Der Sojamarkt bricht derzeit alle Rekorde. Der Internationale Getreiderat (IGC) erwartet für das Wirtschaftsjahr 2024/25 eine Rekordproduktion von über 420 Mio. t. Der Verbrauch kann nicht mithalten, sodass die Endbestände ebenfalls auf einen neuen Höchststand von 86 Mio. t zum Saisonende im September 2025 klettern. Was sind die Gründe für die Sojaschwemme und ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich mit eiweißreichen Futtermitteln einzudecken?
Bei der Agravis in Münster begründet man die gute Versorgungslage mit optimalen Bedingungen in allen wichtigen Sojaanbaugebieten:
In den USA endet gerade die Ernte und die Landwirte berichten von Rekorderträgen. Auch die Verarbeitung der Sojabohnen läuft in den USA dank einer stabilen Nachfrage nach Biodiesel auf Hochtouren, so dass das Schrotangebot das ganze Jahr über hoch bleiben dürfte.
In Argentinien setzen die Landwirte derzeit verstärkt auf Sojabohnen, da sie im vergangenen Jahr krankheitsbedingt hohe Einbußen bei Körnermais hinnehmen mussten. Daher könnte die Ernte in Argentinien erneut überdurchschnittlich ausfallen.
Und auch in Brasilien dürfte die Anbaufläche zunehmen, sodass eine Rekordernte möglich ist.
Rapsschrot etwas knapper
Bei Rapsschrot ist das Angebot dagegen knapper. Die weltweite Rapsproduktion wird 2024/25 stark zurückgehen, vor allem in Europa. Im vergangenen Wirtschaftsjahr waren Lagerbestände und Ernte hoch, so dass so viel Raps verarbeitet wurde wie nie zuvor. Allein Deutschland hat 2023/24 rund 9,7 Mio. t der schwarzen Ölfrucht verarbeitet. Das dürfte sich nicht wiederholen. „Derzeit deutet alles auf einen Rückgang der EU-Rapsverarbeitung um rund 2 bis 3 Mio. t bzw. gut 10 % gegenüber dem Vorjahr hin“, schätzen die Agravis-Einkäufer.
Dies spiegelt sich auch in den Preisen wider. Während Sojaschrot im deutschen Großhandel so günstig ist wie lange nicht, tendieren die Rapsschrotpreise seit Monaten seitwärts und pendeln zwischen 250 und 300 €/t (siehe Übersicht). „Man sollte den Rapsschrotmarkt dennoch in den nächsten acht Wochen genau beobachten und eine Kaufentscheidung auch für spätere Liefertermine im Wirtschaftsjahr 2024/25 treffen“, empfiehlt der Agravis-Sprecher. Die Rapsverarbeitung könnte sich im weiteren Verlauf abschwächen.
Markt Pro empfiehlt Kauf
Ähnlich sieht es der unabhängige Marktanalyst Jan Peters. „Rapsschrot ist knapp, weil auch die Ukraine weniger Raps geliefert hat als erwartet“, sagt er. Seinen Abonnenten von Markt Pro bzw. agrarfax empfiehlt er derzeit den Schrotkauf bis zur neuen Rapsernte Mitte 2025.
Bei Sojaschrot ist seine Empfehlung ebenfalls klar: „Jetzt ist der optimale Zeitpunkt, um sich Ware für einen längeren Zeitraum zu sichern“, ist Peters überzeugt. Derzeit gebe es für den Sojamarkt nur bärische Nachrichten. Das könne sich aber schnell ändern, wenn die Wettermärkte aufkommen und die Ernteprognosen in Argentinien oder Brasilien eintrüben.
Risikoprämie entwaldungsfrei
Und noch etwas sollten Tierhalter im Auge behalten. Die EU-Kommission hat zwar versprochen, die neue Entwaldungsverordnung um ein Jahr auf Anfang 2026 zu verschieben. Doch das Europaparlament könnte diese Entscheidung noch kippen. „Das lähmt das Futtermittelgeschäft“, sagt ein Agrarhändler.
Der Grund: Wer jetzt für 2025 kauft, zahlt noch einen Risikoaufschlag. „Er liegt bei rund 40 € pro Tonne Sojaschrot“, schätzt er. Erst wenn der Beschluss auch das Parlament passiert habe, herrsche Klarheit. Die Sojaschrotpreise für 2025 dürften dann noch etwas nachgeben.