Bei der Raiffeisen Viehzentrale (RVZ) arbeitet man mit Hochtouren an der Aufarbeitung der Manipulationsvorwürfe. Im Raum steht, dass bei der Vermarktung von Großvieh Unterschriften gefälscht wurden und bei gut 1.100 Bullen falsche Angaben zur Haltungsform gemacht wurden. Unklar bleibt weiterhin, wer dafür im Detail verantwortlich ist.
RVZ-Geschäftsführer Martin Wesselmann betonte heute bei einer Onlinekonferenz mit fast 500 Teilnehmern, dass man intensiv an der Aufarbeitung des Falles arbeite. „Ich kann bestätigen, dass bei der Vermarktung von Großvieh unterschiedliche Parteien involviert waren und dabei falsche Lieferscheine mitgeführt wurden. Richtig ist auch, dass der Sachverhalt bislang nicht aufgeklärt ist. Wir wissen nicht, wer die Lieferscheine im Zeitraum November 2023 bis Januar 2024 verändert hat“, so Wesselmann. Insgesamt sind von den Vorfällen 0,5 % der im Großviehsektor gehandelten Tiere betroffen.
Derzeit sucht man zusammen mit der QS-GmbH und den Marktpartnern nach der Ursache. Man sei für jedwede Hilfe offen und dankbar, heißt es seitens der RVZ. „Sehr gut läuft die Zusammenarbeit mit dem Hause Tönnies. Hierüber halten wir engen Kontakt zu den Verantwortlichen im Lebensmitteleinzelhandel,“ betont Martin Wesselmann.
RVZ-Fall: Landwirte müssen zugelassenen Bündler nachweisen!
Die RVZ verliert Stand heute am 25. April 2025 ihre QS-Bündlerfunktion. Das hat Folgen für betroffene Landwirte. Die QS-GmbH in Bonn weist darauf hin, dass Landwirte unbedingt darauf achten müssen, dass ein für QS und gegebenenfalls ITW zugelassener Bündler beauftrag ist. Eine Liste mit Bündler ist unter www.q-s.de zu finden.
Edeka hebt Sperren auf
Verständnis zeigten Wesselmann und sein Geschäftsführerkollege Josef Ebert für die Liefersperren, die die Edeka nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegenüber der RVZ erlassen hat. Edeka hatte in drei Regionen eine Liefersperre für alle Tierarten aus höheren Haltungsformstufen erlassen. Zudem wurde in einer süddeutschen Region eine Sperre für konventionelle Ware ausgesprochen. Diese ist inzwischen wieder aufgehoben. „Im Bereich der höheren Haltungsformen suchen wir derzeit gemeinsam mit der Edeka nach Lösungen“, so Wesselmann. Wie die RVZ-Verantwortlichen weiter erklärten, seien von anderen Handelspartnern keine Liefersperren ausgesprochen worden.
RVZ-Transportsparte bleibt für QS gesperrt
Offen ist derzeit, wie es in Bezug auf die QS-Sperren weitergeht. Man sei mit QS im Gespräch und suche nach einer einvernehmlichen Lösung. Gesperrt bleibt bis auf Weiteres die Transportsparte der RVZ für QS-Tiere. Die zwei Lkw der RVZ werden nun in das Tochterunternehmen Anilog GmbH überführt. Hier werden mit rund 30 Lkw unterschiedlicher Größe Tiere gefahren.
Eine Sperre besteht weiterhin für die Bündlerfunktion der RVZ im QS-System. QS hat die RVZ aufgefordert, den Bündlervertrag bis zum 25. April 2025 zu kündigen.
Keine finanzielle Schieflage
Wichtig zu betonen war der RVZ-Geschäftsführung, dass sich das Unternehmens angesichts der Manipulationsvorwürfe nicht in einer finanziellen Schieflage befindet. „Unser Umsatz in der RVZ-Muttergesellschaft beträgt 890 Mio. €, das Eigenkapital liegt bei ca. 30 Mio. €, und wir haben keine langfristigen Verbindlichkeiten. Wir sind finanziell solide aufgestellt. Kein Landwirt muss sich Sorgen machen, dass er Geld verliert. Wir arbeiten intensiv daran, dass Landwirte keinen Schaden aus dem Vorfall erleiden“, so Wesselmann.