Der Großteil der über die Solidaritätskorridore abgewickelten Getreidelieferungen aus der Ukraine wurde über Rumänien in die EU gebracht. Darauf hat EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski gestern im Europaparlament hingewiesen. Bei der Anhörung zu ukrainischem Getreide auf dem Binnenmarkt dankte der Kommissar ausdrücklich den rumänischen Landwirten und der Regierung in Bukarest.
Laut Wojciechowski haben insgesamt 9 Mio t Getreide aus der Ukraine die Grenze nach Rumänien überquert; davon seien fast drei Viertel, nämlich 6,5 Mio t, weitertransportiert worden. Polen erreichten dem Kommissar zufolge über den Solidaritätskorridor 4,1 Mio t Getreide, wovon allerdings nur 700 000 t das Land wieder verließen.
Zukunft der Schwarzmeerexporte unklar
Der Landweg könnte für ukrainische Agrargüter in den kommenden Woche noch wichtiger werden. Nämlich dann, wenn das Abkommen über den ukrainischen Getreideexport via Schwarzes Meer nicht verlängert wird. Aktuell laufen die Verhandlungen zwischen Russland, der Ukraine und der Türkei über das „Getreideabkommen. Wie die Tagesschau berichtet, versuchen in Istanbul Unterhändler doch noch eine Lösung zu finden.
Macht Russland seine Drohung wahr, läuft das Abkommen am 18. Mai aus.
Polnische Abgeordnete attackieren Wojciechowski
Im Europaparlament griffen polnische Europaabgeordneten den EU-Agrarkommissar an. Sie hielten ihrem Landsmann vor, zu wenig gegen die Handelserleichterungen für die Ukraine getan und damit den heimischen Landwirten geschadet zu haben. Der Kommissar erinnerte daran, dass die ersten Hürden für ukrainisches Getreide bereits 2014 beseitigt worden seien. Er verwies zudem auf die im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg genehmigten Beihilfen für die polnischen Landwirte, die sich auf mehr als 1,5 Mrd Euro aus nationalen und EU-Mitteln summierten.
Die Fortschreibung der Handelserleichterung sei eine sehr wichtige Entscheidung gewesen, betonte der Kommissar. Zudem dürfe nicht vergessen werden, was Russland auf den Weltmärkten tue. Moskaus Ziel sei es, die Ukraine vollständig zu verdrängen und die Marktanteile zu übernehmen.