Das Land NRW bekommt keinen zweiten Nationalpark. Die Bürger des Kreises Kleve haben sich gegen eine Bewerbung für die Einrichtung eines Nationalparks auf dem Gebiet des Reichswaldes in Kleve ausgesprochen. Das hat der Kreis Kleve am Sonntagabend bekannt gegeben.
Bürgerentscheid votiert mehrheitlich mit Nein
In einem Bürgerentscheid waren die Bewohner des Kreises Kleve aufgerufen, zu entscheiden, ob sich der Kreis Kleve mit der Fläche des Reichswalds beim Land Nordrhein-Westfalen um die Realisierung eines möglichen Nationalparks bewirbt. Eine Mehrheit von 52,7 % hat diese Frage nach Auszählung der Stimmen mit „NEIN“ beantwortet.
Der Kreis Kleve wird damit keine Bewerbung für einen möglichen Nationalpark Reichswald beim Landes-Umweltministerium NRW einreichen, teilt der Kreis Kleve mit. Zuvor hatte sich allerdings bereits der Klever Kreistag gegen die Einrichtung eines Nationalparkes ausgesprochen. Eine Bürgerinitiative erzwang dann in der Folge den Bürgerentscheid.
Keine Region will in NRW einen Nationalpark
Damit ist das Projekt Nationalpark der schwarz-grünen Landesregierung von NRW wohl vom Tisch. Denn alle anderen Regionen, die das Land als geeignet für einen Nationalpark eingestuft hatte, haben ebenfalls bereits abgelehnt. Das Land hatte den Rothaarkamm in Siegen-Wittgenstein, das Ebbegebirge sowie den Arnsberger Wald im Sauerland, den Hürtgenwald im Kreis Düren, das Eggegebirge in Ostwestfalen-Lippe und den Reichswald in Kleve als mögliche Schutzgebiete vorgeschlagen. Bislang gibt es in NRW einen Nationalpark in der Eifel.
Umweltminister Krischer will jetzt auf Einzelprojekte setzen
NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) reagierte auf das Ergebnis enttäuscht: „Ich respektiere das Ergebnis, auch wenn es schade ist, weil eine große Chance für mehr Naturschutz, Tourismus und Wertschöpfung vertan wird“, sagte er nach der Auszählung der Stimmen. Aufgeben will Krischer den Artenschutz trotz des Rückschlags nicht. Er will nun etwa die Moore im Land renaturieren und Schutzflächen ausbauen. Das Ziel, die biologische Vielfalt im Land zu schützen, wäre nicht gescheitert, nur weil es keinen zweiten Nationalpark gäbe, sagte er
Auch die Umweltverbände betonten nach Bekanntgabe des Ergebnisses ihr Bedauern. Der Naturschutzbund betonte, NRW sei schon jetzt das bundesweite Schlusslicht beim Schutz von Wildnisgebieten. Nun verliere das Land „weiter an Anschluss“. Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) machte für die Ablehnung eine „Anti-Nationalpark-Kampagnen der Regierungspartei CDU“ verantwortlich.
Beim für und wider zum Nationalpark in Kleve war einige Politprominenz aufeinander getroffen. Die ehemalige Bundesumweltministerin und SPD-Politikerin aus Kleve, Barbara Hendricks, warb offen für den Nationalpark. Ebenso der grüne Landtagsabgeordnete Dr. Volkhard Wille, der sich lange beim Naturschutzbund (Nabu) engagiert hat. Kleve ist die Heimat von NRW-Landwirtschaftsministerin, Silke Gorißen (CDU), die dort vor ihrer Amtszeit Landrätin war und sich offiziell allerdings zu dem Thema zurück hielt. Zu den Gegnern gehörte der aus dem Kreis Kleve stammende Bundesvorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst, Max Freiherr von Elverfeldt. Für eine Gegenkampagne hatte er mit Mitstreitern den Verein „Unser Reichswald“ gegründet.