Für viele deutsche Unternehmen der Kartoffelbranche ist es zunehmend schwieriger, im Welthandel konkurrenzfähig zu sein. Das sagte der Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbands (DKHV), Thomas Herkenrath, am Dienstag anlässlich des 19. Internationalen Berliner Kartoffelabends.
Die Wettbewerbsfähigkeit leide vor allem unter Bürokratie und hohen regulatorischen Auflagen. Immer mehr Probleme bereiten laut Herkenrath die Beschränkungen beim Pflanzenschutz.
Green Deal auf dem absteigenden Ast
Erfreut zeigte sich der DKHV-Präsident darüber, dass in der Politik sowohl der Green Deal als auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz als zu ambitioniert bewertet würden.
Mit Blick auf den Kartoffelanbau bereitet der Branche vor allem die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade, die große Ertragsverluste verursacht, Sorgen. Steigende Vorgaben im Pflanzenschutz würden die effektive Bekämpfung solcher Schädlinge dramatisch erschweren, beklagte Herkenrath. Sollte die Politik nicht gegensteuern, sieht er die Ernährungssicherheit in Deutschland und Europa gefährdet.
Gute Ernte 2024 - aber stimmen die Zahlen?
Die Erntemenge 2024 gab nach der offiziellen Schätzung jedoch durchaus Anlass zur Freude. Wie im Jahresbericht der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA) festgestellt wird, rodeten die hiesigen Landwirte laut den amtlichen Zahlen rund 12,7 Mio. t Kartoffeln.
Demnach stieg die Menge im Vergleich zum Vorjahr um 9,4%, bei einer um 7% auf 282.200 ha ausgedehnten Fläche. Laut UNIKA war die Menge in den vergangenen 20 Jahren nur 2004 mit 13,0 Mio. t noch größer ausgefallen.
Allerdings bezweifelt die UNIKA in ihrem Jahresbericht, dass die Höhe der amtlichen Ernteschätzung korrekt ist. Darüber hinaus sei die vorjährige Ernte durch schwache Qualitäten dezimiert worden. Häufig heiße es bei Speisekartoffeln, dass die Abzüge nach der vorgenommenen Bonitur mindestens um 10% höher lägen als in normalen Jahren.
Hohe Preise
Den aktuell hohen Preis am freien Markt bei einer gleichzeitig hohen Eindeckung mit Vertragsware und einem erstmals seit Jahren deutlich rückläufigen Produktabsatz beschreibt die UNIKA „als kaum aufzulösenden Widerspruch“.
An der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig haben sich die Futures auf Verarbeitungskartoffeln in den vergangenen zwei Wochen von ihrem bereits hohen Niveau kommend weiter verteuert. Am Donnerstag (6.1.) wurden Kontrakte mit Fälligkeit im April 2025 für 35 €/dt gehandelt.
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Kartoffelbranche muss jetzt zusammenstehen
Ebenfalls am 4. Februar fand die 24. Mitgliederversammlung von UNIKA in Berlin statt. „Die Herausforderungen des vergangenen Jahres, wie z.B. die Kraut- und Knollenfäule und das stetige Voranschreiten der Schilf-Glasflügelzikade, haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Branche zusammenstehen und gemeinsam Lösungen entwickeln“. Das sagte der Vorsitzende der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA), Olaf Feuerborn, am 4. Februar bei der 24. Mitgliederversammlung in Berlin.
Die Branche zeichnet sich laut Feuerborn seit jeher durch ihre Nachhaltigkeit sowie ihre Anpassungs- und Innovationsfähigkeit aus. „Wir stehen zu Umwelt- und Ressourcenschutz und unterstützen den integrierten Pflanzenschutz nachdrücklich. In unserer Branche gibt es keine Trennung zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben – wir vereinen alle Facetten. Mit der Kartoffel liefern wir ein Lebensmittel, das den höchsten Qualitäts- und Gütestandards entspricht und ein Vorbild für die Einhaltung von Rückstandshöchstgehalten ist,“ stellte der Vorsitzende klar hervor.
Vorstandswahlen
Turnusmäßig fanden auch die Vorstandswahlen statt. Dabei wurden die Vorstandsmitglieder Thomas Herkenrath, Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbands, Holger Laue, Vorsitzender des Ausschusses Kartoffeln des Deutschen Raiffeisenverbandes und Franz-Bernd Kruthaup, Geschäftsführer der Grimme Holding GmbH, einstimmig wiedergewählt.
Dem fünfköpfigen Vorstand der UNIKA gehören weiterhin als Vorsitzender Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt, sowie Leo von Kameke, geschäftsführender Gesellschafter der Solana-Gruppe, an.
Neuen Imagefilm vorgestellt
Ein hervorragendes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb der Branche ist der jüngst von der UNIKA produzierte Imagefilm der gesamten Wertschöpfungskette Kartoffeln. Die Premiere des Films war ein besonderes Highlight der Mitgliederversammlung.
Der Film, der in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern aus der Branche und mit Unterstützung der Landwirtschaftlichen Rentenbank entstand, zeigt eindrucksvoll die Vielfalt und Stärke der deutschen Kartoffelwirtschaft.