autos und Maschinen aus Europa gegen nicht erwünschte Lebensmittel
Das angefochtene Abkommen würde es der Europäischen Union, dem ersten Handelspartner von Mercosur (Argentinien, Brasilien, Uruguay, Paraguay, Bolivien) ermöglichen, seine Autos, Maschinen und pharmazeutische Produkte leichter zu exportieren. Im Gegenzug würde es diesen südamerikanischen Ländern möglich, Lebensmittel wie Fleisch, Zucker, Reis, Honig und Soja nach Europa zu verkaufen.