Die Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben zum Thema Wolf einen Entschließungsantrag in den Bundesrat eingebracht. Die gemeinsame Bundesratsinitiative „zum künftigen Umgang mit dem Wolf in Deutschland und Europa“ ist am Freitag in die zuständigen Ausschüsse überwiesen worden.
Darin wird die Bundesregierung unter anderem aufgefordert, die erforderlichen nationalen Rechtsänderungen vorzubereiten, um ein Bestandsmanagement zur effektiven Minderung von Schäden in der Nutztierhaltung zu ermöglichen. Des Weiteren soll sie sich in Brüssel dafür einsetzen, dass der Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene angepasst wird.
Tierhalter erwarten Lösungen von der Politik
Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt verwies in ihrer Rede vor dem Bundesrat auf die zunehmende Zahl von Wolfsrissen bei Weidetieren und die einhergehenden hohen wirtschaftlichen Schäden. „Nicht nur die Tierhalter im ländlichen Raum erwarten von uns, dass wir ihre Probleme ernst nehmen und praktikable Lösungen anbieten“, betonte die SPD-Politikerin in Berlin.
Der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) begrüßte die Initiative als praxisorientiert und wertet sie als „gutes Zeichen für die Weidetierhaltung“. Das Potsdamer Agrarressort erwartet Mitte April eine Entscheidung über die Wolfsinitiative.
Erst diesen Monat hatte die EU-Kommission einen Änderungsvorschlag zur Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Richtlinie gemacht, laut dem der Schutzstatus des Wolfs herabgestuft werden soll. Zudem hatte Rheinland-Pfalz zuletzt verkündet, den Wolf ins Jagdgesetz aufnehmen zu wollen.
Kritik: Jagd ist der falsche Weg
Kritik kommt vom Wildtierschutz Deutschland e.V. Ministerin Mittelstädt führe Politik und Öffentlichkeit mit ihrer Initiative zur Regulierung des Wolfsbestands hinters Licht, heißt es von dort.
Die Politikerin haben den Eindruck erweckt, dass ein Bestandsmanagement von Wölfen zur "effektiven Minderung" von Schäden in der Nutztierhaltung führen könnte. Dafür gebe es bis dato in Europa und auch in den USA keine Belege. "Im Gegenteil. Laut Studien hat die Jagd auf den Wolf in der Slowakei die Risszahlen nicht spürbar verringert. In Slowenien sanken die Risszahlen auch nach 15 Jahren Bejagung nicht. Ebenso wenig in Frankreich. In Spanien hat die Lizenzjagd von Wölfen sogar zu mehr Rissen geführt", so der Verein.
Alte Zahlen?
Mittelstädt spreche außerdem von einer "zunehmenden Zahl von Wolfsrissen bei Weidetieren" und verdeutlicht das, indem sie Zahlen von 2006 den Daten von 2022 gegenüberstellt. "Tatsache ist, dass zwar in den Bundesländern, in denen sich Wolfsrudel erst niederlassen und sich bisher nur wenige Rudel gebildet haben, die Übergriffe auf überwiegend ungeschützte Weidetiere häufen. Die Ministerin verschweigt, dass in den wolfsreichsten Bundesländern Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen die Zahl der Übergriffe auf Weidetiere seit Jahren stagniert oder wie 2024 signifikant zurückgeht", erklärt der Verein weiter.
Ihre Behauptung, dass das Nebeneinander von Wolf und Mensch zu erheblichen Akzeptanzproblemen im ländlichen Raum führe, hält man bei Wildtierschutz Deutschland ebenfalls für widerlegt. Die Savanta-Studie (2023) belege, dass die überwältigende Mehrheit der Landbevölkerung in zehn EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, der Meinung ist, dass große Beutegreifer, darunter auch Wölfe, in der EU weiterhin streng geschützt sein und ein Recht auf Koexistenz mit dem Menschen haben sollten.
Kauertz: "Herdenschutz funktioniert"
"Nur durch guten Herdenschutz ist ein Zusammenleben von Wolf und Weidewirtschaft möglich", erläutert Lovis Kauertz, Wildtierschutz Deutschland. "Jagd kann den Herdenschutz nicht ersetzen, im Gegenteil: Herdenschutz funktioniert dort, wo stabile ungestörte Wolfsrudel leben, die es gelernt haben, dass Zäune weh tun. Diese Wölfe geben ihre Erfahrungen an ihre Nachkommen weiter und halten fremde Wölfe auf Distanz."
Die "IG Herdenschutz plus Hund" in Sachsen-Anhalt zeige, dass effizienter Herdenschutz möglich ist - ohne Jagd auf Wölfe: Seit sechs Jahren haben die beteiligten Weidetierhaltenden mit insgesamt etwa 25.000 Tieren keinen einzigen Riss zu vermelden.