Wenige Wochen vor Weihnachten bleiben die Preise auf dem europäischen Milchmarkt hoch. Nach Angaben von DCA Market Intelligence (DCA) ist der Preisindex für Sahne bzw. Rahm in Nordwesteuropa zuletzt auf ein Rekordhoch gestiegen. Grund dafür sei das knappe Milchangebot in der EU, das zu Engpässen im gesamten Milchsektor führe.
Die niederländische DCA ermittelt Marktdaten und Preisindizes, die für die Agrar- und Ernährungswirtschaft relevant sind. Dazu gehört auch der Preisindex für Rahm, der als Basis für viele Produkte wie Butter, Eiscreme, Käse, Schlagsahne, Kaffeesahne und Backwaren verwendet wird.
Fettreiche Produkte beliebt
Laut DCA steigt derzeit nicht nur die Nachfrage der Industrie, sondern auch die Vorliebe der Verbraucher für fettreiche Milchprodukte wie Käse. Das trieb den Preis für Sahne wochenlang an die 10.000-Euro-Marke. Doch erst am Donnerstag vergangener Woche wurde die Schallmauer durchbrochen: Der DCA-Benchmarkpreis für Sahne/Rahm stieg um 175 € auf 10.155 € pro Tonne.
"Wir erheben die Rahmpreise seit 2011, und noch vor wenigen Jahren schienen solche Höhen unvorstellbar", sagt Eric de Lijster von DCA. Der Ausbruch des Ukraine-Konflikts 2022 habe den Markt verändert und zu strukturell höheren Milchpreisen geführt, so seine Analyse.
Starke Nachfrage, stagnierende Menge
Das hohe Preisniveau auf dem europäischen Milchmarkt wird durch eine starke Nachfrage nach Milch gestützt. Die Molkereien stehen vor der schwierigen Entscheidung, ob sie Milchpulver, Käse, Speiseeis oder Butter produzieren sollen, denn die DCA-Benchmarks zeigen hohe Preise in all diesen Segmenten.
Milch bleibt vorerst knapp
Das Milchangebot bleibt jedoch knapp. Viele Milchviehbetriebe geben auf, weil es keine Nachfolger gibt oder weil die Vorschriften immer strenger werden. In den Niederlanden ist die Milchproduktion in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 2% zurückgegangen. Polen hat die Niederlande inzwischen als drittgrößten Milchproduzenten der EU nach Deutschland und Frankreich überholt.
Zusätzlich tragen saisonale Faktoren zur Verknappung bei, da die Kühe im Herbst weniger Milch geben. Ob die Preise weiter steigen können, ist offen. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass sich die Milchproduktion in Nordwesteuropa bald erholen wird. Saisonbedingt sinken die Rahmpreise ab Ende November, wenn die Feiertage näher rücken.