Erneut hat der Präsident der National Farmers’ Union (NFU), Tom Bradshaw, der Labour-Regierung Wortbruch vorgeworfen. Kaum hätten die neuen Minister den Weg in ihre Büros gefunden, hätten sie ihr erstes Versprechen aus dem Wahlkampf gebrochen, so Bradshaw letzte Woche in London.
Die geplante Erbschaftssteuer auf landwirtschaftliche Betriebe überschattet nach seinen Worten alles andere und nimmt den Landwirten die Fähigkeit zu planen, zu investieren und oft auch zu hoffen.
Druck auf Landwirte unerträglich
Er mache sich Sorgen um die nächste Generation an Farmern, so Bradshaw weiter. Aber seine Sorge gelte auch den älteren Landwirten, für die der Hof zu ihrer Rente wurde. Der Druck auf die psychische Gesundheit dieser Menschen sei „unerträglich“.
Viele ältere Landwirte stünden jetzt vor dem realen Dilemma, dass, wenn sie nicht vor April 2026 sterben, ihre Kinder mit einer Familienbetriebssteuerrechnung konfrontiert sein werden, für die sie einfach nicht genug Geld verdienen.
Die Regierung müsse dies dringend korrigieren, mahnte der NFU-Präsident zum wiederholten Mal. Auch wirtschaftlich sei die Steuer falsch. Bradshaw verwies zudem auf die Petition mit der Forderung auf Verzicht der Steuer, die von 275.000 Menschen unterzeichnet worden sei.
Stopp für Lebensmittelimporte aus niedrigeren Standards
Darüber hinaus forderte der NFU-Präsident die Regierung auf, die Einfuhr von Lebensmitteln nach Großbritannien zu stoppen, deren Herstellung hier illegal wäre. Als Beispiele für ungleiche Standards nannte er die zulässige Besatzdichte in britischen Geflügelhaltungen, das Verbot der Neonikotinoide und die geplante Düngemittelsteuer.
Bradshaw stellte zugleich klar, die Bauernverbände werden nicht aufgeben und nicht nachgeben, bis die Minister das Richtige tun. Denn die Erzeugung von Nahrungsmitteln sei nicht einfacher geworden. Zugleich erklärte er, viele Landwirte machten sich Sorgen, ob sie bis Ende 2025 durchhalten.
So haben sich die Farmer den Brexit nicht vorgestellt
Vor dem Brexit sei man davon ausgegangen, dass die Streichung der Direktzahlungen dadurch ausgeglichen würde, dass die Landwirte einen angemessenen finanziellen Ertrag aus den Umweltprogrammen erzielen und die Pachten sinken würden. Dies sei aber nicht der Fall. Eine schlechte Politik, die geopolitische schwierige Lage und noch nie da gewesene Wetterverhältnisse hätten vielmehr dazu geführt, dass sich Teile der britischen Landwirtschaft in der schlimmsten Liquiditätskrise seit Generationen befänden.