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Nordzucker stoppt Bau der Erbsenproteinfabrik in Groß Munzel

Veränderte Marktbedingungen zwingen den Zuckerverarbeiter Nordzucker dazu seine Pläne zu Erbsenproteinproduktion anzupassen. Das geplante Werk wird erst mal nicht gebaut.

Lesezeit: 3 Minuten

Das kommt überraschend. Eigentlich wollte die Nordzucker AG ab Mitte 2026 im eigenen Werk in Groß Munzel Eiweißkonzentrate aus Erbsen produzieren. Die Planungen dafür liefen seit Jahren und für 2025 waren auch schon die ersten Anbauverträge mit Landwirten unterschrieben. Auch beim Spatenstich mit der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, im November 2024 schien noch alles nach Plan zu laufen. Doch nun der Rückzieher. Das Werk wird vorerst nicht gebaut.

Preisverfall bei Konzentraten

Offiziell spricht der Vorstandsvorsitzende Lars Gorissen von einer Verschiebung des Baubeginns aufgrund veränderter Marktbedingungen. „Der Markt für pflanzenbasierte Proteine wächst aufgrund der allgemeinen Konsumzurückhaltung geringer als erwartet.“ Hinzu kämen zusätzliche Importe vor allem aus China nach Europa infolge von US-Zöllen auf chinesische Waren. Zusammen mit neuen Produktionskapazitäten in Europa gebe es daher bereits Überkapazitäten, die zu niedrigen Preisen für Proteinkonzentrate führten.

Gorissen betont, dass Nordzucker weiterhin großes Potenzial im Markt für pflanzliche Proteine sieht. „Gleichzeitig ist es notwendig, dass wir unser Handeln den veränderten Marktbedingungen anpassen.“ Was das genau bedeutet, ließ er offen, betonte aber, dass die für 2025 abgeschlossenen Anbauverträge für Erbsen erfüllt würden. Die Landwirte müssten sich also keine Sorgen machen.

Konzept wird angepasst

Alexander Godow, COO Nordzucker, ergänzt auf Anfrage von top agrar: „Wir prüfen verschiedene Optionen, um den veränderten Rahmenbedingungen zu begegnen. Wir haben diesen Zeitpunkt für die Entscheidung gewählt, da wir noch nicht mit dem Anlagenbau begonnen haben und jetzt das Konzept noch gut anpassen können.“

Auch er stellt klar, dass die für 2025 abgeschlossenen Anbauverträge für die Gelbe Erbse selbstverständlich erfüllt werden. Die gut lagerfähigen Erbsen würden zu den vereinbarten Konditionen abgenommen. Eine Einlagerung der Erbsen sei ohnehin geplant gewesen. Wann es weitergeht, ließen die Manager aus Braunschweig allerdings offen. Auch nicht, ob sich das Investitionsvolumen ändert.

Die Vorgeschichte

Im Jahr 2023 hatte das Unternehmen die Entscheidung getroffen, mehr als 100 Mio. € zu investieren, um in den Markt für pflanzliche Proteine einzusteigen. Die Erbsenproteinfabrik sollte auf dem Gelände einer ehemaligen Flüssigzuckerfabrik von Nordzucker entstehen. Nach den bisherigen Planungen sollen dort rund 60 Arbeitsplätze entstehen.

Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Anlage, in der Konzentrate und Trockentexturate aus Erbsenproteinen für die Weiterverarbeitung in der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie hergestellt werden, war für Mitte 2026 geplant. Die gelbsamige Körnererbse passe gut in die Fruchtfolgen der heimischen Landwirtschaft, hieß es. Die neue Anlage sollte neben der Produktionsanlage auch 16 Silos zur Lagerung der Erbsen umfassen.

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