Unsere Autorin
Stephanie Stöver-Cordes, Kaack Terminhandel GmbH
So hatten sich Bullenmäster das nicht gewünscht: Normalerweise ziehen die Schlachterlöse für männliche Schlachtrinder in dieser Jahreszeit an. Doch davon kann 2020, zumindest bisher, keine Rede sein. Corona-bedingte Probleme bei der Schlachtung und Zerlegung engen den Absatz spürbar ein (Näheres dazu lesen Sie auf Seite 106). Zeitweilig haben Schlachter sogar regelrechte Abwehrgebote herausgestellt, um die Stückzahlen zu drosseln. Erst zuletzt gab es wieder einen leichten Hoffnungsschimmer.
„Allmählich zeigen die saisonalen Verkaufsaktionen des Lebensmitteleinzelhandels endlich Wirkung“, berichtet ein westdeutscher Branchenkenner. Das verschaffe den Erzeugerpreisen zumindest etwas Luft nach oben. Etliche Schlachter bieten in der Tat etwas höhere Preise für Jungbullen. Allerdings halten sich die Steigerungen nach wie vor in Grenzen. Und selbst Optimisten würden nicht darauf wetten, dass die Erzeugerpreise in den kommenden Wochen sprunghaft steigen werden.
Die Rindfleisch-Nachfrage der Konsumenten wird vermutlich bei sinkenden Außentemperaturen zunehmen. Außerdem bereitet sich der Handel schon auf vorweihnachtliche Verkaufsaktionen vor und ordert vermehrt passende Teilstücke. Die Schlachtereien werden also keine Probleme im Weiterverkauf haben und dabei voraussichtlich auch attraktive Preise durchsetzen können. Die meisten Marktexperten bezweifeln aber, dass diese eins zu eins an die Mäster weitergegeben werden. „Ähnlich wie beim Schweinefleisch werden die Firmen stattdessen wohl auch beim Rind eher die Handelsspannen etwas ausweiten“, meint ein norddeutscher Beobachter.