Der britische Agrarexport in die Europäische Union hat durch den Brexit stark gelitten. Darauf hat die Food and Drink Federation (FDF) jetzt aufmerksam gemacht. Laut ihren Angaben wurden aus dem Vereinigten Königreich im Jahr 2024 insgesamt um gut ein Drittel, konkret 34,6 % weniger Agrarrohstoffe und Lebensmittel in die EU geliefert als 2019.
Der FDF zufolge kann nur ein Teil dieses Rückgangs mit globalen Trends wie der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg in Verbindung gebracht werden. Denn andere europäische Länder, darunter die Niederlande, Deutschland und Italien, hätten ihr Agrarexportvolumen seit 2020 steigern können. Dies deute darauf hin, dass der Rückgang der Lebensmittelexporte nicht Teil eines globalen Trends sei, sondern ausschließlich auf die britischen Post-Brexit-Regelungen zurückzuführen sei.
Kontrollen nerven die Briten
Der Verband hebt auch hervor, dass die Einfuhren von Lebensmitteln und Getränken aus der EU in das Vereinigte Königreich 2024 um 3,3% auf umgerechnet 53,2 Mrd. € gestiegen sind. Und das sei erfolgt, nachdem im April 2024 neue Grenzkontrollen für Lebensmittel und Getränke aus der EU eingeführt worden seien.
Die FDF beklagt, dass nichtsdestoweniger beim Export in die EU noch deutlich mehr Kontrollen durchgeführt würden als bei der Einfuhr in das Vereinigte Königreich.
Dies hat der FDF zufolge mit dazu beigetragen, dass die Gesamteinfuhren von Lebensmitteln und Getränken in das Vereinigte Königreich im Jahr 2024 mit 75,1 Mrd. € den höchsten Wert aller Zeiten erreicht haben. Auf der anderen Seite hätten viele britische Exporteure, insbesondere die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU), Schwierigkeiten, die strengeren Anforderungen der EU zu erfüllen.
Briten wünschen sich Abkommen mit EU
Angesichts des wachsenden Außenhandelsdefizits mit der EU fordert die FDF einen strategischen Ansatz für die Handelsbeziehungen mit der Gemeinschaft, um diesen Trend umzukehren. Abhilfe soll ein ausgewogenes Abkommen über die gesundheitspolizeilichen und pflanzenschutzrechtlichen Maßnahmen (SPS) schaffen. Ferner sollen die Unternehmen entlastet werden, zum Beispiel durch den Abbau von Bürokratie und Grenzgebühren.
FDF-Direktor Balwinder Dhoot appellierte an die Londoner Regierung, auf die EU zuzugehen und so viele Handelsbarrieren wie möglich abzubauen. Die EU sei der wichtigste Handelspartner des Vereinigten Königreichs im Lebensmittel- und Getränkesektor und werde dies auch bleiben. Laut Dhoot entfielen im vergangenen Jahr 61,8% der britischen Ausfuhren und 75,6% der Einfuhren des Landes auf die Gemeinschaft.
Das sind die größten Handelspartner
Dabei sind laut FDF Irland und Frankreich weiterhin die größten Exportmärkte des Vereinigten Königreichs. Die USA, die an dritter Stelle stehen, erhöhten ihre Bezüge im vorigen Jahr um 11,8 %. Auch die Türkei ist ein zunehmend wichtiger Exportmarkt für die britische Lebensmittelindustrie mit einem Wachstum von zuletzt 23,4 %.
Insgesamt erhöhten sich die Agrar- und Lebensmittelausfuhren in Nicht-EU-Länder 2024 um 5,7 %. Dazu beigetragen haben der FDF zufolge auch die neuen Handelsabkommen. So habe zum Beispiel Australien zwei Jahre nach Inkrafttreten der neuen Übereinkunft die Einfuhren um 9,1% auf 511 Mio. € gesteigert.