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top agrar versorgt Sie monatlich mit den aktuellen Entwicklungen auf den Strommärkten und erklärt die Hintergründe. Die Daten und Analysen liefert der zertifizierte Stromhändler Next Kraftwerke. Er ist einer der größten Direktvermarkter von Strom aus Erneuerbaren Energien.
Die Sonnenscheindauer im März 2025 war mit 199 Stunden die zweitlängste jemals in einem März gemessene und übertraf das langjährige Mittel (1961-1990) um 75 %. Fast zwangsläufig ergibt sich aus der Formel „Sonnenrekord + PV-Rekordausbau“ auch ein neuer Rekord für den Anteil an Photovoltaikstrom im Netz für einen März. Im vergangenen Monat übernahmen allein die bundesweit installierten Solaranlagen 16,4 % der gesamtdeutschen Last. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Anteil der PV am Gesamtstromverbrauch bei 6,5 %.
Sonnenstrom übertrifft Bedarf
Insbesondere zu Monatsbeginn und Monatsende waren längere Phasen mit aufeinanderfolgenden sonnenreichen Tagen zu beobachten. Besonders auffällig: Am 22. März, 23. März und wieder am 30. März überstieg die Gesamtstromproduktion aus Erneuerbaren Energien stundenweise den Gesamtstromverbrauch, da zusätzlich zur starken Solareinspeisung auch der Wind wehte – die Residuallast schwenkte entsprechend in den negativen Bereich. In diesem fanden sich auch die Spotpreise für Strom im März sehr häufig wieder.
Auch an Werktagen fiel der Spotpreis in den Mittagsstunden häufig auf oder unter Null Euro. Verstärkt wurde der Preisdruck noch dadurch, dass Mitteleuropa in Gänze von einem stabilen Hochdruckgebiet „betroffen“ war, sodass der tendenziell preisstabilisierende Export von Strom in Deutschlands Nachbarländer nicht oder nur eingeschränkt Abhilfe verschaffte.
Preis für Sonnenstrom fällt auf 5 Cent
Im Ergebnis sanken die Durchschnittspreise am Spotmarkt im März gegenüber dem Vormonat um gut 26 % auf 9,473 Cent pro Kilowattstunde (KWh). Onshore-Windkraft lieferte Strom zu durchschnittlich 7,513 Cent pro KWh – ein Rückgang von 35 % im Vergleich zum Monat davor. Besser schnitten Offshore-Windparks ab: Dank einer gesteigerten Auslastung erzielten sie 8,136 Cent pro KWh, was dennoch einem Minus von 31 % gegenüber Februar entspricht. Besonders stark betroffen war die Photovoltaik: Hier fiel der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde auf 5,027 Cent – ein drastischer Rückgang von 55 % zum Vormonat.
Der überdurchschnittliche Preisrückgang beim Solarstrom erklärt sich mit der solarspezifischen Capture Rate: Da Solaranlagen für gewöhnlich nur dann Strom produzieren, wenn auch alle anderen oder zumindest sehr viele Solaranlagen Strom produzieren, sind sie die ersten und größten Opfer des selbstverursachten Preisverfalls.
Störungsfreier Stromhandel
Next Kraftwerke berichtet von einem weitgehend routinierten Ablauf im Spothandel – größere Marktschwankungen oder Störungen blieben im vergangenen Monat mit zwei Ausnahmen aus. Am 6. März lagen die letzten gehandelten 500 Megawatt im Intraday-Handel (ID 500) in den Viertelstunden von 17:45 Uhr bis 18:45 Uhr bei rund 3.000 €/MWh. Grund hierfür war das unerwartete Ausbleiben einer windstarken Phase und somit eine Unterdeckung vieler Bilanzkreise, die nun untertägig Strom nachkaufen mussten, was die Preise antrieb.
Am nächsten Tag zeigte sich ein Folgeeffekt: Aus Sorge vor der Wiederholung solcher extremen Preisspitzen waren Stromhändler bereit eine Risikoprämie zu zahlen, um nicht „short“ zu sein. Daher zeigte sich am 7. März ein hoher Intraday Average, weil über mehrere Stunden dauerhaft höhere Preise abgerufen wurden.
Zusätzlich lief der Handel am Spotmarkt am bereits eingangs erwähnten 22. März auf Hochtouren. Bereits ab 09:00 Uhr stand ein massives Stromangebot aus Wind und Solar zur Verfügung. Da zusätzlich die Stromnachfrage wochenendbedingt niedrig ausfiel, stieg der Preis für Ausgleichsenergie, mit dem die Übertragungsnetzbetreiber unausgeglichene Bilanzkreise belegen, auf -3.500 €/MWh.
Wieder negative Strompreise
Nach dem Ausbleiben langanhaltender Phasen mit negativen Preisen im Vormonat kehrten diesem im März in den Markt zurück. An zwei Tagen fielen die Spotpreise für sechs aufeinander folgende Stunden in den negativen Bereich, was eine Kürzung des anlagenspezifischen anzulegenden Werts nach § 51 EEG mit sich brachte.
Kurse am Terminmarkt unter Druck
Am langen Ende zeigte sich der Terminmarkt für Strom uneinheitlich. Zu Monatsbeginn setzten die Preise für das Base-Frontjahr 2026 ihre Abwärtsbewegung aus dem letzten Drittel des Vormonats fort und fielen unter die Marke von 80 €/MWh. Anschließend setzte eine Gegenbewegung ein, wohl verursacht von enttäuschten Aussichten auf einen schnellen Erfolg bei den Waffenstillstandsverhandlungen über den Krieg in der Ukraine und das allgemein volatile Geschehen in der Weltpolitik. Die Preise zogen wieder auf 87 €/MWh an, um den Monat nur knapp darunter zu beenden.
Einen ganz ähnlichen Preisverlauf zeigten die Erdgasmärkte. Hier ging die Megawattstunde am Ende des Monats für 41,78 €/MWh aus dem Handel, was einer deutlichen Entspannung gegenüber dem Testen der 60-Euro-Marke im Februar entsprach. Hier zeigte sich ebenfalls der Effekt des stabilen Hochdruckgebiets über Deutschland, das zu höheren Temperaturen führte und somit Druck von den zuvor stark gesunkenen Gasspeicherfüllständen nahm.
Über 8.000 €/MWh für negative Reserve
Auf dem Regelenergiemarkt, den die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber nutzen, um kurzfristig verfügbare Reserven zur Stabilisierung der Stromnetzfrequenz zu sichern, zeigte sich eine uneinheitliche Preisbewegung. Während die Preise für positive Reserven (Minutenreserve und Sekundärreserve), die bei einer Unterdeckung des Netzes mit Strom zum Einsatz kommen, nahezu unverändert aus dem Monat gingen, stiegen die Preise für negative Reserven zum Abdämpfen eines überspeisten Stromnetzes extrem stark an.
So erzielten Anbieter von negativer Sekundärregelleistung, wie Biogasanlagen, bei einer kontinuierlichen Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW regelbarer Leistung durchschnittliche Einnahmen von 8.356 €, ein gewaltiges Plus von 316,55 % (!) gegenüber den Durchschnittspreisen im Februar. Sogar noch stärker stiegen die Preise für die Vorhaltung negativer Minutenreserve. Hier explodierten die Preise im Monatsvergleich um über 624 %!
Ursächlich für diese bemerkenswerte und für Betreiber von flexiblen Biogasanlagen, die am Regelenergiemarkt teilnehmen, äußerst erfreuliche Entwicklung sind zwei Faktoren. Zum einen sorgte die starke Solareinspeisung häufig für eine Überspeisung der Stromnetze, die durch die Bereitstellung negativer Reserven kompensiert werden musste. So stiegen die Preise für negative Reserven insbesondere in den Gebotsblöcken über die Mittagsstunden – wenn die Einspeisung aus Photovoltaik am höchsten ist – hinweg stark an. Einzige Ausnahme die Phase zwischen dem 10. März und dem 15. März, während derer die Solareinspeisung und somit auch der Preis für negative Reserven in den Mittagsstunden nachließ.
Zum anderen verdrängen Solar und Wind im März zunehmend fossile Winterkraftwerke aus dem Strommarkt, was zu einem verringerten Angebot an konventioneller Flexibilität auf dem Regelenergiemarkt führt und somit zu einem erhöhten Preisdruck.