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Sinkt der Strompreis durch erneuerbare Energien überhaupt nicht?

Strom werde mit der Energiewende nicht günstiger. Trotzdem bleibe der Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos, meint Thomas Schoy, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut.

Lesezeit: 4 Minuten

Kaum ein Thema bewegt die Deutschen aktuell so stark wie die Entwicklung der Strompreise. „Dabei hält sich in diesem Zusammenhang auch ein hartnäckiges Missverständnis in Form der Annahme, dass der Ausbau erneuerbarer Energien automatisch zu sinkenden Energiepreisen führt“, sagt Thomas Schoy, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut. Die Firma errichtet vor allem Photovoltaikanlagen auf Freiflächen.

Gerade die in vielen Fällen verwendeten unzureichend analysierten Untersuchungen, die selten zwischen Realpreisen und Nominalpreisen unterscheiden, würden diese Vorstellung befeuern, so Schoy. Erst kürzlich hatte die Denkfabrik „Agora Energiewende“ über sinkende Strompreise berichtet.

Die Realität zeichnet hier laut Schoy ein anderes Bild: „Strompreise steigen, selbst mit einem ambitionierten Ausbau erneuerbarer Energien.“ Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von der zunehmenden Elektrifizierung sämtlicher Wirtschaftssektoren über den notwendigen Zubau neuer Kraftwerkskapazitäten bis hin zum Ausscheiden älterer, abgeschriebener Kohlekraftwerke. „Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft wirken dabei vor allem dämpfend auf diese Preissteigerung, können sie aber nicht gänzlich verhindern“, erklärt der Geschäftsführer.

Real- und Nominalpreise

Doch die Art der Betrachtung von Preisen spielt gerade in Prognosen eine entscheidende Rolle. Realpreise zeigen die Entwicklung unter Berücksichtigung der Kaufkraft, indem sie die Inflation aus den Berechnungen herausrechnen. Diese Darstellung bietet eine klare Sicht auf die Kostenentwicklung und ermöglicht einen neutralen Vergleich über längere Zeiträume.

Nominalpreise hingegen enthalten Inflationsannahmen, wodurch prognostizierte Preise mit der Zeit immer höher erscheinen. Für den Strommarkt bedeutet dies, dass Analysen von Realpreisen ein verzerrtes Bild liefern. „Hier werden die inflationsbereinigten Effekte auf Investitions- und Betriebskosten sichtbar, was in der öffentlichen Wahrnehmung zu Verunsicherungen führen kann“, sagt er. Dies gelte besonders in Verbindung mit erneuerbaren Energien, deren Kostenstrukturen langfristig stabiler sind als die fossiler Energieträger.

Stabilität statt Illusionen

Schon seit einer Weile breitet sich die Elektrifizierung über nahezu alle Sektoren aus: Verkehr, Industrie und Haushalte setzen zunehmend auf Strom als primäre Energiequelle. Diese wachsende Nachfrage trifft auf ein Energiesystem, das gleichzeitig älter wird. „Mit dem Abschalten abgeschriebener Kohlekraftwerke entsteht ein Bedarf an neuen Kraftwerkskapazitäten. Solche neue Anlagen, auch wenn sie mit erneuerbarer Energie arbeiten, bringen zunächst höhere Kosten mit sich, da sie einer Finanzierung durch Investitionen bedürfen“, erklärt er.

Erneuerbare wirken in diesem Szenario wie ein Puffer, der die Preissteigerungen abfedert. Zwar sinken die Kosten für Solarenergie seit Jahren durch technischen Fortschritt und Skaleneffekte. Dennoch bleibt der Gesamteffekt auf die Strompreise begrenzt, da der Ausbau der Erzeugungskapazitäten und der Ausbau der Stromnetze mit erheblichen Investitionen verbunden sind. Denn mit diesem zunehmendem Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt die Volatilität in der Stromerzeugung zu, was sich zum einen in stärker schwankenden Preisen niederschlägt und andererseits den Zubau von einer Vielzahl neuer Gaskraftwerke notwendig macht.

Diese Kraftwerke sollen die Schwankungen durch ihre schnelle Reagibilität ausgleichen und dienen als sogenannte ‚Residualkraftwerke‘. Sie liefern also den Stromanteil, der unabhängig von den volatilen Energieträgern Wind und Sonne benötigt wird. „Dazu kommt noch, dass sich der Strompreis im Grunde parallel zum Gaspreis entwickelt – keine gute Nachricht in Zeiten geopolitischer Spannungen“, sagt er.

Ehrliche Debatte nötig

Um die Energiewende realistisch zu bewerten, müssen laut Schoy Diskussionen um Strompreise die Differenz zwischen Real- und Nominalpreisen klar benennen. So zeigt der Fokus auf inflationsbereinigte Daten, dass erneuerbare Energien wie Solarenergie eine langfristig wirtschaftlich sinnvolle und ökologische Notwendigkeit darstellen. Gleichzeitig sei dringend eine Korrektur der Erwartung nötig, dass die Energiewende automatisch zu sinkenden Strompreisen führt. „Investitionen in neue Technologien, Kraftwerke und Stromnetze erfordern finanzielle Mittel, die sich auf die Strompreise auswirken. Diese Kosten sind unvermeidbar, da das Energiesystem auf eine nachhaltige Grundlage gestellt wird.“

Erneuerbare Energien schafften dabei nicht die Illusion sinkender Preise, sondern böten die Chance auf langfristige Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit und Klimaschutz. Schoy fasst zusammen: „Ehrliche Kommunikation über diese Zusammenhänge hilft, die Akzeptanz der Energiewende zu fördern. Strompreise steigen – doch das Ziel ist ein stabiles, nachhaltiges und zukunftsfähiges Energiesystem, das allen zugutekommt.“

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